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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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machen?«
»Ich sag’ keinem was davon.«
»Wirklich nicht?«
»Ich verspreche es. Ich glaub’, Sie wissen, daß Sie sich auf mich verlassen können. Wenn Sie wollen, mach’ ich sogar mit. Dann steck’ ich genauso mit drin und muß also schon meinetwegen den Mund halten.«
»Ist dir das nicht zu riskant? Wir haben keine Garantie, daß unser Plan gelingt.«
»Trotzdem, ich mache mit, gleich morgen früh!« – »Gut, ich setz’ dich in der Halle ein. Die Rohre, die du gesehen hast, werden drei Meter unter der Erdoberfläche zu einem Tunnel verlegt. Er ist fast fertig. Du hilfst mit, den Aushub aus der Grube in die Halle zu schaufeln. Gehst du heute nacht zu Laura?«
»Nein.«
»Was machen die Schmerzen?«
»Sind fast weg.«
»Mit der Medizin im Bauch wirst du gut schlafen, und morgen mach’ ich dir als erstes einen neuen Verband. Was sagst du Laura, wenn sie dich mit so einem Turban sieht? Und Rademacher und Hübner?«
»Daß ich einen über den Durst getrunken hatte und in die Schwimmbadgrube gefallen bin. Da stand ’ne blöde Schubkarre. Die steht tatsächlich da; ich hab’ sie vorhin gesehen. Ja, und dann bin ich mit dem Kopf gegen einen der beiden Griffe geknallt.«
»Und was sagst du, wenn die anderen morgen allein aufs Feld müssen?«
»Ich soll die Hürden anstreichen, geh’ ganz auffällig mit Farbtopf und Pinsel übern Platz und dann in die Halle.«
»Ich geb’ dir morgen früh einen Schlüssel für die kleine Tür. Aber wir könnten natürlich auch sagen, daß du wegen deines Unfalls erstmal liegen mußt.«
»Nein, ich will mitmachen!« Joseph stand auf, schwankte zunächst ein bißchen, aber dann fand er Halt. Golombek gab ihm das VALORON-Fläschchen.
»Die Tropfen wirken ungefähr vier Stunden. Wenn die rum sind und die Schmerzen wiederkommen, nimmst du nochmal dreißig Tropfen.«
»Mach’ ich. Danke.«
    Als Joseph gegangen war, kam Robert hinter dem Schreibtisch hervor. »Alle Achtung, Sie haben Ihre Leute im Griff.«
    »Sie sind also beruhigt?«
»Ja, aber ich werde ihn trotzdem noch eine Weile unter Kontrolle halten. Mal sehen, ob er nicht doch zu der Frau geht! Ab morgen, wenn er mit dabei ist, sieht alles anders aus. Falls eine Gefahr besteht, dann vor allem für diese eine Nacht.«
»Aber er darf es nicht merken. Es schafft keine gute Atmosphäre, wenn man Vertrauen mit Mißtrauen beantwortet.«
»Er wird nichts merken. Übrigens, morgen abend müssen wir uns zusammensetzen, die ganze Gruppe und Ihr Joseph dazu. Wir werden den Einstieg ins Camp besprechen, für den ich sechs Leute vorgesehen habe: Pierre, Igor, Wladimir, Nadine, Sie und mich. Die andern sind fürs Verladen zuständig. Aber das alles muß eben bis in jede Einzelheit besprochen werden.«
»Gut, morgen abend also. Wann genau?«
»Um acht. Könnten wir hier oben eine kleine Fête vortäuschen?«
»Das ginge.«
»Dieser Raum ist nämlich für solche Gespräche am besten geeignet, weil er im ersten Stockwerk liegt, und auch, weil er die schallschluckende Tür hat. Wieso hat er die eigentlich?«
»Es ist schließlich eine Bibliothek!«
»Ach, natürlich! Noch etwas! Rüdiger müßte morgen wieder etwas Geld haben, am besten den ganzen Rest. Können Sie den Betrag bereithalten?«
»Ja.«
Robert verließ die Bibliothek, und Golombek ging in sein Schlafzimmer, setzte sich aufs Bett, sah plötzlich die komfortable Einrichtung mit anderen Augen als sonst: das breite, nach seinen Wünschen gefertigte Bett, die schweren Samtvorhänge, den Gobelin mit dem Jagdmotiv, die bunte Bleiglaskuppel der Stehlampe und die beiden Ruhlmann-Sessel. Würde er das alles bald gegen das karge Mobiliar einer Gefängniszelle eintauschen müssen?
Er streifte die Schuhe ab, streckte sich auf dem Bett aus und zündete sich eine Zigarette an.
Was für ein Delikt ist das eigentlich? fragte er sich. Einbruch? Wahrscheinlich Einbruchsdiebstahl. Der Wert des Diebesguts könnte bei tausend Mark liegen, aber vielleicht auch viel höher. Was bringt das? Zwei Jahre? Da ich nicht vorbestraft bin, möglicherweise auf Bewährung. Oder gilt für den Diebstahl von NATO-Eigentum ein anderes Maß? Wie auch immer, erstmal muß der Diebstahl gelingen! Und dann?
Seit einigen Tagen schlug er sich mit einer Idee herum, die ihm bei der Lektüre einer TV-Zeitschrift gekommen war. Da war von einer Veranstaltung die Rede gewesen, an der jedermann teilnehmen konnte. Sie sollte in zwei Wochen stattfinden. Der Moderator würde sich irgendeine allgemein bekannte Stadt ausdenken, und den

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