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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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die nicht auf Anhieb sichtbar sind. Gründliche Untersuchungen haben ergeben, daß die Korrosion in den Laderäumen und Ballasttanks unter Umständen dazu führen kann, daß die Festigkeit des Schiffes in Mitleidenschaft gezogen wird. Wir halten es, wie ich Ihnen schon am Telefon sagte, für denkbar, daß die Tanks der OLGA THEUNISSEN stark korrodiert waren und dann regelrecht geplatzt sind. Daher …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche«, warf Kapitän Hollmann ein, »aber was Sie da sagen, ist aus zwei Gründen unmöglich. Zunächst einmal. Die Tanks sind völlig in Ordnung gewesen! Sie brauchen sich nur den Prüfungsbericht vom vorigen Jahr anzusehen. Natürlich haben sie teilweise Rost angesetzt, aber nicht so, daß die Festigkeit des Schiffes beeinträchtigt war. An keiner Stelle – und das ist belegbar – wurden die Außenhaut und die Verbände durch Korrosion zerfressen.« Olaf schob dem Engländer eine Mappe hin. »Überzeugen Sie sich selbst! Der Bericht spricht von einer einwandfreien Beschaffenheit sowohl der Laderäume wie auch der Ballasttanks.« Freeman öffnete die Mappe, blickte kurz hinein. »Mein Kollege und ich werden das später gründlich durchsehen.«
    »Darum möchte ich bitten«, sagte Olaf. »An der Korrektheit der Arbeitsliste und damit an der Glaubwürdigkeit der Klassifikationsgesellschaft werden Sie ja wohl keine Zweifel haben.« Freeman sah den Kapitän an. »Sie sprachen von zwei Gründen.«
    »Ja«, fuhr Hollmann fort, »Nummer zwei ist die Explosion. Sie sagten, das Metall könnte geplatzt sein. Mir ist durchaus bekannt, daß so was im Maschinenbereich möglich ist, durch Überdruck zum Beispiel. Oder Öldämpfe entzünden sich und bringen die Kurbelwanne zur Explosion. Daß aber ein Seewassertank platzt, davon hab’ ich noch nie was gehört.« Chief Backhaus, der immer noch so genannt wurde, obwohl er nicht mehr zur See fuhr, nahm das Stichwort auf: »Der Käpt’n hat recht. Wenn sich in diesem Bereich tatsächlich eine Materialermüdung ergibt, der Metallmantel also infolge Korrosion an einer bestimmten Stelle dünn geworden ist, kann er reißen, aber das passiert nicht mit einem Knall, also nicht in der Art, wie ein Luftballon platzt, sondern es ist ein Schaden wie … wie … bei einer durchgescheuerten Hose.«
    »Ich habe«, meldete Hollmann sich wieder zu Wort, »ohne jeden Zweifel eine Explosion gehört. Und nicht nur ich, auch meine Leute haben sie gehört und natürlich gespürt, denn das Schiff vibrierte stark. Glauben Sie mir, was da hochging, war TNT. Oder Dynamit. Oder Nitropenta. Jedenfalls ein Sprengstoff, denn die Detonation war nicht anders als bei einem Bombeneinschlag.«
    »Für eine Explosion gäbe es auch eine andere Erklärung«, sagte Chambers. »Sie haben es doch sicher oft in Filmen gesehen. Ein Auto kommt auf einer Gebirgsstraße vom Kurs ab und stürzt den Abhang hinunter. Na, und wenn es unten ankommt, explodiert es.« 
    »Klar«, rief Wessel, »aber dann ist das Benzin der Sprengstoff, von dem Herr Hollmann gesprochen hat.« 
    »Das war’s, worauf ich hinauswollte«, erklärte Chambers. »Nehmen wir an, einer der Ballasttanks platzt, und die Wucht wirkt in den Maschinenraum hinein, so daß dort irgend etwas in die Luft geht.«
    »Ist mir viel zu vage!« sagte Olaf. »Irgend etwas in der Maschine! Mein Gott, Mister Chambers, was denn wohl? Bei einem Auto kann der Treibstoff hochgehen, nicht aber bei einem großen Frachter. Wenn ein Motorboot explodiert, dann ist es unter Garantie eins, das mit Benzin fährt.«
    »Für mich«, meldete sich noch einmal Kapitän Hollmann, und er sprach mit Nachdruck, weil er das Gefühl hatte, die beiden Engländer wollten partout auf einen Mangel in der Wartung der Tanks hinaus, »steht fest, daß die OLGA eine Bombe an Bord hatte. Vielleicht sogar zwei oder noch mehr, die synchron gezündet wurden, denn das Schiff ist ja erstaunlich schnell gesunken. Bei nur einem Leck wäre es, trotz der schweren Ladung, wahrscheinlich gar nicht untergegangen.«
    »Okay, eine Bombe«, sagte Freeman. »Oder mehrere. Aber wer um alles in der Welt könnte ein Interesse daran haben, einen harmlosen Frachter mit einer ebenso harmlosen Ladung auf den Meeresgrund zu schicken?«
    »Keine Ahnung!« sagte Olaf.
    »Wem gehörten denn das Holz und das Kupfer?« fragte Freeman.
    »Mir«, antwortete Olaf.
    Nach diesen Worten war es eine ganze Weile still in dem Raum. Jeder der Anwesenden war sich im klaren darüber, daß der soeben
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