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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Für die Bestandsaufnahme durch die Anwälte und ein Familienmitglied, das von den anderen Vollmacht gekriegt hatte, wurde es wieder geöffnet, danach erneut versiegelt, und so blieb es bis zum Abtransport, der ordnungsgemäß mit Frachtpapieren und allem Drum und Dran über die Bühne gegangen ist. Nur, daß das Kupfer nie auf der OLGA THEUNIS-SEN ankam. Die Kripo erschien bei den Muñoz, und eine Zeitlang wurden sie verdächtigt, in den Anschlag verwickelt zu sein. Das war natürlich ein Schock für die Sippe. Sie hat sogar einen Detektiv beauftragt, und der setzte bei der WILKINSON CORPORATION an. Von da ist, wie gesagt, der Transport abgegangen. Dieselben Leute, die in Curacavi mit den Lastern aufgetaucht sind, haben unter Vorlage falscher Papiere das Kupfer abholen lassen. Die Männer müssen ein fabelhaftes Timing gehabt haben, und mehr denn je ist davon auszugehen, daß sie über die Erbschaftssache bestens informiert waren. Der General erzählte, auch die Polizei habe mit ihren Ermittlungen im Werk angefangen, aber ohne Ergebnis. Die Transporteure blieben unauffindbar. Ja, und dann wurden der Familie Muñoz für achttausend Dollar die Fotos angeboten, Schrotthändler plus Reeder, letzterer allerdings nicht eindeutig identifizierbar. Sie haben die Bilder an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, und so kamen dann auch Abzüge nach Deutschland.«
»Wie lief es beim Anbieten und beim Bezahlen?« fragte Olaf. »Der erste Kontakt erfolgte telefonisch. Das Geld sollte im voraus deponiert werden, und zwar in einem Park zwischen …«, Ernesto sah wieder in seine Notizen, »den Straßen Washington und San Martin. In einem Papierkorb. Man hat die Muñoz davor gewarnt, die Polizei einzuschalten. Wenn sie das täten, bekämen sie die Fotos nicht. Außerdem würden, so hieß es, die Bullen im Park nur den Laufburschen erwischen, einen zwölfjährigen Jungen, der von den Hintergründen seines Jobs keine Ahnung habe. Die Familie hielt sich daran und kriegte ein paar Tage später die Fotos mit den Negativen per Post. Ja, und das war’s auch schon, was die Ausbeute der Teestunde angeht. Am nächsten Vormittag, das war also heute kurz vor meinem Abflug, hab’ ich mich noch mal mit dem Jüngelchen getroffen, aber außer vom Geweih seines Urgroßvaters, auf das er mehrmals zurückkam, hatte er nichts zu berichten. Die Liaison mit Claas Theunissen hat in Patagonien angefangen, auf einem gottverlassenen Flugplatz bei Balmaceda. Eine Piste und fünf Häuser, eins davon ein Hotel, in dem sich ein paar Minenbesitzer und Kupfer-Aktionäre getroffen hatten, darunter Claas Theunissen und der fortan Gehörnte plus Gattin. Claas Theunissen war damals noch Kapitän. Ich hab’ mir den Knaben übrigens nach Strich und Faden vorgeknöpft, um rauszukriegen, ob er vielleicht mit drinhängt in der Kupfersache. Das gibt’s ja manchmal, daß mißratene oder rebellische Söhne oder Enkel ein Ding drehen, bei dem es gegen den eigenen Clan geht, oder zumindest Hilfestellung leisten, zum Beispiel den Tätern Insider-Tips geben, um ihr Taschengeld aufzustocken.«
»Wenn diese Knaben MASERATIS fahren, kann’s ihnen an Taschengeld nicht mangeln«, warf Alejandra ein. »Ach, weißt du, diese Art Söhne kriegt den Hals doch nie voll genug, aber manchmal geht’s ihnen auch gar nicht ums Geld, sondern nur um den Kitzel. Sie langweilen sich zu Tode und kommen dann auf solche Ideen.«
»Und?« fragte Olaf. »Steckt er mit drin?«
»Mit Sicherheit nicht.«
Olaf bat Alejandra, von ihren Nachforschungen beim Hafenamt zu berichten.
»Die Beamten«, begann sie, »haben …«, sie sprach nicht weiter, denn das Telefon läutete. Federico nahm ab, lauschte eine Weile, und dann sagte er zu Olaf: »Dein Sohn. Diesmal aus einer Zelle in Lübeck. Er hat seine Cousine auf der Autobahn abgehängt.« Er übergab den Hörer, und Olaf verschwand mit dem Telefon, das eine lange Schnur hatte, im Badezimmer. Als er nach etwa fünf Minuten zurückkehrte, sagte er: »Entschuldigt bitte, daß ich rausgegangen bin, aber ein Gespräch mit Jacob geht mir zur Zeit ganz schön an die Nieren.« Die anderen verstanden das.
»Drüben«, fuhr er fort, »ist alles soweit okay. Der Holzhandel floriert, die Reedereien arbeiten normal. Weitere Schiffsuntergänge sind nicht zu vermelden, weder bei THEUNISSEN I noch bei THEUNISSEN II. Meiner Familie geht es relativ gut. In Johns Ehe scheint es zu kriseln, und Hamburg erlebt mal wieder einen Winter, der keiner ist.«
Er setzte sich an den

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