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1992 - Aufmarsch über Thorrim

Titel: 1992 - Aufmarsch über Thorrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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darüber zu zerbrechen ob und wann ES denn nun endlich kommt. Wir können auch nicht ständig Stendal belagern. Lass uns nach Worrher, Aya und den anderen sehen, Ben. Das wird uns ablenken."
    „Einverstanden", sagte er. Sie hatte Recht. Wenn sie nur über die möglichen Gründe nachgrübelten, warum ES nicht kam, wurden sie verrückt. Das gleiche galt für die Gedanken daran, dass es nur noch elf Tage bis zum Ende des Monats April waren. Es war kaum anzunehmen, dass sich kosmische Geschehnisse an terranische Kalender hielten, aber das Ende des Monats war nun einmal als Zeitpunkt für das Superbeben genannt worden, und Menschen orientierten sich an solchen Angaben. Für Benjameen war es wie ein Countdown des Todes.
    Ein altes, ungenutztes Lagerhaus am Rand von Alashan war den 153 überlebenden POR zur Verfügung gestellt worden. Es hatte schon zu den Zeiten leer gestanden, als Alashan noch auf der Erde gelegen hatte, vor der Katastrophe mit dem Heliotischen Bollwerk der Nonggo. Tess, die diesmal geflogen war, parkte den Gleiter vor dem Eingang, neben einem Schweber des medizinischen Hilfswerks. Die POR wurden also noch betreut. Sie stiegen aus. Schon hier draußen war der ätzende Schweißgeruch der Kugelleute zu riechen. „Bring uns Atemmasken mit!" rief Tess ihrem Freund zu. „Drinnen werden wir es sonst nicht aushalten!"„Meinst du nicht; sie könnten beleidigt sein?"
    „Es wird ihnen wahrscheinlich gar nicht auffallen!" Tess stand ohne Schirm im Nieselregen und war froh, als Benjameen endlich bei ihr war und ihr eine Maske reichte. Sie streifte sie über. Dann betraten sie die Halle. Es war das reinste Tohuwabohu. Die POR sprangen und liefen unter lautem Gequäke und Gekreische durcheinander wie eine Horde losgelassener Affen. Sie bewegten sich auf ihren Pseudobeinen so gut wie ein Mensch in den besten Jahren. Wo sie wollten, bildeten sie an ihrem Körper weitere Pseudogliedmaßen aus. Ihre Stielaugen waren steil in die Höhe gestreckt.
    Es sah aus, als spielten sie Fangen. Tess schüttelte nur den Kopf angesichts dieser Verwandlung.
    Sie sah drei Ärzte und ging zu ihnen. Auf ihre Frage nach dem Zustand der Kugelwesen rief einer, um das Gekreisch zu übertönen: „Ihr seht ja, sie sind wie aus dem Häuschen - zweifellos einerseits die Folge der verabreichten Vitaminkombinationen sowie andererseits der Erleichterung über das eigene Überleben. Ich glaube, unsere Aufgabe hier ist erledigt. Wir gehen jetzt." Der Mediker rief seine beiden Kollegen zu sich, Die Arzte verabschiedeten sich von Benjameen und Tess, nicht ohne ihnen grinsend „viel Vergnügen" zu wünschen. „Und Trauer über den Verlust ihrer Artgenossen empfinden sie gar nicht mehr'?" wunderte sich Benjameen. „Später vielleicht", meinte Tess. „Augenblicklich sind sie wie in einem Rausch. Du hast doch gehört, was der Mediker sagte." Sie suchte nach Worrher und Aya, aber sie konnte die beiden beim besten Willen nicht aus der tobenden Menge herausfinden. Dafür fanden die beiden sie. „Ihr seid die, die uns gerettet ha ben!" schrillte ein Kugelwesen, das Tess fast ansprang und umwarf. „Ich bin Worrher, und das hier ist Aya. Wir werden ein Kind bekommen, wisst ihr? Den ersten kleinen POR einer neuen Generation. Und die anderen sind schon tüchtig dabei, es uns nachzutun. Bald wird es wieder viele POR geben. Was ist mit unserem Raumschiff?"
    Tess hockte sich vor das - mit Beinen - 1,20 Meter große Wesen hin und berichtete. Die Begeisterung der Par war unbeschreiblich. „Wenn die Götter es wollen, können wir wieder starten!" rief Worrher seinen Artgenossen entgegen. „Ihr müsst ganz fest daran glauben!" Vor lauter Aufregung schwitzte er noch mehr. Aya brachte ihm Wasser. Er berührte sie dafür zärtlich zwischen den Stiel1msätzen der Augen, und sie' quiekte vor Vergnügen. „Findet ihr das gut, was ihr hier treibt?" fragte Tess, „Ich meine, euer Planet ist untergegangen, und ihr habt eure Flotte verloren und bei euch an Bord viele Freunde. Kennt ihr denn gar keine Trauer?"
    Worrher wurde mit einem Schlag ernst. Er ließ die Augen sinken und sagte leise: „Es gibt für alles eine Zeit, weißt du? Und getrauert haben wir lange genug. Lange genug waren wir verzweifelt. Wir wissen nicht, wie lange wir noch zu leben haben." Sein Schweiß floss in Strömen - ein Zeichen innerer Zerrissenheit? „Glaubst du da nicht, dass wir die Tage, die uns noch bleiben, in Fröhlichkeit und Lust verbringen dürfen?"fragte er. „Unsere Toten würden

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