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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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holen.«
    »Seien Sie unbesorgt«, erwiderte Freeman, »wir stehen zu unseren Verpflichtungen. Das Studium des Prüfberichts …«, er tippte auf den Ordner, den Olaf ihm zugeschoben hatte, »wird uns genügen.« Er sah auf die Uhr. »Ja, fürs erste wäre alles Notwendige besprochen. Wir werden, da wir nun schon mal in Hamburg sind, auch THEUNISSEN I besuchen. Ihr Vetter ist ja ebenfalls Kunde bei uns. Schade nur, daß wir ihn nicht selbst antreffen werden.«
    »Nein«, sagte Olaf, »das werden Sie nicht. Er macht Urlaub, ist mit seiner Frau auf den Bahamas.«

9
    Es war, jedenfalls zu Beginn, fast wie ein Kondolenzbesuch. Die Vettern saßen sich in Olafs Büro gegenüber. John war erst am Vortag aus dem Urlaub zurückgekommen. Sein wettergebräuntes Gesicht zeigte Bestürzung. »Es tut mir leid«, sagte er, »tut mir verdammt leid, was dir da passiert ist! Falls du irgendeine Möglichkeit siehst, wie ich dir helfen kann, dann raus damit!«
    »Danke, John, aber da kann mir niemand helfen, und soweit es das Materielle betrifft, ist der Schaden ja auch reparabel. Es sind die beiden Todesfälle, die mir zu schaffen machen.«
    »Wie haben die Familien reagiert?«
    »Wie erwartet. Thomsens verstehen die Welt nicht mehr, und ebensowenig …«, Olafs Zeigefinger ging in die Höhe, »verstehen sie ihn da oben. Sie sind sehr christlich, aber nun hadern sie doch mit Gott, vor allem wegen des unglückseligen Schiffswechsels, der ihrem Harald ganz plötzlich in den Sinn gekommen war. Fünfeinhalb Jahre war er durchgehend auf der KATHARINA gefahren, sehr zufrieden, und dann wollte er mit einemmal unbedingt auf die OLGA. Seine Mutter war als einzige recht gefaßt, als ich meinen Besuch machte. Im Laufe des Gesprächs erwähnte sie ein chinesisches Märchen. Da wird einem Mann der Tod prophezeit. Um ihm zu entgehen, flieht er in die äußerste Ecke der Welt, und genau dort erwischt es ihn. Die Mutter sagt also, es war vorherbestimmt, aber die anderen wollen davon nichts wissen. Na, und bei dem Spanier war es auch furchtbar. Der Vater kam aus Vigo angereist. Ein gebrochener Mann, wie mir schien. Er verlangte einen ausführlichen Bericht, und den gab ich ihm. Weil man mehr und mehr von einem Bombenanschlag ausgeht, wollte er wissen, wen wir verdächtigen, aber da mußte ich passen.«
    »Hatte die OLGA Chilenen an Bord?« 
    Ja, zwei. Der Dritte Ingenieur ist ein junger Mann aus Concepción, und einer der Leichtmatrosen stammt aus dem Norden, aus Iquique. Klar, daß die chilenischen Beamten diese beiden besonders intensiv befragt haben. Inzwischen hab’ ich die Protokolle gelesen. Aus ihnen ergibt sich nicht der geringste Hinweis, das Attentat könnte einem der beiden gegolten haben.«
    »Und die Muñoz-Familie? Bei der lassen sich, wenn überhaupt irgendwo, noch am ehesten Ressentiments vermuten.« Olaf schüttelte den Kopf. »Fehlanzeige. Merino Sánchez hat mit den Leuten gesprochen. Ergebnis. Bestürzung auch dort, und sie ist, wie er versichert, echt. Stell dir vor, sie boten sogar, weil das Kupfer ja nun verlorengegangen ist, eine Ersatzleistung aus einem Fonds an, der noch von dem Ehemann der Frau Muñoz angelegt worden ist und aus dem jedes Jahr große Summen an die verschiedensten Einrichtungen gehen. Das kommt natürlich nicht in Frage, weil das Kupfer versichert ist. Die BRISTOL INSURANCE hat einen ihrer Vertreter nach drüben geschickt, einen Mister Freeman, der neulich auch hier war. Er wird heute zurückerwartet, und ich rechne stündlich mit seinem Anruf. Aber ich weiß schon jetzt, daß er seinen anfänglichen Verdacht gegen die Familie Muñoz aufgegeben hat. Ich hab’ gestern mit Mister Chambers telefoniert, einem Kollegen von ihm, und der hat angedeutet, daß BRISTOL INSURANCE die MunozFährte nicht weiter verfolgen wird.«
    »Wie sicher ist man denn, daß es eine Bombe war?«
    »Ziemlich. Eine oder mehrere. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
    Olaf berichtete von Freemans Theorie, Korrosionsschäden könnten die Ballasttanks zum Bersten gebracht haben, erläuterte aber auch, mit welchen Argumenten Kapitän Hollmann und der Chief Ing. diese Überlegung entkräftet hatten. »Das ist also hoffentlich vom Tisch«, meinte John. »Es riecht verdammt nach dem Versuch, der Reederei ein Verschulden nachzuweisen.«
»Ja, es ist vom Tisch«, sagte Olaf. »Also zahlt die Versicherung?«
»Klar, jeden Heller. Meinen Vorschlag, mit Tauchern runterzugehen, haben sie abgelehnt.«
»Warum?«
»Zu teuer. Und wegen der enormen
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