199 - Schlacht der Giganten
Wahnsinn, Aruula!«, brüllte er. »Du bringst den Wandler nur in Gefahr! Der Finder kann jeden Moment angreifen, und wir sind genau zwischen ihm und dem Wandler! Komm zu mir, wir müssen runter vom Felsen!«
Er wollte zu ihr auf den Steinsockel laufen, doch plötzlich tauchte ein uralter knochiger Anangu mit langen weißen Locken vor ihm auf und versperrte ihm den Weg. Er war unbewaffnet. Der stechende Blick seiner Augen richtete sich auf den Mann aus der Vergangenheit. Chira knurrte böse zu ihm hinauf. Ihr Rückenfell und ihr Schwanz sträubten sich.
Knurrend und mit angelegten Ohren wich sie vor dem Alten zurück.
Matt Drax erkannte ihn sofort: Es war dieser Chefschamane der Anangu, derselbe Kerl, der Rulfan und ihn in der unterirdischen Höhlenstadt aufeinander gehetzt hatte! [4] Es war der alte Teufel, der ihm mit Aruulas Verbrennung gedroht hatte, um ihn zu einem Anschlag auf den Wandler zu erpressen. Gauko’on hieß er.
»Aus dem Weg, du widerlicher Hexer!« Er wollte an dem Greis vorbeistürmen, doch der Schamane warf sich auf ihn und hielt ihn fest. »Lass mich los, verfluchte Klette!« Matt Drax verschwendete keinen Gedanken daran, dass der klapprige Alte ihm ein echter Gegner sein konnte, und wollte ihn zur Seite schieben wie ein lästiges Hindernis. Doch der Greis entwickelte überraschende Kräfte.
»Lass sie einfach«, sagte er mit einer Stimme, die Matt Drax bis unter die Schädeldecke drang. Seine knochigen Finger schlossen sich wie Schraubstöcke um Matts Handgelenke. »Sie tut nur, was sie tun muss!«
Dem Mann aus der Vergangenheit lag ein Fluch auf den Lippen, doch als er in die leuchtenden Augen des Greises sah, vergaß er ihn einfach. Etwas sah ihn aus diesen unheimlichen Augen an, das bis in seine letzte Hirnwindung reichte. Eine friedliche Stimmung erfüllte Matthew Drax plötzlich, und er war geneigt, dem Uralten zuzuhören.
»Lass es geschehen«, sagte der mit sanfter, aber volltönender Stimme. Er gab Matts Handgelenke nicht frei, sondern hängte sich an sie. »Lass es einfach geschehen, dann wird alles gut…«
Matt Drax hatte auf einmal das Gefühl, dass zwei Tonnen Gewicht an ihm zerrten. Müde und erschöpft fühlte er sich auf einmal. Das Bedürfnis, sich niederzulassen, wo er gerade stand, und ein wenig zu schlafen – wirklich nur ein wenig –, drohte ihn zu übermannen. Er blinzelte zu Aruula hinüber. Noch immer bewegte sie sich wie in Trance, noch immer rief sie nach dem Wandler. Und der sank dem Uluru entgegen und schwebte kaum noch hundert Meter über dem Felsplateau.
Was hatte er denn vor? Wollte er denn wirklich hier oben landen und sie beide aufnehmen?
»Ich muss zu ihr«, sagte Matt mit schwerer Zunge. »Begreif das doch, ich muss zu ihr…«
»Warum denn, Commanderdrax?« Die Stimme des Alten streichelte seine Hirnhäute.
»Weiß nicht, keine Ahnung…« Matt Drax kam sich plötzlich lächerlich vor. Was wollte er eigentlich hier? »Ich muss einfach, begreif das doch…« Halbherzig versuchte er die Hände des Greises abzuschütteln. Sie schienen aus Stahl zu sein.
»Du täuschst dich«, sagte Gauko’on. »Du musst ganz und gar nicht zu ihr. Du kannst einfach geschehen lassen, was sowieso geschehen wird, weil es von Anbeginn des Universums so vorherbestimmt ist!«
»Rede keinen Unsinn«, lallte Matt Drax. Die leuchtenden Augen des anderen hielten seinen Blick fest.
»Lass sie tun, wozu sie erwählt ist.« Der Greis lächelte liebevoll und mild. »Dann wird der HERR euer Leben schonen!«
»Unser Leben schonen?« Matts Blick flog zwischen Aruula, dem Alten und dem sinkenden Wandler hin und her.
Schlagartig begriff er, was hier geschah. Das engelhafte Lächeln des Schamanen war es, das ihn endgültig aus Verzauberung riss: Dieser Mann spielte falsch! Oder nein, nicht der Mann spielte falsch – sondern der Finder, der durch ihn säuselte.
Es war so einfach, so kinderleicht zu verstehen: Der Finder selbst hatte Aruula dort hingeschickt, wo sie stand! Er spekulierte darauf, dass sie den Wandler berührte! Ihre Hand war mit derselben Goldflüssigkeit getränkt, mit der dieses Pack auch seine eigene Hand präpariert hatte! Vielleicht war sogar ihr ganzer Körper damit getränkt! So wie er selbst vor wenigen Wochen im Auftrag des Finders den Wandler berühren sollte, so suchte nun seine Geliebte den körperlichen Kontakt ihm!
Um ihn zu vernichten!
Matt fühlte sich wie jemand, dem man einen schwarzen Sack vom Kopf gezogen hat. Glasklar sah er plötzlich. Er
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