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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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aussehen. Der logische Schluß deiner Darstellung fehlt noch, aber er läßt sich erraten.«
»Erraten nicht«, korrigierte er, »sondern ableiten.«
»Natürlich, das meinte ich. Erraten ist Lotterie, Ableiten ist Kombination. Also. War die Tiefe von ein paar tausend Metern wirklich geplant, dann sollte niemand an das Schiff herankommen, und Olaf ist der Schuldige. Wurde die beabsichtigte Tiefe nur vorgetäuscht, dann legte jemand Wert auf eine Untersuchung des gesunkenen Schiffes, und dieser Jemand muß John sein. Er würde, weil Olaf die Bedingungen des Wettkampfes verletzt hat, zum Sieger erklärt werden.«
»Richtig, genauso seh’ ich das auch. Steck die zweitausend jetzt ein! Weitere zweitausend kriegst du, wenn wir das Kommissariat wieder verlassen. Und einen Tausender extra gibt’s, wenn es dir gelingt, den Zünder bei geöffnetem Zustand zu fotografieren, und zwar so, daß man die Manipulation, falls eine erfolgt ist, erkennen kann. Aber jetzt essen wir erst mal.« Sie ließen sich die Windbeutel schmecken. Danach bot er ihr eine Zigarette an. Sie lehnte ab.
»Was? Eine Reporterin, die nicht raucht? Ich dachte immer, das gehört zu eurem nervösen Job.«
»Hab’s hinter mir. War bei ’ner Schachtel pro Tag, und das waren einige zuviel. Da hab’ ich’s ganz aufgegeben.«
»Wann?«
»Vor einem Jahr.«
»Bist also drüber weg?«
»Ja, aber leider ist mir im Bewußtsein geblieben, wie schön es war.«
Er steckte die Packung wieder ein. »Dann will ich dich nicht quälen.«
»Tu’s ruhig!« Aber er verzichtete.
»Unter einer Bedingung«, sagte sie, »bin ich einverstanden mit dem Handel.«
»Und wie lautet die?«
»Daß ich, wenn deine Recherchen beendet sind, die Story kriege, und zwar für Chile exklusiv.«
Er überlegte. »Dafür würden andere Leute viel Geld bezahlen.«
»Wie wäre es mit … fünftausend Dollar?« Schelmisch blickte sie ihn an.
»Sollen es die sein, die du dir jetzt grad verdienst? Dann kann ich sie ja gleich behalten.«
»O nein, die nehm’ ich erst mal mit, zur Sicherheit. Du könntest mich ja austricksen.«
»Also abgemacht!« Er winkte dem Kellner, und der brachte die Rechnung. Er überflog die Zahlen, hob aber schon nach wenigen Sekunden den Blick und sah, daß Alejandra ganz leicht den Kopf schüttelte, ja, ihm schien sogar, ihre großen grünen Augen hätten ein Signal ausgesandt. Blitzschnell drehte er sich um und bekam gerade noch mit, wie ein Mann, der nur ein paar Meter entfernt allein an einem Tisch saß, hastig nach seiner Zeitung griff, sie aufschlug und sich dahinter verbarg.
»So ist das also! Hast mir eine Falle gestellt! Ich schätze, der Kerl da hinten ist nicht etwa dein eifersüchtiger Ehemann, sondern ein Bulle.«
»Du irrst dich.« Sie war ganz ruhig geblieben. »Das ist Gerardo Castañeda, ein Kollege. Glaubst du denn, ich ginge schutzlos zu einem Treffen, bei dem jemand, den ich nie im Leben gesehen habe, mit mir über den caso del cobre reden will? Hättest ja von den Tätern geschickt sein können, denen vielleicht die Art meiner Berichterstattung nicht paßt. Es wäre nicht das erste Mal, daß solche Leute zurückschlagen.« Sie winkte dem Mann, der gleich darauf an den Tisch kam.
Sie machte es formvollendet: » Señor Castañeda vom MERCURIO, Ressort Lokales, Señor Carranza, ein Informant.« Die Männer gaben sich die Hand, und sie fuhr fort: »Gerardo, du kannst uns jetzt getrost allein lassen. Er ist sauber.«
»Bist du ganz sicher?«
»Sieh ihn dir doch an!« Castañeda nickte und verließ das Café.
»Sieh ihn dir doch an!« wiederholte Federico. »War das nun ein Kompliment oder ein vernichtendes Urteil?«
»Du hast zwar eine Menge Leidenschaft in deinen dunklen Augen«, antwortete sie, »aber auch Zärtlichkeit. Ich bin ganz sicher, du wirst mich nicht umbringen.«
»Und wenn ich nun doch tätlich werde?«
Sie lächelte und sagte dann nur: »Entschuldige mich bitte für einen Moment! Wenn wir den Zünder heute noch sehen wollen, muß ich mit Comisario López telefonieren.«

30
    Sie fuhren in Alejandras Auto, einem uralten CHEVROLET, durch die Avenida Chacabuco und hielten dann vor einem Geschäft mit dem Firmenschild FERRERÍA ALVARADO. »Wird nicht lange dauern«, sagte Federico und stieg aus. Als er zurückkam, zeigte er ihr ein halbes Dutzend Schraubenzieher und mehrere kleine Zangen.
    »Ich habe«, erklärte sie daraufhin lakonisch, »bei Comisario López zwar einen Stein im Brett, aber keinen Felsen.«
    »Ach, ich versuch ’s einfach mal«,

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