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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ihre Ware am Zielort geprüft wird. Anders verhält es sich, wenn sie weiß, daß das Schiff nie ankommt.«
»Wollen Sie unterstellen, man hätte uns ein faules Ei auf die OLGA gepackt und sie auf den Meeresgrund geschickt?« Freeman antwortete nicht gleich, doch als er dann weitersprach, schien er seine Worte mit viel Bedacht zu wählen: »Für solch ein faules Ei kommen als Initiatoren immer zwei in Betracht, die Lieferfirma und ihr Kunde. Beide können ein Motiv haben. Die Firma stellt Edelholz in Rechnung und liefert Billigholz, macht also einen zusätzlichen Gewinn, der beträchtlich sein dürfte. Und für den Kunden läge der Reiz darin, daß er Billigholz verliert, es aber als Edelholz versichert hat.«
»Das sind doch wilde Spekulationen!« ereiferte sich Olaf. »Nehmen wir nur mal Ihre zweite Version! Der Kunde darf es gar nicht wagen, die Ware falsch zu deklarieren, weil er damit rechnen muß, daß die Versicherung beim Lieferanten nachforscht. Eine einzige Anfrage, und der Coup ist geplatzt, denn der Lieferant erklärt natürlich, daß er, wie bestellt, vorwiegend Billigholz an Bord gebracht hat.«
»Vielleicht arbeiten die beiden zusammen.«
»Also komme auch ich als Tatverdächtiger in Betracht?«
»Das hat niemand gesagt.«
»Und überhaupt! Sie müßten ja erst mal nachweisen, daß tatsächlich falsche Ware auf dem Schiff war. Ich bin zwar kürzlich in Chile gewesen, aber nur für wenige Tage, und wie hätte ich wohl in so kurzer Zeit eine derartige Aktion in die Wege leiten sollen?«
»Ach, Herr Theunissen, machen wir uns doch nichts vor! Für so etwas braucht man nicht rüberzufliegen. Ist nur eine Sache der Papiere, der Manifeste. Wir können ja nicht bei jeder Ladung, die wir versichern, am Kai stehen und kontrollieren, was da aufs Schiff kommt. Glauben Sie mir, ich beschuldige niemanden, sondern mache Sie nur mit unseren theoretischen Erwägungen bekannt, und die basieren auf jahrzehntelanger Erfahrung und, ja, und auf unseren jüngsten Recherchen.«
»Was soll das heißen?«
»Sie werden’s gleich zu hören bekommen. Also, die Holzladung der OLGA THEUNISSEN bestand doch zu etwa achtzig Prozent aus Edelholz und zu etwa zwanzig Prozent aus Radiata-Pine, nicht wahr?«
»Ja, das kommt hin. Was hat es damit auf sich?«
»Das werde ich Ihnen noch erklären, aber zunächst sollen Sie wissen, daß auch wir mittlerweile von einem Bombenanschlag ausgehen.«
»Die Korrosionstheorie ist abgehakt?«
»Sagen wir mal, einstweilen steht sie nicht mehr zur Debatte. Es sieht so aus, als sei bei der Holzladung ein krummes Ding gelaufen. Allerdings ist den Attentätern ein Fehler unterlaufen. Sie scheinen nicht bedacht zu haben, daß ihre Bombe das Holz freisetzen könnte, und genau das ist geschehen. In der Nähe des Unglücksortes sind große Mengen Treibholz gesichtet worden. Sowohl Fischereifahrzeuge wie auch Überseefrachter und Flugzeuge haben entsprechende Funde gemeldet, und ein Teil des Holzes ist an der Küste angetrieben. In vierzehn Fällen hat man es nicht nur gesichtet, sondern auch geborgen, das meiste natürlich an Land.« Freeman machte eine Pause, doch nur, um dem Folgenden noch stärkeren Nachdruck zu verleihen: »In allen vierzehn Fällen handelt es sich um RadiataPine. Nicht ein einziges Stück Edelholz wurde entdeckt.«
Er schwieg, wollte offenbar die Wirkung dieser Nachricht von den Gesichtern seiner beiden Zuhörer ablesen, doch Olaf sah ihn an, als erwarte er weitere Neuigkeiten, und Wiegand antwortete ihm ganz trocken: »Na und? Die Bombe hat dann eben die Luken fünf und sechs erwischt, und also hat sich nur Radiata-Pine auf den Weg nach oben gemacht.«
»So könnte es gewesen sein«, erwiderte Freeman, »muß es aber nicht.«
»Wie denn dann?« fragte Olaf. »Es war kein Edelholz an Bord.«
»Mein lieber Herr Freeman«, Olaf beugte sich weit über den Tisch, »nun sind wir wieder da angelangt, wo wir schon einmal waren. Die Versicherungsgesellschaft behauptet etwas, was sie nicht beweisen kann. Sie wissen, das Holz ist der geringere Teil der Fracht, und die Versicherungssumme beläuft sich auf rund anderthalb Millionen Dollar. Sie glauben doch nicht im Ernst, jemand würde wegen dieser relativ niedrigen Summe ein ganzes Schiff versenken und dabei Todesopfer in Kauf nehmen!«
»Okay, okay, regen Sie sich nicht auf! In Kürze werden gesicherte Erkenntnisse vorliegen, denn meine Gesellschaft hat sich nun doch entschlossen, das Wrack zu untersuchen, also mit Tauchern hinunterzugehen.«
»Na,

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