Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
ganz blaß geworden«, sagte Alejandra. »Was ist los?« Er antwortete nicht, hatte ihre Frage gar nicht gehört, stand immer noch fassungslos da. Erst als sie mit dem Zeigefinger an seine Schulter tippte und ihm zurief: » Hombre, wach auf!« sammelte er sich und sagte schließlich: »Ich versteh’ das nicht.«
»Was verstehen Sie nicht?« fragte López. Er empfand wenig Neigung, dem Kommissar zu offenbaren, daß er gehofft hatte, durch die Beschaffenheit der Schaltuhr John Theunissen als Anstifter entlarven zu können, flüchtete sich deshalb in den wenig sensationellen, weil hinlänglich bekannten Sachverhalt: »Die Uhr ist auf den zwölften Oktober eingestellt, aber das Schiff ging am elften Oktober unter.«
»Ja, sie hat nicht richtig funktioniert«, sagte López. Es klang gelangweilt.
Alejandra ergänzte: »Das stand bei uns in jeder Zeitung.«
»Wer hat das Gerät auseinandergenommen?« fragte Federico. » Comisario Méndez«, antwortete López, »einer unserer Sprengstoffexperten. Und dabei waren mein Kollege Ruben Gil und Mister Hippiestone von der Versicherung.«
Federico schüttelte den Kopf, war immer noch in hohem Maße irritiert von dem unerwarteten Ergebnis der Besichtigung. »Soll ich fotografieren?« fragte Alejandra. Die Antwort kam mechanisch: »Ja, tu das.« López hatte nichts dagegen einzuwenden, bat nur darum, keins der auf dem Tisch ausgebreiteten Teile zu berühren. Alejandra zog ihre NIKON aus der Tasche, machte ein paar Fotos, und damit war der Besuch auch schon abgeschlossen. Als sie wieder im Auto saßen, sagte sie: »Mir scheint, du brauchst einen Drink.«
»Wär’ nicht schlecht, aber aufs Café RIQUET oder auf irgendeine Kneipe hab’ ich jetzt keine Lust. Können wir nicht zu dir fahren? Wo wohnst du?«
»In Viña.«
So ging es nun nach Viña del Mar, dem berühmten Vorort der Hafenstadt. Im Vorüberfahren zeigte Alejandra auf die Strandpromenade, das Spielcasino und einige Luxushotels. »Aber es gibt hier auch andere Viertel«, sagte sie. »Ich zum Beispiel hab’ zwei Zimmer in einem Mietshaus. Es ist ruhig da, und mit dem Auto brauch’ ich keine fünf Minuten in die freie Natur.«
So parkten sie denn auch in einem Bezirk, der nicht einmal entfernt an einen mondänen Badeort erinnerte, und betraten wenig später ein ockerfarben verputztes Haus mit fünf Stockwerken. Sie wohnte ganz oben, führte ihren Gast in ein freundliches, sparsam möbliertes Zimmer. Er ging ans Fenster, blickte auf eine typische Stadtrandzone mit vielen noch unbebauten Grundstücken zwischen den Asphaltbändern. »Du bist hier fast unterm Dach. Was machst du, wenn es bebt? Das tut’s doch häufiger mal bei euch.«
»Beten. Denn bis ich unten angekommen bin, ist der Spuk meistens schon vorbei.«
Sie setzten sich in die korbgeflochtenen Sessel. »Was möchtest du trinken?« fragte Alejandra. »Was Hiesiges. Einen Pisco, wenn du hast.« Sie holte Flasche und Gläser, schenkte ein. Sie tranken, und dann sagte sie:
»Ich glaube, du solltest mir jetzt noch etwas mehr erzählen.« Er griff in seine Jackentasche, holte ein paar grüne Scheine hervor, legte sie auf den kleinen Glastisch. »Die zweite Quote«, sagte er, »und die tausend Dollar für die Fotos sind auch schon dabei. Wann werden die fertig sein?«
»Morgen oder übermorgen.«
Sie schob das Geld neben ihr Glas. »War wohl doch keine lohnende Investition. Oder?«
»Jede Erkenntnis hat ihren Wert«, antwortete er, und plötzlich, ganz unvermittelt, fiel ihm ein, daß Olaf seinen Vorschlag, in Valparaiso einen Stopp einzulegen, nur zögernd aufgenommen hatte und offenbar lieber gleich nach Norden geflogen wäre. Was, fragte er sich, mag der Grund dafür gewesen sein? Hätte er womöglich die Inspektion des Zünders gern verhindert? »Darf ich mal telefonieren?« fragte er. »Es ist ein Ortsgespräch.«
Sie stellte das Telefon vor ihn auf den Tisch. Von seiner Guest-Card las er die Nummer ab, wählte, verlangte Señor Offermann.
Als Olaf sich gemeldet hatte, sagte er: »Eine böse Überraschung. Es ist ein stinknormaler Zünder. Nicht das geringste Anzeichen einer Manipulation.« Da sie deutsch sprachen, hatte er wegen Alejandras Anwesenheit keinerlei Bedenken. »Wenn der als Beweismaterial nach Hamburg geschickt wird, bist du geliefert.«
Es dauerte lange, bis die Antwort kam, und sie erfolgte in Form einer Frage: »Sag mal, hältst du jetzt etwa mich für den Schuldigen?«
»Quatsch! Aber das Schiff war für eine Tiefe von ein paar tausend Metern

Weitere Kostenlose Bücher