1991 - Mhogenas Entscheidung
aufspüren und mit dem Yaronag vernichten können. Sie werden all unsere Kräfte binden - dann werden nicht nur Millionen, sondern Milliarden von Chearth-Bewohnern sterben. Die Algioten haben zudem freie Hand. Sie können - und werden - ganz nach Belieben wüten und noch mehr Elend über eure Heimat bringen. Und außerdem... wie viele Chearther sollen noch sterben, bis die Netz-Neutralisatoren in ausreichender Stückzahl vorhanden sind?"
Ich konnte mich diesen Argumenten nicht entziehen. Mir war klar, daß auch Atlan bei solch einem Befehl ein ungutes Gefühl hatte. Der Arkonide war kein Kriegshetzer, auch wenn ich ihn als harten Kämpfer einschätzte. Trotzdem... nein! „Niemals!"
Grek-1 ergriff zum erstenmal das Wort. „Deine Weigerung ist völlig unlogisch", sagte er. „Die Algiotischen Wanderer sind in Chearth eingefallen. Sie ignorieren alle vernünftigen Argumente bezüglich ihres Gottes und wollen diese Galaxis mittlerweile erobern und unterwerfen. Sie haben diesen Krieg begonnen und wollen und werden ihn nicht beenden. Demzufolge haben sie die Konsequenzen zu tragen.
Auch wenn es unschuldige Opfer auf ihrer Seite gibt."
Ich sah ihn erschüttert an. Dieser Einwand kam ausgerechnet von ihm, einem Maahk, einem Angehörigen jenes Volkes, von dem wir abstammten.
Mir wurde deutlicher denn je bewußt, wie weit die Gharrer sich von den Maahks entfernt hatten.
Unsere Spezies hatte Gefühle entwickelt. Maahks waren kalte Logiker geblieben. Wir hatten noch die äußere Gestalt und den Umstand gemeinsam, daß wir Wasserstoff atmeten, ansonsten trennte uns mehr, als uns verband.
Die Gelege der Maahkfrauen bestanden noch immer aus bis zu neun Eiern, die innerhalb von nur dreieinhalb Monaten reiften. Die geschlüpften Nachkommen wurden von ihren Müttern zwar gesäugt, aber dann sehr schnell sich selbst überlassen.
Kalte Logiker konnten in rascher Abfolge eine große Anzahl von Kindern bekommen und versorgen, die ebenfalls nur den Geboten der Logik gehorchten. Sobald Gefühle ins Spiel kamen, war dies nicht mehr möglich.
Wir Gharrer mochten zwar Wasserstoff atmen, doch in jeder anderen Hinsicht ähnelten wir eher den sauerstoffatmenden Arkoniden oder Terranern als unseren Vorfahren.
„Geranet", sagte Ganzetta abrupt. Ich sah ihn fragend an. „Einer meiner besten Freunde. Wir haben gemeinsam die Raumfahrerakademie besucht. Er lebte auf Lynkor."
Gequält schloß ich die Augen. Ich wußte, was der Silberwolf nun sagen würde.
„Als ich ihn dort fand, war er ein sabbernder Idiot. Sein Pelz war ein krankes Gelb. Er stank wie ein Tier und spuckte grünen, schmierigen Speichel. Er hat mich nicht einmal erkannt, hielt mich für Gaintanu." Der Wlatschide sprang wütend auf. Sein Fell sträubte sich. „Er hat zum Schluß nicht mal mehr gewußt, daß er Geranet war. Die Algioten haben ihn zerstört. Seinen Geist und seinen Körper.
Und nicht nur ihn. Allein auf Lynkor sind vierhunderttausend Wlatschiden den algiotischen Zwangsbekehrungen zum Opfer gefallen."
Ganzetta ging auf und ab. „Nicht nur das", fauchte er wütend. „Vor zwei Tagen wurde die Gharrer-Welt Zagharon mit Planetenbomben komplett vernichtet, nur weil die planetare Administration nicht sofort alle Bodenschätze und Rüstgüter übergab. Es gab einige Millionen Tote. Du weißt das, Mhogena.
Und nun sag mir, ehrwürdiger Meister des Grauen Sandes... wer soll noch sterben? Wir, die Brudervölker von Chearth, die Wlatschiden, Vlatschis, die Amaniten, Kraniopoden, ja sogar die nichtswürdigen Gramser? Wir, die wir überfallen wurden und einen Krieg führen müssen, den wir weder angefangen noch gewollt haben? Oder die Algioten, die diesen Krieg zu uns getragen haben und grausam und gnadenlos Millionen unschuldiger Lebewesen töten?"
„Die Holterer", sagte Atlan. Er konnte den Zorn in seiner Stimme nur mühsam unterdrükken. „ Intelligenzwesen, die eine rasante Entwicklung durchmachten und auf der Schwelle zur Zivilisation standen. Ich war dabei, wie eine ganze Spezies ausgelöscht wurde, bevor sie die Chance bekam, sich im Kosmos zu bewähren. Ich war dabei und konnte es nicht verhindern! Eine ganze Spezies, für Chearth verloren, weil die Algioten wider jede Vernunft nicht von ihrem Krieg ablassen wollen!
Wie viele andere Spezies sollen noch ausgelöscht werden, Mhogena?"
„Intelligenzwesen werden sterben, Mhogena", warf Grek-1 ganz nüchtern ein. Es war eine logische Feststellung. „Das läßt sich nicht vermeiden. In jeder Sekunde, die
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