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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Der schöne Schwung von der Taille bis zu den Hüften wurde nicht etwa durch einen straff gezogenen Gürtel geschaffen, nein, er war einfach vorhanden, und ebenso bedurfte es bei ihrer Brust keiner textilen Tricks, weil da, egal, was sie trug, und vor allem, wenn sie nichts trug, zwei schöne Händevoll zu sehen waren, wie sich ihr Mann in seiner burschikosen Art gern ausgedrückt hatte. Ihr seidiges schwarzes Haar, meistens aus der Stirn gekämmt, damit die großen braunen Augen besser zur Geltung kamen, fiel ihr bis auf die Schultern.
    Für die Garderobe wählte sie an Materialien stets das Erlesene, das Teure, und vom Design her nur Modelle mit ausgeprägt femininer Wirkung. Sie verabscheute Kleidungsstücke, die für irgendwelche Gestelle gemacht schienen, aber nicht für den Körper und für den weiblichen schon gar nicht. Flattergewänder, Pluderhosen und herkulisch ausladende Blazer waren ihr zuwider, und sie bedauerte die vielen Frauen, die sich mit derlei Kreationen drapierten und offenbar nicht wußten, daß Ästhetik etwas mit Ebenmaß zu tun hat.
    Ihren Teint hielt sie für ihr kostbarstes Gut, gab diesem Begriff allerdings eine sehr persönliche Bedeutung, sagte, bei ihr reiche der Teint von der Stirn bis zu den Zehen. Sonnenbräune lehnte sie als unerotisch ab, war vielmehr der Meinung, nur ein heller Körper sei sinnbetörend. Sie setzte alles daran, ihre Haut weiß und glatt und geschmeidig zu erhalten, und wenn sie sich auch nicht, wie Neros Gemahlin, einen Stall voller Eselinnen hielt, um täglich in deren Milch zu baden, so ließ sie sich doch die erlesensten Tinkturen aus Paris und Rom kommen und logierte sich zweimal jährlich in einer Schönheitsfarm ein.
    Sie blickte über den See. An den Ufern brannten schon einige Lampen, aber noch war drüben die kleine, auf einer Anhöhe errichtete Kapelle von Bad Wiessee zu sehen. Sie mußte an ihren Mann denken. Nicht, daß er zu den Kirchgängern gehörte. Nein, das nun wirklich nicht! Aber oft hatte er mit ihr zusammen das nur wenige hundert Schritte von der Kapelle entfernte Casino besucht und am Roulette-Tisch das Glück herausgefordert. Es war wie im Großen, war wie in seinem Beruf, nur daß es an den grünbespannten Tischen nicht gleich um Millionen ging. Der unbeugsame Wille, das Spiel oder auch den Kampf für sich zu entscheiden, bestimmte hier wie dort sein Verhalten. Er gewann auch meistens, weil er stets mit langem Atem spielte, also genügend Geld eingesteckt hatte, um sich aus defizitären Situationen befreien zu können.
    Wie ihm das exotische Mexiko wohl bekommt? dachte sie. Mit seinen gerade erst fünfzig Jahren wird er sich bestimmt nicht unter Palmen setzen und ausruhen, sondern irgend etwas Neues anfangen. Sie verlor sich, weil es ein so ruhiger, beschaulicher Abend war und sie kein Programm hatte, in Erinnerungen an den Mann, den sie bewundert, geliebt und gehaßt hatte und nun erneut bewunderte, da ihm das Kunststück gelungen war, aus einem maroden Unternehmen als Krösus hervorzugehen, und bei diesem insgeheim gezollten Lob spielte eine Rolle, daß er auch ihr Schäfchen ins trockne gebracht hatte.
    Schon bald nach der Heirat war ihr klargeworden, daß er auf der einen Seite zwar den wendigen und mit allen Wassern gewaschenen Erfolgsmenschen verkörperte, sich auf der anderen jedoch immer noch verfolgt fühlte von seiner kleinbürgerlichen Herkunft. In der Regel lebten die großen Wirtschaftsbosse unauffällig. Sie arbeiteten im Hintergrund, hatten kein Bedürfnis nach Selbstdarstellung. Bei Ernst Pohlmann war das anders.
    Jede Hauptversammlung und jede Pressekonferenz nutzte er, um die Macht, die er sich in so kurzer Zeit erkämpft hatte, auch zu zeigen. Und sie hatte sogar Verständnis dafür, sah in seinem Geltungsbedürfnis ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Er glaubte eben immer noch, er hätte es nötig, die Dimension seines Aufstiegs sichtbar zu machen. Sie liebte ja an den Männern nicht zuletzt deren Schwächen, und Ernst Pohlmanns Schwäche war es, seine Erfolge nicht leise bekanntzugeben, wenn es auch laut ging. Jetzt allerdings meinte sie, den Nachteil dieser Gewohnheit zu erkennen. Vielleicht, so sagte sie sich, hätte die Öffentlichkeit sein Abtreten als weniger spektakulär empfunden, wenn er bei seinem Auftreten zurückhaltender gewesen wäre.
    Kann sein, dachte sie, daß sogar seine Frauengeschichten ein Aufholenwollen waren! Ihr fiel der Tag ein, an dem sie seiner Treulosigkeit auf die Spur kam. Es war im vierten

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