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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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zeichnete zunächst den Umriß des Camps mit den Wachtürmen und dem Eingang. Sechzehn Türme waren es im ganzen, und er hielt sich genau an die Zahl, denn jeder in Wasloh kannte sie. Danach machte er eine Pause und überlegte. Der Faustschlag hatte es in sich gehabt. Seine Lippen waren geschwollen, und die oberen Vorderzähne wackelten. Trotzdem, dachte er, ich kann doch nicht …, kann doch nicht einfach die ganzen Bestände angeben, die Lagerorte verraten … »Bist du schon fertig, oder was ist?«
»Ich denke nach.«
»Worüber?«
»Wollt ihr da rein, oder geht es euch nur darum, zu wissen, was da liegt?«
»Das hat dich nicht zu interessieren. Los, arbeite weiter!«
Und Haggerty zeichnete und schrieb.
Zehn Minuten später war er fertig, drehte sich um. »Krieg’ ich jetzt was zu essen?«
Mit gezogener Waffe ging Robert auf ihn zu, holte aus seiner Jackentasche ein Foto heraus, legte es neben die Zeichnung. Es war eine der Depot-Aufnahmen, die der Storch gemacht hatte. Sie zeigte das Camp von oben. Mit einem einzigen Blick erkannte er, daß auf der Zeichnung – abgesehen von den Außenanlagen – nichts stimmte. Er steckte das Foto wieder ein, griff nach dem Bogen, zerriß ihn, warf die Schnipsel auf den Fußboden. Dann packte er
Haggertys Linke, knallte sie auf den Tisch, drückte die Mündung seiner Waffe auf den Zeigefinger und entsicherte.
»Das …, das kannst du nicht machen! Du hast gesagt, ein zweiter Versuch nach zwanzig Stunden … und erst dann …«
»Du hast uns zweimal belogen, und darum ist der Finger schon jetzt dran.«
»Bitte!« Haggerty war ins Schwitzen gekommen. Er zog die Linke weg, dann auch die Rechte, verbarg sie unter dem Tisch. »Ich schwöre euch beim Leben …«
»Leg die Hände auf den Tisch! Ich zähle bis drei, und wenn dann nicht alle zehn Finger ausgespreizt auf der Platte liegen, schieße ich dir in den elften, und das tut entschieden mehr weh. Eins, zwei …«
Haggerty schob beide Hände auf den Tisch. Sie zitterten, und die Finger waren gekrümmt wie eingezogene Krallen. »Okay, du kriegst eine allerletzte Chance.« Robert steckte die Waffe in den Gürtel. »Wir ändern das Programm! Du kommst jetzt wieder in den Keller, und in vier Stunden machst du uns den Plan. Aber paß auf, daß er stimmt! Wir haben zweiundfünfzig Fotos, auch Aufnahmen von einzelnen Gebäuden und Listen über Bestände. Du bist nicht unsere einzige Quelle. Wir können also vergleichen.« Er ging zur Tür, öffnete sie, rief in die Küche, er brauche die restlichen Fotos. Wenige Augenblicke später reichte Zayma sie ihm herein. Er kehrte mit dem Packen an den Tisch zurück, fächerte die vielen Bilder vor Haggertys Augen kurz auseinander. »Hier! Einige der wertvollsten Informationen, die wir haben, stammen übrigens von Colonel Braden. Also überlege dir gut, ob du es noch einmal versuchst, uns reinzulegen. Es würde dich teuer zu stehen kommen.«
»Ich werde tun, was ihr verlangt.«
Robert brachte den Gefangenen wieder in den Keller, fesselte ihn an Händen und Füßen und kehrte zu seinen Leuten zurück.
»Er ist weich«, sagte er und setzte sich. »Zuerst hat er mich reinlegen wollen, aber seit er die Fotos gesehen hat, weiß er, daß wir einige seiner Angaben überprüfen können. Heute mittag hat er die nächste Malstunde.« 
    »Okay«, sagte Pierre, »dann haben wir jetzt ja Zeit, noch etwas zu besprechen.«
»Alle Zeit der Welt«, sagte Robert. »Worum geht es?« 
    Pierre klopfte auf den Stapel Fotos, der nun wieder auf dem Tisch lag. »Es geht um den Tunnelbau. Zaymas Bericht über diesen Golombek war zwar sehr beeindruckend, aber der Mann kann noch so bereitwillig sein, es bleiben ein paar saftige Probleme. Wie wollt ihr zum Beispiel einen fast hundert Meter langen Tunnel bauen und den Krach mit Fliesenlegerarbeiten übertönen? Das ist doch ganz unmöglich!«
»Also, mein Lieber«, es war Sophie, die offenbar das Bedürfnis hatte, ihren Fehler wettzumachen oder sich wenigstens nicht gegen Robert zu stellen, denn sonst äußerte sie sich zu technischen Fragen fast nie, »ein Schwimmbad entsteht nicht nur durch Fliesenlegen. Es muß zum Beispiel ausgebaggert werden, und das macht Krach.« 
    Doch Pierre wischte ihre Bemerkung mit einer knappen Handbewegung weg. »Die Baggergrube für ein Schwimmbad ist in ein paar Stunden ausgehoben, während wir an dem Tunnel bestimmt einen ganzen Monat arbeiten. Und woher sollen die Maschinen kommen? Ich weiß nicht,

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