199 - Das Monster aus dem Stein
lassen.« Er klatschte in die Hände. »Wird’s bald? Keine Müdigkeit vorschützen! Ein herrlich arbeitsreicher Tag liegt vor uns, Kameraden.«
Murray sagte zu seinen Brüdern so laut, daß es sein Vater hören mußte: »Heute morgen kann er’s wieder besonders gut. Eine richtige Nervensäge.«
»Anders kommt man bei so 'nem Pack ja nicht durch!« konterte Lambert Quayle.
»Versuch’s mal«, forderte ihn Murray grinsend auf.
»Würden die Gents wohl die Güte haben, an die Arbeit zu gehen?«
»Na siehst du. Es geht doch«, sagte Murray. »Da kommt gleich wesentlich mehr Freude auf.«
Geoff spuckte sich in die Hände. »Dann wollen wir mal.« Er kletterte auf den Kran und ließ den Dieselmotor an.
Lambert Quayle und sein jüngster Sohn stiegen den Hang hinunter und begannen Drahtseile um die gefällten Stämme zu legen, damit Geoff sie mit dem Kran hocheben konnte.
Murray kletterte indessen mit einer schweren Motorsäge auf jenen Baum, der als nächster fallen sollte. Er war schnell wie ein Kokosnußpflücker.
Für ihn schien es keine Schwerkraft zu geben. Er schnitt sich mit der brüllenden Motorsäge durch das dichte Geäst des Nadelbaums und setzte die Säge dann waagrecht an, um den Wipfel abzuschneiden.
Sobald das geschehen war, turnte Murray nach unten, riß die Motorsäge wieder an und zwang die Kettenzähne, sich tief in das Holz hineinzufressen.
Anschließend schnitt Murray einen Keil aus dem Stamm, und der Riese fiel genau so um, wie er es vorausberechnet hatte.
Nächster Baum.
Dasselbe Spiel…
Zu Mittag aßen die Männer selbstgebackenes Brot, Speck, Wurst, Käse, hartgekochte Eier und tranken schwarzen Tee aus der Thermoskanne.
Joes innere Verkrampfung hatte sich etwas gelockert.
Murray und Geoff taten so, als wäre es ein Tag wie jeder andere.
Und auch Lambert Quayle erwähnte Caggon mit keiner Silbe. Aber im hintersten Winkel ihres Kopfes spukte der Dämon doch nach wie vor herum.
Joe fiel auf, daß die Unbeschwertheit, die seine Brüder an den Tag legten, aufgesetzt war.
Sie lachten und scherzten zwar, zogen sich gegenseitig auf und warfen einander markige Schimpfwörter an den Kopf, doch hin und wieder wurden sie von einem Moment zum anderen ernst und ließen den Blick über das Geschläge schweifen.
Der Vater achtete wie stets darauf, daß sie die Mittagspause nicht überzogen.
Lambert Quayle war der Motor, die treibende Kraft, an dem sich seine Söhne gern ein Beispiel nahmen.
Er war ein echtes Vorbild, fleißig, geradlinig und ungebrochen kräftig.
Früher war er an den Bäumen hochgeklettert. Das konnte er zwar immer noch, aber nicht mehr so schnell und sicher, deshalb war das jetzt Murrays Job.
»Und weiter geht’s, Kameraden!« tönte Lambert Quayle, »Wer heute abend nicht auf dem Zahnfleisch nach Hause kommt, hat sich auf Kosten der anderen geschont. Da ist es dann nur recht und billig, daß ich seine Whiskyration empfindlich kürze. Wer am Tag nichts arbeitet…«
»… kriegt am Abend nichts zu saufen«, vollendete Murray den Satz. »Den Spruch kennen wir, Dad. Kannst du dir nicht mal was Neues einfallen lassen?«
»Wozu denn? Er wirkt ja immer noch«, versetzte Lambert Quayle grinsend.
»Du hättest uns, als wir klein waren, nicht mit der Flasche aufziehen sollen, Dad«, rief Geoff vom Kran herunter. »Nun kommen wir davon nicht mehr los.«
»Und damit hat uns der schlaue Bursche in der Hand«, sagte Murray. »Man darf Lambert Quayle nie unterschätzen. Der hat es faustdick hinter den Ohren.«
»Sonst würde ich mit euch Bande von Nichtsnutzen wohl kaum fertig werden«, gab Lambert Quayle zurück.
Die Holzfäller machten weiter.
Doch dann geschah das Unerwartete.
Plötzlich stürzte ein Baum um, den Murray nicht mit seiner Säge bearbeitet hatte.
***
Wir fuhren durch eine tiefe Falte eines Ausläufers der Rocky Mountains. Hier war der Wald noch gesund. Dunkles Grün bedeckte die Hänge, und die Straße folgte dem Lauf eines klaren Flusses. Seit einer Stunde folgte uns ein schwarzer Chrysler. Ich machte Mr. Silver darauf aufmerksam.
»Das muß nichts zu bedeuten haben«, meinte der Ex-Dämon. »Schließlich ist das hier die einzige Straße weit und breit.«
Ich fuhr etwas schneller. Die Straße führte in engen Windungen bergauf, und wir verloren den schwarzen Wagen aus den Augen.
»Wenn der Fahrer uns tatsächlich verfolgen würde, hätte er versucht, dranzubleiben«, sagte Mr. Silver.
»Oder er gehört zu denen, die ganz schlau sein wollen«, gab
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