199 - Das Monster aus dem Stein
ich zurück.
»Verständlich, daß du nach Bobby Brack Gespenster siehst«, stellte der Hüne fest.
Wir entfernten uns immer mehr von dem silbernen Band des Flusses, der eine tiefe Kerbe ins Gestein geschnitten hatte. Die Straße wurde immer kurvenreicher.
Unser Landrover lag sicher auf der Fahrbahn. Die Kraftreserven, über die der Wagen noch verfügte und auf die ich bei Bedarf zurückgreifen konnte, waren beruhigend.
»Siehst du den Waldweg dort vorn?« fragte Mr. Silver. »Fahr da mal rein.«
Ich grinste. »Siehst du auf einmal auch Gespenster?«
»Wie sagt ihr Menschen? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
»Du hast viele Sprüche gelernt, seit du bei uns auf der Erde lebst«, sagte ich feixend. »Ein richtiger Sprücheklopfer ist aus dir geworden.«
Ich zog den Landrover von der Straße und ließ ihn etwa hundert Meter tief in den Wald hineinstoßen.
Rasch stellte ich den Motor ab und stieg aus. Wir liefen ein Stück zurück und warteten auf den schwarzen Chrysler. Von weitem schon hörten wir ihn brummen, und dann tauchte er vor uns auf. Ein Baum bot uns Schutz.
»Kannst du sehen, wer den Wagen fährt?« fragte ich den Ex-Dämon.
»Nein, nicht genau«, antwortete mein Freund und Kampfgefährte. »Das Glas spiegelt zu stark.«
»Scheint sich um eine Person mit langen Haaren zu handeln«, sagte ich.
»Eine Frau…«
»Oder ein langhaariger Mann«, nahm ich an.
Der schwarze Chrysler fuhr an uns vorbei, das Brummen des Motors verlor sich alsbald, und wir kehrten zu unserem Landrover zurück.
»Scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte Mr. Silver.
»Das hoffe ich«, erwiderte ich und stieg ein.
***
»Baum!« brüllte Murray aus Leibeskräften. »Dad! Joe! Baum fällt!«
Er warf die Motorsäge weg und verfluchte den Kran, dessen Dieselmotor solchen Krach machte.
»Baum fällt!« schrie er wieder und stürmte los.
Der mächtige Baum, dessen Stamm drei Männer nicht umfassen konnten, stürzte auf Lambert Quayle und seinen jüngsten Sohn zu. Joe riß mit einemmal entsetzt die Augen auf.
»Dad!« schrie er und zeigte auf den fallenden Riesen.
Lambert Quayle, der sein ganzes Leben im Holz verbracht hatte, deutete das Entsetzen seines Sohnes sofort richtig, und er verschwendete keine Zeit damit, sich umzudrehen. Er hörte es hinter sich knirschen und krachen -und wußte Bescheid. Mit einem elastischen Satz flankte er über den dicken Stamm jenes Baumes, um den sie soeben das Tragseil legen wollten. Er griff nach seinem Sohn und riß ihn mit sich den Hang hinunter. Mehr noch: Als er stürzte, zog er Joe an sich vorbei und gab ihm einen kräftigen Stoß, der ihn aus dem Gefahrenbereich beförderte. Der Vater selbst schaffte es nicht, den Bereich zu verlassen. Gnadenlos schlug der fallende Baum zu.
»Dad!« brüllte Murray, als der Baumwipfel seinen Vater begrub. Das Entsetzen lähmte ihn und nagelte ihn buchstäblich fest. »O mein Gott!« kam es erschüttert über seine Lippen, als eine große Staubwolke hochstieg.
Joe kehrte um.
Murray holte die Motorsäge, die er weggeworfen hatte. Geoff stellte den donnernden Dieselmotor ab. Schlagartig war es nervenzerfetzend still.
Joe wühlte sich durch das Geäst. »Dad! Dad, bist du okay?«
Lambert Quayle antwortete nicht.
»Verdammte Scheiße!« stieß Joe in seiner übermächtigen Sorge um den Vater hervor.
Murray kam. »Was ist mit Dad?« wollte er entsetzt wissen.
»Keine Ahnung. Er sagt nichts«, gab Joe zurück. Schweiß glänzte auf seinem schmutzigen Gesicht.
Murray riß die Motorsäge an und schnitt sich durch das Geäst.
»Beeil dich!« verlangte Joe heiser. »Ja doch!«
»Geht das nicht schneller?« Joe riß jeden Ast und jeden Zweig, den sein Bruder abschnitt, hoch und warf ihn hinter sich.
»Verdammt, Murray, wenn Dad…«
»Halt’s Maul, Joe!« herrschte Murray seinen jüngeren Bruder an. »Ich will das nicht hören! Mal den Teufel nicht an die Wand, hörst du?«
Murray schnitt das blutige Gesicht seines Vaters frei. Immer mehr Äste warf Joe hinter sich. Er preßte die Lippen zusammen und sagte nichts mehr, aber er hatte wahnsinnige Angst um seinen Vater.
Sobald der Baum in unmittelbarer Umgebung von Lambert Quayle keine Äste mehr hatte, versuchte Murray den Vater unter dem Stamm hervorzuziehen.
Er schaffte es nicht allein, deshalb forderte er Joe auf, ihm zu helfen.
»Das geht nicht«, sagte Joe nach dem ersten Versuch.
»Wo ist Geoff?« stieß Murray aufgeregt hervor. »Verflucht noch mal, wo ist denn
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