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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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in Quarantäne.
»Bei mir lief's auch nicht viel besser«, sagte Maibohm. »Ich hab’ zwar die Leute, die ich sprechen wollte, an die Strippe gekriegt, aber kaum was erreicht. Sogar mit dem Anwalt, den die Reederei hier in Marsch gesetzt hat, einem gebürtigen Chilenen, hab’ ich geredet. Der sagt, es ist alles offen. Wenn von den Inhaftierten sich keiner als schuldig bekennt und auch keine Beweise auftauchen, muß man anfangen, die Leute laufen zu lassen; aber auf jeden Fall ist der Kapitän der letzte, der freikommt.«
»Du hast doch nicht unsere Karten aufgedeckt?«
»Natürlich nicht. Hab’ nicht mal gesagt, daß es Nielson ist, an den wir ranwollen.«
»Ich glaub’, wir sollten uns jetzt auch nicht um eine Besuchserlaubnis bemühen. Es käme ja doch nur zu einem Gespräch mit zeitlicher Begrenzung und einem Beamten dabei, und das wäre bestimmt nicht gut. Stell dir vor: Wir verschießen womöglich unser Pulver, während die Gegenseite, ob nun Nielson oder Ellerup, sich klug zurückhält und, wenn wir wieder weg sind, in aller Ruhe eine Strategie ausheckt!«
»Hast recht«, antwortete Maibohm, »dazu darf es nicht kommen. Übrigens hab’ ich bei allen Telefongesprächen falsche Namen benutzt, aber nicht die, die wir in Apenrade angegeben haben. Die hat Frau Ellerup ja bestimmt ihrem Sohn nach Kolumbien mitgeteilt. Wenn die Leute von der CAPRICHO wieder frei sind und wir an sie herantreten, dürfen sie noch nie was von uns gehört haben.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Ich meine, wir sollten zurückfliegen. Von Deutschland aus rufen wir in Abständen hier an, am besten bei dem Anwalt, um zu hören, wann die Crew auf freiem Fuß und die CAPRICHO wieder flott ist.«
»Einverstanden.«
»Okay, dann mach’ ich bei der Airline unsere Flüge klar.«

3
    Luise Pohlmann machte sich einen Lemon-Genever und ging damit auf die Terrasse, nahm einen Schluck, stellte das Glas auf den Tisch und ließ sich in einen der Korbsessel fallen.
    Sie hörte das Auto der beiden Beamten davonfahren. Es war der vierte Besuch der Staatsanwaltschaft und der Polizei in ihrem Haus gewesen, und wieder, wie jedesmal, hatte sie darauf hingewiesen, daß nicht nur ein Konzern, eine Vielzahl von Banken und etliche tausend kleine Anleger von ihrem Mann hintergangen worden seien, sondern daß sie ebenfalls zu den Opfern seiner Machenschaften gehöre. Sie war sicher, auch bei dem heutigen Besuch der Herren Replin und Becher hatten sich keine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß sie in den Pohlmannschen Wirtschaftskrimi, als den die Medien das Verschwinden ihres Mannes und der EUROVIT-Millionen hin und wieder bezeichneten, schuldhaft verwickelt sei.
    Allerdings konnte für sie von einem Verlust nicht die Rede sein, weder in finanzieller noch in irgendeiner anderen Hinsicht, denn Geld hatte der Hasardeur ihr reichlich hinterlassen, und was die durch seinen Weggang aufgekündigte Ehe betraf, so hatte es sich ohnehin schon seit langem um eine nur noch locker geknüpfte Verbindung gehandelt, durch die weder er noch sie sich eingeschränkt fühlte. Er hatte sich von Anfang an nebenher mit anderen Frauen vergnügt, während es bei ihr erst zu Eskapaden gekommen war, nachdem sie von seinen Seitensprüngen erfahren hatte. Da war sie zunächst empört und verletzt gewesen, hatte aber keinen Atemzug lang erwogen, sich von ihm zu trennen. Sie wollte weiterhin in Reichtum leben, und also arrangierte sie sich mit seiner Treulosigkeit und sorgte für gehörigen Ausgleich, indem sie sich zum einen hemmungsloser denn je seiner Millionen bediente und zum anderen nach Männern Ausschau hielt, nicht wahllos, aber, wenn sie dann eine Wahl getroffen hatte, ohne alle Bedenken.
    Bei der ersten Befragung durch den Staatsanwalt und den Kommissar hatte sie ausgesagt, nichts habe, als ihr Mann im Januar abreiste, auf einen Abschied für lange oder gar für immer hingedeutet. Aber es war eine Lüge gewesen. In Wahrheit hatten sie damals zwar ihre Lebensgemeinschaft endgültig aufgegeben, ein gewisses konspiratives Einvernehmen jedoch bestehen lassen. Es sah vor, daß sie, die er von Anfang an in seine Geschäftsmanöver eingeweiht hatte, ihm für die Übermittlung von Nachrichten erhalten bleiben sollte. An welchem Ort in Mexiko er sich aufhielt, wußte sie nicht, kannte nur Adresse und Telefonnummer eines Kontaktbüros in der Avenida Insurgentes in Mexico City. Diese geheime Anlaufstelle, MUNDIAL benannt, hatte er schon vor einem Jahr eingerichtet. Sie war getarnt als

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