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1991 - Mhogenas Entscheidung

Titel: 1991 - Mhogenas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bildern spielt Zeit keine Rolle. Wenn er zu mir spricht, vergeht eine Sekunde oder eine Unendlichkeit.
    Stellenweise lagen die Leichen meterhoch. Ich mußte mir mühsam den Weg zwischen ihnen bahnen.
    Und dann, plötzlich, war ich nicht mehr von toten Tazolen, Saggarern, Voranesen, Zytekern, Oschongen und Prokiden umgeben.
    Sondern von Angehörigen der Brudervölker von Chearth. Von Wlatschiden, Vlatschis, Amaniten, Gramsern, Heiv.
    Und von Angehörigen jener Völker, die uns aus der fernen Milchstraße zu Hilfe geeilt waren. Von Camelotern, Maahks, Halutern.
    Auch sie sahen mich an. Ein jeder von ihnen.
    In ihren toten Augen lagen Entsetzen, Schrekken, Verständnislosigkeit, Hoffnungslosigkeit.
    Und ein Vorwurf.
    Immer... wieder... derselbe... Vorwurf...
    DU HÄTTEST UNS RETTEN KÖNNEN!
    Und plötzlich wußte ich, was mein Schattenbruder mir mitteilen wollte: Du mußt eine Entscheidung treffen!
    Und nun muß ich mich entscheiden, ob ich einfach springen oder den Helm des Raumanzugs öffnen soll.
     
    5.
     
    Icho Tolot: Beim Tresor
    20. April 1291 NGZ
     
    Die SHE'HUAN glitt hinter dem dreizehnten Planeten der Sonne Lhanzoo sanft in den Einsteinraum zurück und stürzte abrupt in ein energetisches Chaos. Sämtliche hyperphysikalischen Meßinstrumente spielten unter dem Eindruck der irrwitzigen Werte kurzfristig verrückt und zeigten sinnlose Werte an. Es dauerte an die fünf Sekunden - für hochwertige Geräte dieser Kategorie eine Ewigkeit -, bis sie sich auf die neuen Gegebenheiten eingestellt hatten und brauchbare Daten übermittelten.
    Icho Tolots Planhirn arbeitete auf Hochtouren, um der Datenfülle Herr zu werden. Dennoch wäre er ebenfalls kurzzeitig handlungsunfähig geworden, wäre sein Ordinärhirn nicht in die Bresche gesprungen und hätte einige unwichtigere Funktionen übernommen. So aber verschaffte er sich in einer so kurzen Zeitspanne einen vollständigen Überblick, wie es sonst nur einer Syntronik möglich gewesen wäre.
    In drei Lichtjahren Entfernung schien der Kosmos dermaßen in Aufruhr geraten zu sein, daß der Haluter einen Moment lang den Eindruck hatte, die Geburt einer neuen Schöpfung zu betrachten - oder den Untergang einer alten.
    Dort befand sich der diesseitige Rand des Sonnentresors, eines Gebildes aus insgesamt einundsechzig Sternen, von denen sechzig von den Nonggo künstlich um den roten Überriesen Skoghal postiert worden waren. Bei allen diesen Sternen handelte es sich um ungewöhnliche Typen - Weiße Zwerge, Rote Riesen, Neutronensterne, Pulsare - und gleichzeitig um starke Hyperquellen. Schon unter normalen Umständen hätte dieses Hyperspektrum die entsprechenden Ortungsgeräte vor eine schwierige Aufgabe gestellt, aber was sich jetzt dort abspielte...
    Während das Planhirn die Fakten noch analysierte, nahm das Ordinärhirn zur Kenntnis, daß im Fahrwasser des von den Halutern für den Flug nach Chearth umgebauten ursprünglichen arkonidischen Flottentenders fast 800 schwarze Kugelraumer sowie die beiden Vesta-Kreuzer PYXIS und DOLAMO in den Normalraum zurückfielen.
    Tolot hatte bereits registriert, daß das Lhanzoo-System auch weiterhin von den GILGAMESCH-Modulen und starken Verbänden der chearthischen Brudervölker gesichert wurde. Kein Wunder, denn Thagarum, der fünfte Planet dieser Sonne, beherbergte die Hauptschaltzentrale für den Sonnentresor und nahm damit eine Schlüsselrolle im Kampf um Chearth ein. Zudem war er Sitz des Pilzdoms - und dessen Bedeutung hatten die Algioten auch erkannt.
    Icho Tolot konzentrierte sich wieder ganz auf den Sonnentresor. Das Tor der Erleuchtung, wie die Algioten ihn nannten, bildete eine annähernde Kugelform von etwa zwei Lichtmonaten. Es wurde jedoch etwa zur Hälfte von einem Dimensionsriß beherrscht, der ursprünglich bei der blauen Sonne Yponiko entstanden war. Dort brodelten die Kontinua, spien mehrdimensionale Energieformen aus, sogen sie und andere sofort wieder ein. Die Hyperraumbeben, die der Riß erzeugte, traten mittlerweile so stark und häufig auf, daß man ruhigen Gewissens von einem einzigen Superbeben sprechen konnte.
    „Der Dimensionsriß hat eine Länge von zweiunddreißig Lichttagen erreicht!" Warthan Groynt, Hyperraumspezialist und Mathematiker mit ausgeprägter Neigung zur Musik, schien Icho Tolots Gedanken zu erraten. „Das entspricht über einem Lichtmonat! Entschuldigen Sie bitte, werter Operationsleiter", fügte er sofort hinzu.
    In seiner Aufgewühltheit hatte er kurz vergessen, daß Icho Tolot

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