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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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kein Stück Edelholz an Bord.«
    Um zwei Minuten nach sechs begann das Fax-Gerät zu rattern. Gebannt lauschten die vier dem Geräusch. Als der Signalton kam, stand Wessel auf und holte sich das Blatt. Stehend las er vor:
    »Hallo, Chef! Hallo, liebe Kollegen!« Er unterbrach die Lektüre und brummelte: »Diese jungen Leute! Immer flapsiger werden die!« Danach fuhr er mit dem Vorlesen fort: »Justus Hagemann meldet sich aus Valparaiso. Hier tut sich so einiges, aber genaue Angaben kann ich noch nicht machen. Gestern waren die Taucher zum ersten Mal unten. Die OLGA ist beidseitig in einer Länge von etwa sechs Metern aufgerissen, und zwar anderthalb Meter oberhalb des Kiels. Die Sprengsätze waren innen angebracht und sind wahrscheinlich bereits in Valparaiso an Bord gekommen, vielleicht zusammen mit der Kupferladung, vielleicht aber auch schon vorher in die noch leeren Laderäume. Die Untersuchung der Luken eins bis vier hat ergeben, daß Swietenia, Feuerlandkirsche, Lenga und Rauli in genau den Mengen vorhanden sind, die die Manifeste ausweisen. Dennoch scheint irgend etwas mit der Ladung nicht in Ordnung zu sein. Die Explosionen haben auch die Basisladung erwischt, und die scheint, wie hier trotz der Informationssperre durchgesickert ist, nicht nur aus Kupfer zu bestehen. Seit einigen Stunden sind die Taucher wieder unten, und das Ergebnis der heutigen Untersuchung wird in Kürze erwartet. Ich bin jetzt in der Hafenbehörde. Es wimmelt hier von Leuten. Auch die Presse ist schon da, und soeben kam ein Vertreter des Deutschen Generalkonsulats. Ich will meinen Platz nicht verlassen, gebe deshalb diesen Bericht telefonisch an eine Angestellte der Agentur durch. Sie kann Deutsch und hat mir versprochen, den Text um achtzehn Uhr MEZ rüberzufaxen. Ich melde mich wieder, aber es wird zwei, drei Stunden dauern.« Wessel atmete tief durch und ließ sich in seinen Sessel fallen. »Nicht nur Kupfer?« fragte Olaf.
    »Es scheint so«, antwortete Wessel. Er zitierte den entsprechenden Satz noch einmal und ergänzte: »Hagemann weiß also noch nicht, was außer dem Kupfer an Bord gekommen sein könnte, das Holz jetzt mal ausgeklammert.«
    »Das wird ja immer mysteriöser«, sagte Hollmann. Olaf ließ sich den Text geben, las ihn Wort für Wort durch und meinte dann: »Die Bomben-Version hat sich also als richtig erwiesen, und nun ist zu vermuten, daß der Anschlag dem Teil der Ladung gegolten hat, den wir nicht kennen.« Er sah Kapitän Hollmann an: »Aber bei der Übernahme des Kupfers in Valparaiso ist doch alles mit rechten Dingen zugegangen, oder?«
    »Natürlich, die Kräne der Firma OCHOA haben zwei Tage lang die Container an Bord gehievt, und Herr Wiegand war als Aufsicht immer dabei. Normalerweise dürfte sich zwischen dem Kupfer kein Kuckucksei befunden haben.«
    »Normalerweise«, wiederholte Olaf, und Jacob sagte: »Aber es kann nicht normal verlaufen sein, wenn Hagemann erklärt, da sei noch was anderes dabei gewesen.«
    Der Kapitän schien aus Jacobs Worten einen Vorwurf herausgehört zu haben, denn er wirkte unwirsch, als er erwiderte: »Unter normal verstehe ich, daß nichts Außergewöhnliches festzustellen ist. Wenn allerdings der eine oder andere Container kein Kupfer, sondern irgendwas anderes enthält, kriegt der Ladungsoffizier das natürlich nicht mit.«
    »Ja, da haben Sie recht«, beeilte sich Jacob mit der Antwort. »Das Warten geht weiter«, sagte Olaf. »Wir lösen die Versammlung auf und treffen uns in anderthalb Stunden wieder.« Und so wurde es gemacht. Er blieb allein zurück.
    Jacob war als erster wieder da. Er brachte ein paar belegte Brote für seinen Vater mit, doch der winkte ab, und so verschwand das Päckchen wieder in der Aktentasche.
    »Meinst du, da kommt was Schlimmes auf uns zu?« fragte Jacob. »Ich weiß es nicht«, lautete die Antwort. »Harmlos kann’s jedenfalls nicht sein, wenn Bomben im Spiel sind.«
    »Hast du eine Idee, was es sein könnte?«
    »Nicht die geringste.«
    »Und wenn du ganz scharf nachdenkst? Auf irgendwas
    müßte man doch kommen, und sei’s was Verrücktes.« »Zum Beispiel?«
    »Na, jemand hat die OLGA für einen heimlichen Waffentransport mißbraucht. Seine Gegner wußten davon und haben die Sache mit ihren Bomben vereitelt.«
    Olaf schüttelte den Kopf. »Ist mir zu weit hergeholt.« Jacob senkte die Stimme: »Sind denn Hollmann und seine Leute absolut vertrauenswürdig? Wenn auf einem Schiff ein Ding gedreht wird, hat doch meistens ein Teil der Besatzung

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