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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dem Bau,
und da passiert es mit Sicherheit, daß einer sich mal verplappert. Dann könnte der Mann mißtrauisch werden.« »Hast recht«, erwiderte Robert. »Da wir ohnehin nur Vornamen benutzen, bin ich auch gegen eine Änderung. Ich werde ihm sagen, daß ich Robert heiße und nicht Thomas Scherer und daß die Tarnung beim Telefonieren die Vorsicht der allerersten Stunde war. Das wird er verstehen. Nur Zayma sollte ab heute für alle Nadine heißen und Französin sein, denn wenn wir sie Golombek jetzt plötzlich als Libyerin präsentieren, macht ihn das vielleicht stutzig, und womöglich kommt er dann auf die Wahnsinnsidee, sie könnte auch schon mal als die Israelitin Ruth Silbermann aufgetreten sein und mit einem Mister Braden Tennis gespielt haben.«

9.
    Nadine kannte er ja schon, und so galten seine prüfenden Blicke besonders den beiden Männern, die mit ihr aufs Gestüt gekommen waren. Robert wirkte energisch und selbstbewußt, und daß er sich zunächst eines anderen Namens bedient hatte, war plausibel. Nadine hatte ihn vorgestellt als den Chef ihrer Gruppe. Der andere, von dem sie gesagt hatte, er sei zwar kein Mitglied, aber doch ein Freund, und er heiße Rüdiger, war groß, hatte blondes Haar und einen hellen Teint.
    Sie saßen in der Bibliothek, waren gleich zur Sache gekommen. Auf dem Schreibtisch lagen die alten Baupläne. Golombek hatte bequeme Sessel und einen runden Tisch herangerückt. Auf Lauras Frage, ob sie etwas servieren solle, hatte er geantwortet, später würden sie zu viert zum Essen herunterkommen und bis dahin wünsche er keine Störung. Um aber ganz sicherzugehen, daß kein unerwarteter Besucher eintrat, hatte er die mit einem dicken schallschluckenden Polster versehene Tür abgeschlossen. »Geht’s nicht ohne Stützung?« fragte Robert.
»Die Vorschrift verlangt, daß ab 1,75 Meter Stollenlänge gestützt wird«, antwortete Rüdiger, »und das ist auch gut so. Wäre sonst der reinste Selbstmord.«
    »Okay, du bist der Fachmann. Aber wie treiben wir den Tunnel denn nun durch den Boden?«
    »Es kommt nur eine einzige Methode in Frage: Wir arbeiten mit einer Presse.«
»Was bedeutet das?« fragte Golombek.
»Eine ziemlich große Maschine, die aber auf unserem Siebentonnerlaster Platz hat, preßt lauter Rohre von anderthalb Meter Länge und 1,2 Meter Durchmesser ins Erdreich, Stück für Stück.«
»Und wie werden die zusammengehalten?« fragte Nadine.
»Man muß sich das so vorstellen: Hinten auf dem Sitz thront der Mann, der das Ding bedient. Vor sich hat er eine Art Rampe, auf die das Rohr gelegt wird. Dieses Mantelstück wird – und darum steht die Maschine entsprechend tief – horizontal in die Erde gepreßt und bildet, wenn es drin sitzt, schon den allerersten Tunnelteil. Gleichzeitig nämlich, also während es hineingedrückt wird, bohrt sich eine Schnecke, die etwa den gleichen Durchmesser hat, ins Erdreich und befördert den Aushub nach hinten. Das Rohrstück wird aber nicht ganz hineingedrückt, sondern nur so weit, daß noch etwa zwanzig Zentimeter rausgucken. An diese noch nicht versenkten zwanzig Zentimeter wird das nächste Rohrstück angeschweißt, das dann, wieder per Hydraulik, von der Rampe aus nachgeschoben wird, und zwar abermals so, daß
zwanzig Zentimeter draußenbleiben zum Anschweißen des dritten Stücks. Und so weiter. Bei neunzig Metern Stollenlänge, oder sagen wir lieber hundert, denn ihr wollt ja nicht nur bis zum Zaun, brauchen wir fünfundsechzig bis siebzig Teilstücke. Mit dieser Methode baue ich euch den schönsten und sichersten Zugang zum Depot, den man sich nur denken kann. Noch Fragen?«
»Oh, eine ganze Menge«, sagte Robert. »Die erste: Hast du so eine Presse?«
»Ja. Sie gehört zu unserer Ausrüstung, das heißt, jetzt natürlich zur Konkursmasse.«
»Zweitens …«, es war wieder Robert, der sprach, »das Ding können wir doch unmöglich ins Schwimmbad stellen und dann den Neugierigen erklären, damit würden …, was weiß ich, die Fliesen an die Wand geklebt.«
Rüdiger lachte. »Dann hätten wir ’ne halbe Stunde später die Amis auf der Baustelle! Nein, ins Schwimmbad kommt die Presse nicht. Ich hab’ vorhin bei unserem Rundgang ein ideales Versteck gesehen: die Reithalle. Da ließe sich, und zwar im südlichen Teil direkt an der Wand, eine Grube von drei bis vier Metern Tiefe ausschachten. In die kommt unsere Presse, und von da aus schiebt sie die Rohrsegmente in Richtung Depot.«
»Aber sag mal«,

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