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1991 - Mhogenas Entscheidung

Titel: 1991 - Mhogenas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer wieder danach zu erkundigen.
    „Tauchen durch die Ewigkeit", sagte Vincent versonnen. „Sprung durch das Große Nichts.
    Interessante Begriffe. Vieldeutige. Man könnte stundenlang darüber philosophieren, nicht wahr, Kleines? „ Er hob den Kopf, und sie glaubte, daß er sie mit seinen Androidenaugen ansah. „Nein. Sie passen ohnehin nicht. Und Sirku äußert sich auch dazu nicht. Ich weiß nur, daß er bald darangehen wird, körperlich zu werden."
    Tuyula schloß die vorderen Augen. Die hinteren ließ sie geöffnet. Irgendwie beruhigte es sie, die ganz normale Umgebung der PYXIS auszumachen und die Erscheinung eine Weile nicht sehen zu müssen.
    „Aber warum bist ausgerechnet du für Sirku ein so starker Bezugspunkt?" fragte sie.
    Der jungen Blue war klar, daß sie abgehört wurden und die Unsterblichen sie nur zu Vincent ließen, weil sie sich erhofften, auf diese Art und Weise mehr aus ihm herauszubekommen. Er verweigerte keineswegs die Kooperation mit anderen, aber ihr vertraute er, ihr gegenüber äußerte er sich ganz offen.
    Und sie war davon überzeugt, daß sie Garron nicht schadete, indem sie ihn zu Äußerungen verlockte.
    Er hatte nichts Böses mehr vor. Und Sirku wahrscheinlich auch nicht. Hoffte sie zumindest inbrünstig.
    „Das muß an meiner ausgeprägten parapsychischen Aura liegen, die im Avatara-Körper wieder erstarkt ist", antwortete der Mutant. „Aber ich kann wirklich nicht sagen, worum es sich bei Sirku handelt. Ob er eine positive oder negative Kraft ist. Wie er überhaupt einzuordnen ist. Aber er ist ganz einfach schön!"
    „Schön?" fragte die junge Blue, obwohl sie genau wußte, worauf der Mutant hinauswollte. Er hatte es ihr schon oft genug erklärt.
    Und er geriet jedesmal ins Schwärmen dabei, genau wie jetzt auch. „Ich sehe Sirku in Farbe. Er bekommt immer mehr Konturen und Körper, falls du begreifen kannst, was ich meine. Seine Farben werden kräftiger. Für mich stellt es sich so dar, daß Sirku sich nunmehr endgültig manifestieren wird und bald Gestalt annimmt."
    Tuyula öffnete die vorderen Augen wieder. Manchmal blieb Vincent Garron ihr nach all diesen Monaten ein Rätsel. Er sah nur monochrom. Ganz am Anfang hatte Quotor ihn dazu getrieben, Wesen zu töten, die er in Farben sah, den Farben des Bösen, sogar die unschuldigen Solmothen.
    Dann hatte er den Sonnentresor und die Guan a Var in Farbe gesehen, in den Eindrücken geschwelgt, von seinem Elysium gesprochen, dem Zustand des vollkommenen Glücks, ihre Farben genossen.
    Genauso schien es nun bei Sirku zu sein.
    „Körperliche Gestalt. Du ahnst nicht, wie gespannt ich darauf bin, wie Sirku tatsächlich aussieht. Er...
    er..." Garron stockte.
    Tuyula Azyk atmete erschrocken ein. Ihr zarter blauer Pelzflaum schien plötzlich wie unter elektrischer Spannung zu stehen, knisterte geradezu.
    Vincents Stimme veränderte sich um eine Nuance. Sie kannte ihn so gut, daß sie es deutlich wahrnahm, obwohl wahrscheinlich nicht einmal die Syntronanalyse der Aufzeichnung ihre Behauptung bestätigen würde.
    „Das dürfte der richtige Ort sein", sagte der Mutant, „aber es ist noch immer der falsche Zeitpunkt.
    Dennoch muß Gan Grango Ranka eingeleitet werden und schon bald stattfinden."
    Der richtige Ort? dachte die Blue. Meint Sirku etwa den Sonnentresor?
    Erneut veränderte sich Garrons Stimme. Hatte sie gerade noch ehrfürchtig geklungen, einen Hauch aus der Unterwelt mit sich getragen oder zumindest einen aus dem Jenseits, so klang sie nun engelhaft frohlockend und jauchzend.
    „Sirku wird körperlich!" jubelte er. „Endlich nimmt er..."
    „Gestalt an", vollendete Tuyula flüsternd den Satz.
    Garron kam nicht mehr dazu. Er schrie gellend auf - nicht mehr erhaben transzendent, nicht mehr überirdisch jubilierend, einfach nur noch gequält und entsetzt. Sein Androidenkörper krümmte sich zusammen, und er krallte die Finger zusammen, daß die Verdickungen der schmalen Handgelenke mit rheumatischer Ausgeprägtheit hervortraten.
    Dann sprang er auf wie von der Feder geschnellt, griff nach der Decke, schien die Fingerkrallen in sie hineinschlagen zu wollen, als könne er sich auf diese Weise an ihr halten. Er schrie noch immer, laut, durchdringend und dann schmerzerfüllt, als er mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden stürzte.
    Tuyula hörte wie im Traum, daß irgendwo Alarmsirenen hallten.
    Als Dr. Somnaro endlich in den Raum stürmte, um dem Mutanten Hilfe zu leisten, war der körperlose, flimmernde Nebel

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