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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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war der erste.«
»Also kann es sein«, fragte Ernesto weiter, »daß irgend jemand kurz im Raum I verblieb, um sich vielleicht einen noch gründlicheren Überblick zu verschaffen?«
»Das ist schon möglich.«
Federico wandte sich an Alejandra: »Hast du das auch so in Erinnerung?«
»Ja, und ich war Comisario Gil immer dicht auf den Fersen, wollte alles genau mitkriegen. Aber jetzt fällt mir ein, daß zwei der Kollegen mir unbekannt waren.«
»Sprachen diese beiden Spanisch?« Sie überlegte. »Verdammt, das weiß ich nicht mehr! Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt was gesagt haben während der ganzen Zeit.«
»Wie sahen sie aus? Südamerikanisch?«
»Der eine ja, aber der andere wirkte eher europäisch. Er war ziemlich groß.«
»Und ich«, mischte Gil sich ein, »erinnere mich, daß ich die Gruppe zunächst in meinem Büro begrüßt und da ihre Presse-Ausweise kontrolliert habe. Es waren auch zwei Reporter aus den USA dabei, aber ihre Namen und ihre Zeitung habe ich vergessen. Die Sache ist ja nun auch schon eine ganze Weile her. Ich weiß nicht einmal, aus welcher Stadt sie kamen. Das kann ebensogut New York gewesen sein wie San Francisco oder Dallas. Vielleicht war’s auch bloß ein Provinzblatt.«
»Was hatten«, fragte Federico, und er wandte sich an beide, »die Journalisten bei sich?«
»Das Übliche«, antwortete Alejandra, »Block, Stift und Fotoapparat.«
»Auch Videokameras oder wenigstens die Taschen dafür?« Noch einmal sagte Alejandra: »Verdammt!« Und dann fügte sie hinzu: »Jaime, ich glaub’, du bist auf dem richtigen Weg! Klar hatten einige ihr komplettes Gepäck dabei.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fragte Gil, und damit hatte das Gespräch einen kritischen Punkt erreicht, denn welcher Polizist hört es schon gern, daß vielleicht unter seinen Augen ein streng gehüteter und in der Regel unter Verschluß gehaltener Gegenstand ausgetauscht worden ist? »Ach, wissen Sie«, beeilte Federico sich mit seiner Antwort, »wir sind da einer Sache auf der Spur …, also, … uns ist eine amerikanische Artikel-Serie in die Hände gefallen, die wortwörtlich von Señorita Alonsos Reportagen abgeschrieben wurde, das heißt, man hat einfach übersetzt, aber ohne die Quelle anzugeben. Wir wollen herausfinden, ob der Reporter, um den es sich dabei handelt, überhaupt hier gewesen ist.«
»Und was sollte dann die Frage, ob irgend jemand allein in Raum I war?«
»Wir wollen wissen, ob fotografiert wurde.«
»Wieso? Das war erlaubt!«
»Schon, aber …, also …« Federico hatte sich festgefahren, doch sofort sprang Alejandra ein:
»Die US-Serie bringt auch Fotos, und das sind ebenfalls meine. Uns interessiert also nicht nur, ob amerikanische Kollegen hier waren, sondern ebenfalls, ob und was sie fotografiert haben.« Sie spürte, auch diese Erklärung stützte die vielen Fragen nach Raum I und Raum II, nach offenen und verschlossenen Türen und nach der Reihenfolge, in der der Wechsel stattgefunden hatte, nicht, und so fuhr sie gleich fort: »Sie, Comisario, haben es ja oft mit Diebstahl zu tun. Wir genauso. Und wenn einer mir mein geistiges Eigentum klaut, nehm’ ich ihm das übel. Es gibt schließlich ein Urheberrecht, das uns vor solchen Wilderern schützen soll. Wir danken Ihnen, daß wir Sie in Ihrer Freizeit belästigen durften.« Sie stand auf und Federico ebenfalls. »Aber Señorita, das war keine Belästigung, das war ein Vergnügen, und wenn Sie mal wieder etwas auf dem Herzen haben, stehe ich Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. Natürlich auch Ihnen, Señor Carranza.« Er brachte sie zur Tür.
Im Auto lehnte Federico sich erleichtert zurück. »Du warst gut«, sagte sie. »Du auch.«
»Aber bei dir ist es was Besonderes, wenn man bedenkt, daß es gar nicht dein Job ist. Was bist du eigentlich von Beruf?«
»Seemann.«
»Wirklich?«
»Ja. Ich werde dir alles erzählen, sofern du mir für die nächsten Stunden Obdach gewährst. Um vier Uhr früh muß ich allerdings wieder im Hotel sein.«
»Ich weiß, hab’s vorhin mitgekriegt.«
»Dann ist es drüben in Deutschland zehn Uhr. Ich muß da jemanden anrufen.«
»Kann das nicht einer deiner Partner machen?«
»Nein, der eine ist in Antofagasta bei der Familie Muñoz, und der andere …«, er ließ den Satz hängen.
»Das gehört wohl auch zu der langen Geschichte, die du mir erzählen willst.«
»Erraten! Drüben kennt man seine Stimme, und es ist besser, wenn er sich damit eine Weile zurückhält.«
»Olaf

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