199 - Das Monster aus dem Stein
Bracks Tod geführt haben.«
»Du denkst an Rache.«
»Wir können es nicht ausschließen. Vielleicht ist einer dieser Abhängigen bereits hinter uns her, um uns für das, was wir ›getan‹ haben, zu bestrafen. Es könnten auch mehrere sein.«
Mr. Silver drehte sich um und schaute zurück. »Wenn das der Fall sein sollte, werden wir es früher oder später erfahren.«
Ich warf einen Blick auf die Arma turen. Dabei fiel mir auf, daß wir noch schätzungsweise fünfhundert Kilometer vor uns hatten.
***
»Ich werde nie vergessen, wie der Hund verendete«, sagte Joe schaudernd. »Es war gräßlich. Wir standen alle da und konnten nichts tun. Es ist das schlimmste, wenn man nicht helfen kann.«
Es war Abend, und Joe stand am Fenster. Das Blockhaus war von einer Dunkelheit umgeben, die Joe als feindselig empfand. Er kniff die Augen zusammen und dachte: Irgendwo dort draußen ist er. Vielleicht sieht er mich jetzt…
Joe zuckte heftig zusammen, denn sein Vater hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. »Komm essen, Joe.«
»Ich habe keinen Appetit, Dad.«
»Was geschehen ist, legt sich uns allen auf den Magen, Junge. Wir dürfen deshalb aber nicht von unseren Gewohnheiten abweichen. Caggon darf uns kein anderes Leben aufzwingen. Vielleicht läßt er uns in Ruhe, wenn er erkennt, daß wir weder Angst noch Respekt vor ihm haben. Und nun komm, setz dich an den Tisch.«
Es gab Linseneintopf. Murray füllte sich den Teller zweimal, Geoff sogar dreimal.
»Endlich ist dir mal was halbwegs Genießbares gelungen, Dad«, sagte Geoff grinsend.
»Ein Zufallstreffer«, gab Murray seinen Senf dazu. »Was hätte das denn ursprünglich werden sollen, Dad? Versuch nicht, uns einzureden, du hattest von Anfang an die Absicht, einen Linseneintopf zu kochen.«
»Morgen müssen wir früh raus!« sagte Lambert Quayle. »Ihr solltet bald zu Bett gehen.«
»Sag das Murray, diesem Morgenmuffel«, antwortete Geoff. »Mit dem ist nach dem Aufstehen nie was anzufangen.«
Joe sah seinen Vater unsicher an. »Ist das dein Ernst, Dad? Du schickst uns ins Bett?«
»Ihr müßt morgen bei Kräften sein, wenn es zur Arbeit geht«, antwortete Lambert Quayle.
»Wir… wir können doch nicht so tun, als wäre alles in bester Ordnung«, meinte Joe nervös. »Dort draußen treibt sich ein blutrünstiger Killer herum, dem bereits zwei Menschen zum Opfer fielen, und du willst, daß wir uns aufs Ohr legen? Sollte nicht einer von uns wach bleiben?«
Lambert Quayle nickte. »Ich bleibe wach.«
»Die ganze Nacht?«
»Ich brauche nicht mehr soviel Schlaf wie ihr«, erwiderte Quayle. »Es kommt öfter mal vor, daß ich die ganze Nacht kein Auge schließe. Dann setze ich mich auf die Veranda und lausche den Geräuschen der Natur.«
»Ich möchte dich ablösen, Dad«, sagte Joe.
»Wir übernehmen jeder einen Teil der Nacht«, entschied Murray.
Und so geschah es.
Aber sie wachten vergebens, denn Caggon ließ sie in Ruhe. Aber er war in der Nähe, das bildeten sich die Quayles nicht bloß ein, sie spürten die grausame Bedrohung, die von dem Dämon ausging.
Am nächsten Morgen brachen sie zur gewohnten Zeit auf. Der Wald dampfte im erwachenden Tag.
Die Holzfäller saßen schweigend auf dem kleinen Lastwagen, den Lambert Quayle steuerte.
Vor allem Joe hielt die Augen offen. Immer wieder blickte er sich mißtrauisch um.
Caggon zeigte sich auch im Morgengrauen noch nicht, aber Joe konnte nicht glauben, daß der Dämon nichts von ihnen wollte. Bestimmt wiegte er sie zunächst mal in Sicherheit, damit ihre Wachsamkeit nachließ.
Und dann…
Sie waren bewaffnet. Jeder Quayle hatte einen Revolver im Gürtel stecken. Außerdem hatten sie ein Jagdgewehr und eine Schrotflinte mitgenommen.
»’n Granatwerfer wäre die idealste Waffe gegen Caggon«, hatte Murray scherzhaft gemeint.
»Warum legen wir uns nicht gleich ’nen Panzer zu?« hatte Joe eingeworfen. Für die anderen hatte es wie ein Scherz geklungen, aber Joe hatte das ein ganz klein wenig ernst gemeint.
Lambert Quayle stoppte den Kleinlastwagen und stieg aus. »Los! Runter, ihr faulen Säcke! An die Arbeit! Im Schweiße deines Angesichts sollst du dir dein Brot verdienen, so steht es in der Bibel! Also verdient euch euren Fraß!«
»Fraß! Das kann ich nur unterstreichen!« rief Murray und sprang von der Ladefläche.
»Ich bin Holzfäller, kein Fünf-Hauben-Koch«, gab Lambert Quayle rauh zurück. »Wem meine Küche nicht zusagt, der kann sich sein Essen aus dem Restaurant kommen
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