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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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erklärt. Also, du hast recht, den Schlickrutscher GESINE müssen wir aus dem Spiel lassen. Aber du hast doch bestimmt schon mal von der LUCONA gehört, oder etwa nicht?«
»Doch, hab’ ich. War der Eigner nicht ein Österreicher?«
»Ja. Nach den Ladepapieren hatte er auf seinem Frachter eine teure Uranerz-Aufbereitungsanlage, die vom italienischen Chioggia nach Hongkong gehen sollte. Im Indischen Ozean explodierte die LUCONA und ging unter. Sechs Tote waren zu beklagen. Nach jahrelangem Hin und Her entschloß sich die Versicherungsgesellschaft, Taucher runterzuschicken. Da wurde aus der Geschichte ein Krimi, der die Öffentlichkeit in Atem hielt, vor allem, weil die Sache politisch ihre Kreise zog. Der Eigentümer des Schiffes und der Ladung hatte nämlich ein paar einflußreiche Freunde auf Minister-Ebene, und als es ihm an den Kragen gehen sollte, spannte er sie ein. Ich glaub’, mindestens einer der Politiker mußte später seinen Hut nehmen.«
»Es war also Betrug?«
»Verdammt, nun hab’ ich die Pointe ausgelassen! Also die Taucher stellten fest, daß die LUCONA mitnichten eine Uranerz-Aufbereitungsanlage an Bord hatte, sondern wertlose Eisenteile aus einem stillgelegten Bergwerk. Es ging bei dem Coup um einen Versicherungswert von etlichen Millionen Mark. Ein österreichischer Journalist hat über den Fall eine umfangreiche Reportage geschrieben. Nicht weniger als zweiundzwanzigmal wurde versucht, ihre Veröffentlichung durch einstweilige Verfügung zu unterbinden. Das Buch kam trotzdem auf den Markt, und es ist spannender als jeder Kriminalroman. Hab’s damals gelesen. Die besondere Brisanz kriegte der Fall natürlich durch die sechs Todesopfer. Damit war Mord oder zumindest Totschlag im Spiel. Ja, und als ich jetzt vom Untergang der OLGA erfuhr, lief es mir erst mal eiskalt den Rücken runter, und zwar nicht, weil ich an ein linkes Ding glaubte, sondern wegen dieser schrecklichen Parallelität. Erstens. Es gab Tote. Zweitens. Schiff und Ladung gehörten ein und demselben Mann. Ich muß schon sagen, das reichte bei mir für ’ne Gänsehaut. Ich hatte einfach Angst um dich. Jeder Gedanke an deine und meine Bilanzen war wie weggeblasen. Mich interessierten weder irgendwelche Tonnagezahlen noch die möglichen Gewinnspannen beim Handel mit Kupfer, nein, es war …, es war so ähnlich wie damals, als du vor meinen Augen zu ertrinken drohtest.« Nun war Olaf doch gerührt. Es machte eben einen Unterschied, ob John ihn verdächtigte oder Angst um ihn hatte. »Danke«, antwortete er. »Verdacht ist Kälte, ist Distanz, Angst dagegen ist eine heiße Angelegenheit, eine mit Herz, die Nähe verrät. Ich dachte schon, die gäbe es zwischen uns gar nicht mehr.«
John stand auf. »Du, ich muß jetzt gehen. Hab’ einen ganz verrückten Fall, krieg’ gleich Besuch von der australischen Botschaft und von der Kripo. Ein Matrose der PETER THEUNISSEN hat in einer Kneipe in Brisbane einen Mann erstochen. War ’ne Frauengeschichte. Aber der Australier hat ihn vorher mit einer Eisenstange attackiert. Die Leute von der PETER, die auch in der Kneipe waren, schwören Stein und Bein, bei Fellner, so heißt unser Mann, sei es Notwehr gewesen. Die Freunde des Toten dagegen behaupten, Fellner habe angefangen. Also, Deutschland gegen Australien. Zu allem Überfluß sitzt Fellners Mutter in meinem Vorzimmer und weint. Zweimal hab’ ich schon mit ihr gesprochen, und nun will sie partout dabeisein, wenn die Beamten bei mir aufkreuzen.« Er gab Olaf die Hand, und der sagte:
»Bin nicht mal dazu gekommen, nach eurer Reise zu fragen. Hast du, wie geplant, fischen können?«
»Fast jeden Tag. War großartig. Immer acht, neun Stunden durchgehend auf See und abends mit reicher Beute zurück. Die besten Fische haben wir uns dann im Hotel zubereiten lassen.«
»Siehst unverschämt erholt aus. Grüß zu Haus! Und danke für deinen Besuch!«

10
    Am nächsten Morgen saß Olaf in seinem Büro und wartete auf zwei Besucher. Freeman hatte sein nochmaliges Kommen für halb zehn angekündigt. Eine Viertelstunde danach würde Wiegand eintreffen, der ehemalige Erste Offizier der OLGA THEUNISSEN, der inzwischen auf der RASMUS THEUNISSEN fuhr und für diesen Vormittag in die Reederei bestellt worden war. Freeman hatte nämlich angerufen und erklärt, ein weiteres persönliches Gespräch sei notwendig geworden und er bitte auch um die Anwesenheit desjenigen, der in Chile die Übernahme der Fracht beaufsichtigt habe. Der Mann sei schon wieder unterwegs

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