1992 - Aufmarsch über Thorrim
sich mit uns freuen." Tess schluckte. Sie begriff, dass Worrher und sein Volk in anderen, wenn auch nicht grundverschiedenen Richtungen dachten als die Menschen. Für sie war vielleicht alles intensiver - der Schmerz so gut wie das Glück. „Wir wünschen euch alles Gute euch und uns. Wenn die Katastrophe ausbleibt, werden wir bestimmt noch gute Freunde werden. Ihr seid jedenfalls unsere Gäste, solange ihr wollt. Mein Wort darauf." Worrher blieb ernst. „Ja, Freunde werden wir brauchen, in einem neuen Universum", quäkte er so leise, dass der Translator Schwierigkeiten hatte, zu übersetzen. Dann schlang er zwei seiner Pseudopodien um Tess' Hals, zog sanft ihren Kopf zu sich heran und setzte seinen Trichtermund an ihre rechte Wange. Es gab ein lautes, schmatzendes Geräusch, bevor Worrher sich wieder von der Mutantin löste. „Wir ... wir gehen jetzt besser", sagte Tess und stand auf. „Wenn ihr irgendetwas braucht, ruft nach uns. Mein Name ist Tess, und das hier ist Benjameen. Ich werde euch ein Funkgerät bringen lassen, in dem unsere Frequenz gespeichert ist."
„Danke, Tess" ,quietschte Worrher. „Danke, Benjameen. Wir werden uns ganz bestimmt bei euch melden, bevor wir wieder losfliegen."
„Wie gesagt, ihr seid unsere Gäste, solange ihr wollt. Übereilt also nichts!" Worrher und Aya winkten ihnen nach, als sie gingen. Draußen im Freien waren es nicht nur die sich gleich wieder auflösenden Regentropfen, die an Tess Wangen herunterliefen. „Du weinst", stellte Benjameen fest und nahm sie in den Arm. „Weshalb?"
„Es ist wegen der Par", brachte sie stockend hervor. „Sie sind glücklich und ausgelassen, aber in wenigen Tagen kann auch für sie alles vorbei sein. Ich habe Angst, Ben."
„Soll ich dir etwas verraten?" fragte er. „Ich habe auch Angst - eine Menge Angst sogar ..."
Tess und Benjameen waren mit ihrem Gleiter noch in der Luft, als sie der Anruf erreichte. Stendal Navajo selbst erschien auf dem Bildschirm zwischen den bei den Sitzen. Der Bürgermeister schien über die Maßen aufgeregt zu sein. Nach seinen ersten Worten wussten die Mutanten auch, warum. „Wanderer ist soeben an der Grenze des Thorrtimer-Systems aus dem Hyperraum gefallen - ES ist angekommen! Bitte kommt sofort zu mir!
Wir müssen beraten, was jetzt zu tun ist!"
„Weiß Gia de Moleon schon davon?" erkundigte sich Benjameen, während Tess wie gelähmt in ihrem Sitz saß und vor sich hin ins Leere starrte.
Um ihre Mundwinkel zuckte es. Sie lächelte. „Natürlich weiß sie davon", antwortete der Bürgermeister. „Ich ... wir verspüren momentan ein ungeheures Gefühl der Erleichterung und Entschlossenheit, das nicht allein von uns stammen kann. Ich vermute, dass auch die versammelten Superintelligenzen im System es auf uns Übertragen - frag Tess danach!" Und tatsächlich, auch Benjameen spürte dieses Gefühl. Er war nur vorher abgelenkt gewesen. Jetzt aber glaubte er, es mit allen Anfeindungen des Kosmos aufnehmen zu können mit allen finsteren Mächten und Drohungen.
Der junge Arkonide sah zu Tess hinüber.
Tut mit leid, Stendal" ,sagte er, „aber im Moment erscheint sie mir wenig ansprechbar. Wir sind in wenigen Minuten bei dir." Stendal Navajo nickte und unterbrach die Verbindung. Benjameen beschleunigte und scherte aus dem automatischen Verkehrsleitsystem der Stadt aus. Per manuelle Steuerung war er schneller am Ziel. Er flog wild durch die Straßenschluchten und jagte über die freien Plätze, und wie versprochen, dauerte es keine fünf Minuten, bis er den Gleiter vor der Bürgermeister-Residenz parkte. „Tess?" fragte er.
Sie schien wie aus einem Traum auf zuwachen. Ihr Blick war für einige Sekunden orientierungslos, bevor er sich klärte. „ES ist da", sagte sie langsam und lächelnd. Benjameen nickte heftig. „Das wissen wir doch. Stendal hat es uns ..."„Entschuldige Ben, aber ich habe nichts davon mitbekommen. Ich sah und hörte nur das große Glück, das von den Superintelligenzen seit der Ankunft ausgeht. Es ist überwältigend."„Soll das heißen, du kannst sie jetzt telepathisch empfangen? Hier?" fragte der Arkonide entgeistert.
Tess lächelte ihn an, im Gesicht immer noch einen verzückten Ausdruck. „Gefühlsmäßig. Ihre Eindrücke sind stark genug. Ihre Erleichterung darüber, dass ES als Nummer Sechs endlich aufgetaucht ist, dringt selbst über diese Entfernungen bis zu mir, Benjameen. ES hat wohl eine größere Bedeutung, als wir alle ahnen." Der Arkonide öffnete die Gleitertüren
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