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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Uhr über Buenos Aires nach Miami. Da steigen wir um und kommen morgens gegen neun in Nassau an.« Er wandte sich noch einmal an Alejandra: »Sie gehören ja nun dazu. Werden Sie schon heute nacht hier im Hotel bleiben?«
»Nein, ich muß noch packen.«
»Dabei helf ich dir«, sagte Federico.
»Lieber nicht. Ich werde noch in die Redaktion fahren und mich auch von meinen Eltern und ein paar Freunden verabschieden, persönlich, oder, wenn die Zeit nicht reicht, telefonisch. Es ist besser, du rufst heute abend an und sagst mir, wann ich morgen auf dem Flughafen von Santiago sein soll.«
Federico schmollte und sagte: »An sich bin ich gern in der Nähe einer packenden Frau.« Aber dann fügte er sich. »Was werden Sie Ihren Leuten sagen?« fragte Olaf. »Das muß gut überlegt sein, vor allem bei Ihren Kollegen.«
»Selbstverständlich weihe ich niemanden ein. Ich sag’ nicht mal, in welcher Sache ich unterwegs bin, und schon gar nicht, wohin es geht. Was meinen Sie, wie lange wird es denn dauern?«
»Schwer zu sagen. Acht Tage, zehn. Es sind drei Stationen, Nassau, Miami, New Orleans.«
»Also heißt es bei mir. Zwei Wochen Urlaub in Bariloche. Skilaufen. Ist längst fällig.«

33
    Das Gespräch mit dem Vater ging Jacob noch lange nach. Es hatte ihm ein paar Neuigkeiten beschert, die er Mutter und Schwester nun von Lübeck mitbringen konnte, so den Erfolg der Bergbesteigung und die nächsten lokalen Anhaltspunkte, Nassau und Miami. Auch, daß sie nun zu viert waren, erschien ihm günstig, zumal es sich bei dem Zuwachs um eine chilenische Journalistin handelte, die Land und Leute kannte.
    Federico hatte er erzählt, er habe seine Cousine auf der Autobahn abgehängt. Doch genaugenommen, war es so nicht gewesen. Es hatte kein Autorennen stattgefunden, ebensowenig ein Hakenschlagen, durch das sie ihn aus den Augen verlieren sollte. Im Gegenteil, die Verfolgung hatte einen völlig undramatischen Verlauf genommen. Beim Verlassen Hamburgs, am Horner Kreisel, hatte er sie dicht hinter sich gehabt, und als sie dann in die Autobahn eingebogen waren, hatte er seinen Wagen nicht auf Touren gebracht, sondern ihr die Chance gegeben, ihn im Visier zu behalten. Beim ersten Parkplatz war er ausgeschert, hatte auf sie, der gar nichts anderes übriggeblieben war, als ebenfalls den Platz aufzusuchen, gewartet. Sie waren dann ausgestiegen und hatten sich unterhalten. »Es tut mir leid, Hanna, daß gerade du jetzt an der Reihe bist, denn natürlich werde ich dir durch die Lappen gehen.« Er hatte auf den BMWgezeigt. »Hundertneunzig, die macht er spielend. Deiner zwar auch, aber du machst sie nicht, hast deinen Führerschein noch nicht lange genug. Glaub’ mir, es wär’ mir verdammt nicht recht, wenn du bei der Raserei draufgingest oder zum Krüppel würdest. Besser, du machst bei der nächsten Ausfahrt kehrt!« Und sie hatte geantwortet: »Hast recht. Ich fahr’ nach Haus, finde das Ganze sowieso bescheuert.«
    Ihm war nicht nach Witzen zumute, aber jetzt, als er über den Lübecker Marktplatz ging und sich an das kleine Intermezzo erinnerte, fiel ihm eine absurde Filmszene ein, die er mal gesehen hatte. Ein Polizist jagt einen Ausbrecher. Sie rennen im Abstand von einigen Metern durchs Gelände, sind beide am Ende ihrer Kräfte. Da entdeckt der Flüchtende eine Parkbank, steuert sie an, läßt sich darauf nieder. Der Polizist tut das gleiche, und eine Weile sitzen sie keuchend nebeneinander. Bis der Ausreißer fragt: »Packen wir’s wieder?« Und losläuft. Auch der Polizist springt auf, und die Jagd geht weiter. Seine Gedanken kehrten zum Vater zurück. Miami, was kann das bedeuten? Er sagte, die Spur führt dahin. Aber heißt das womöglich Kontakt mit der US-Mafia? Federico und Ernesto, na ja, das sind hartgesottene Burschen, und sie werden ja auch gut bezahlt für ihre Dienste. Aber er? Hoffentlich bleibt er auch da im Hintergrund. Vielleicht erzähl’ ich zu Haus doch lieber nur von Nassau und daß sie noch einmal überprüfen wollen, wie John seinen Urlaub verbracht hat. Klingt weniger riskant. Der alte, sonst immer so einladende Marktplatz der Hansestadt war diesmal unwirtlich. Die Lichter wirkten trübe, und durch die schöngeschwungenen Arkaden des Rathauses fegte ein kalter Wind.
    Wie wird das alles enden? fragte er sich. Hanna findet die Observierung also auch blödsinnig. Am liebsten wär’s mir, John hätte tatsächlich mit der Geschichte nichts zu tun. Wenn sich das herausstellen sollte, war’s mir schon fast egal,

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