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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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erwiderte er, »vielleicht läßt er uns eine Weile mit dem Ding allein.«
»Wohl kaum. Wir könnten ja was verändern, zum Beispiel im Innern genau den Zustand herstellen, an dem dir gelegen ist. Woher soll ich überhaupt wissen, daß du das nicht vorhast?«
»Darfst mir, falls ich ’ne Chance kriege, von der ersten bis zur letzten Sekunde auf die Finger gucken. Im übrigen müßte ein Blick in den Zünder doch auch für dich interessant sein, weil du dann für die Story deines Lebens noch besser gerüstet wärst. Hast du den Fotoapparat mitgenommen?«
»Sicher, den hab’ ich immer bei mir.«
Einige Minuten später hielten sie vor dem Kommissariat. Er steckte sein Werkzeug ein, und sie verließen den Wagen, betraten das Gebäude.
Es bedurfte einer zähen Verhandlung mit den unteren Chargen, ehe einer der Polizisten sich bereit fand, den Comisario über die Hausleitung anzurufen. Von da an war alles einfach. El Jefe, wie López im Hause genannt wurde, empfing sie mit den Worten:
»Entschuldigen Sie bitte, ich hatte vergessen, unten Bescheid zu sagen, daß Sie kommen würden. Aber Sie«, er sah Alejandra an, »sind es ja gewohnt, Hürden zu nehmen.« Er war von zierlichem Wuchs, verriet jedoch durch seine lebhafte Gestik viel Energie. Er bat seine Besucher, Platz zu nehmen, und sagte dann: »Darf ich noch einmal ganz genau erfahren, worum es sich handelt? Vorhin am Telefon ging alles ein bißchen schnell. Sie wollen, wenn ich Sie richtig verstanden habe, in eine unserer Asservatenkammern und sich dort etwas ansehen. Ja, jetzt fällt es mir wieder ein, Sie wollen den Zünder sehen, den man auf der OLGA THEUNISSEN gefunden hat.«
»Richtig. Mein Kollege, Señor Carranza, schreibt auch über den Fall.«
Federico zog das kleine Dokument hervor, das Alejandra ihm in der Redaktion ausgestellt hatte, und zu seiner großen Erleichterung warf der Kommissar nur einen flüchtigen Blick darauf und sagte dann: »Kommen Sie!«
Es ging durch einen halbdunklen Flur, an dessen Ende sich zwei Türen befanden. Die linke schloß López auf. Er trat als erster ein und machte Licht. An den vier Wänden des etwa vier mal sechs Meter großen, fensterlosen Raumes standen Regale, die bis an die Decke reichten. Darauf lagen, jeweils mit beschrifteten Anhängern versehen, in bunter Mischung zahlreiche Gegenstände, die bei Straftaten verwendet worden waren oder in diesem Zusammenhang irgendeine andere Rolle gespielt hatten. Federico staunte über die Vielzahl der vorhandenen Pistolen, Revolver, Flinten und Messer. Aber es gab auch kuriose Objekte wie zum Beispiel einen etwa faustgroßen Elefanten aus gelbem Onyx, einen marmornen Engel und einen Krückstock mit metallenem Knauf. Auf einem der unteren Borde zählte er nicht weniger als neun Schlagringe, zwischen denen sich eine silberne Kaffeekanne erhob. An ihrem verbogenen Griff hing ebenfalls ein Zettel, und als López sah, daß er sich für die Aufschrift interessierte, sagte er:
»Versuchter Gattenmord. Klappte nicht ganz. Wurde nur ein Pflegefall.« Dann holte er von einem Bord neben der Tür einen Karton, schob ihn über den in der Mitte des Raumes stehenden Tisch auf Alejandra zu und förderte, indem er mehrmals hineingriff, eine aus verschiedenen Teilen bestehende Zündvorrichtung zutage. Das Herzstück war die elektronische Jahresschaltuhr. Sie war bereits geöffnet, und das entband Federico vom schwierigsten Teil seiner Aufgabe. Doch er konnte sich nicht freuen über diesen Umstand, denn etwas anderes – er erfaßte es mit dem ersten Blick – versetzte ihm einen Schock. Hinter dem Abdeckgehäuse, wo genügend Platz gewesen wäre, um zusätzliche Teile einzubauen, entdeckte er nichts, weder eine Platine für das Anbringen von Bausteinen noch die Bausteine selbst, auch keine Hilfsmittel wie LayoutFolien, Klebesymbole und Kontaktfilme, die ein Bastler verwendet haben würde und die man in jedem Fachgeschäft kaufen konnte. Ebensowenig gab es Lötstellen. Ihm war sofort klar: An diesem Gerät hatte niemand etwas verändert! So, wie es vor ihm lag, war es von der Herstellerfirma geliefert worden, und also hatte nur eine Panne die Zündung vierundzwanzig Stunden zu früh ausgelöst! Das Uhrwerk hatte versagt, oder irgendein bordinterner elektrischer Impuls auf der zufällig gleichen Frequenz hatte die Explosion ausgelöst. Und das hieß. Bei dem Anschlag war man darauf aus gewesen, das Schiff einige tausend Meter tief absinken zu lassen.
Por dios, was sollte er davon halten?
»Du bist ja

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