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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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die Hände im Spiel.«
    »Du meinst«, auch Olaf sprach jetzt leiser als vorher, »da sind krumme Geschäfte gemacht worden?«
    »Wäre doch denkbar.«
    »Hollmann ist seit zwanzig Jahren bei der THEUNISSEN REEDEREI. Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Und die anderen?«
    »Jacob, es hat keinen Sinn zu spekulieren, solange wir nicht genau wissen, was da los ist.«
    »Aber es ist verdammt wichtig, daß du nicht mit reingezogen wirst, allein schon wegen der Ehrenklausel.«
    »Du meinst, wie es bei Onkel Claas so schön heißt: ›… was mit den Prinzipien eines hanseatischen Kaufmanns nicht vereinbar ist …‹ oder so ähnlich?«
»Ja.«
»Da soll mir dann aber erst mal was nachgewiesen werden!«
»Es gibt immer wieder Fälle, in denen jemand selbst beweisen muß, daß er mit einer Sache nichts zu tun hat.«
»Wir leben in einem Rechtsstaat!«
Diese Erklärung beruhigte den Sohn nicht, jedenfalls ließ seine Miene Zweifel erkennen, aber zu einer Antwort kam er nicht mehr, denn in diesem Augenblick betraten Hollmann und Wessel das Büro, und kaum hatten sie sich gesetzt, da ging das Telefon. Olaf nahm den Hörer auf. Aber es war Jenny, die wissen wollte, was sich denn nun ergeben habe und wie lange es wohl noch dauern werde. »Schwer zu sagen«, antwortete er und schilderte ihr die Lage. »Ich melde mich, sobald es was Neues gibt«, sagte er dann und legte auf. »Was sagt Mutter?« fragte Jacob. »Sie ist auch besorgt.«
Und wieder setzte quälendes Warten ein. Es wurde kaum noch gesprochen. Jeder der vier Männer hing seinen Gedanken nach.
Um zehn Minuten nach neun läutete das Telefon erneut. Olaf nahm ab. »Endlich, Herr Hagemann!«
Gebannt sahen Hollmann, Wessel und Jacob ihn an, der von einem Moment zum anderen blaß geworden war und mehrmals in den Apparat rief: »Das ist doch nicht möglich!« Es wurde ein langes Gespräch, und was man seinen Äußerungen entnehmen konnte, verhieß nichts Gutes. Endlich legte er den Hörer auf. »Was ist?« fragte Jacob.
»An Bord der OLGA THEUNISSEN befindet sich nicht ein einziges Gramm Kupfer. In Valparaiso sind neuntausend Tonnen Schrott an Bord gekommen. Autoschrott. Man kennt sie ja, diese zu Würfeln oder zu Quadern zusammengepreßten Wracks. Die gesamte Basisladung besteht aus solchen Klötzen.« Noch einmal sagte er, und es war fast ein Stöhnen: »Nicht ein einziges Gramm Kupfer!«
»Das darf doch nicht wahr sein!« rief Hollmann aus. »Wie kamen die Container am Kai an?« fragte Jacob den Kapitän. »Mit der Bahn, per Lkw oder wie sonst?«
»Sie wurden auf riesigen Trucks gebracht. Ich schätze, an die zwanzig fuhren ständig hin und her.«
»In Valparaiso«, sagte Olaf, »ist bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Presse die Hölle los, und zwischen denen und Hamburg, sagte Hagemann, laufen jetzt die Drähte heiß und vermutlich auch zwischen Santiago und Bonn. Er meint, daß ich vielleicht noch heute abend verhaftet werde.«
»Verhaftet?« Jacob sprang auf.
»Setz dich wieder, mein Junge! Ja, verhaftet. Klar, daß man nun von einem handfesten Versicherungsbetrug ausgeht, denn bei dem Kupfer handelte es sich immerhin um einen versicherten Warenwert von sechsunddreißig Millionen Mark. Und vergiß nicht die beiden Toten!«
»Autoschrott!« Hollmann rang die Hände. »Ja, Autoschrott. Der Wert der gepreßten Blöcke, sagte Hagemann, und das klang reichlich zynisch, schwanke zwischen 0,0 Pesos chilenos und 0,0 US-Dollar pro Tonne. Zur Zeit. Manchmal werde auch ein winziger Gegenwert gezahlt, in Pfennigen.«
»Himmel noch mal, man kann doch nicht so mir nichts, dir nichts neuntausend Tonnen Kupfer gegen neuntausend Tonnen Schrott auswechseln!« sagte Hollmann. »Offenbar doch«, erwiderte Wessel.
»Die Muñoz-Familie!« rief Jacob. »Nur die kann es gewesen sein, und ihr Angebot einer Ersatzleistung war reine Augenwischerei.«
»Vorsicht mit Anschuldigungen, die du nicht belegen kannst!« mahnte Olaf.
»In sämtlichen Luken Schrott?« fragte Hollmann. »Ja«, sagte Olaf. »Es fing damit an, daß die Taucher in der Nähe der Explosionsherde ein paar aufgerissene Container vorfanden, und was die enthielten, sah verdammt nicht nach Kupfer aus. Daraufhin haben sie die anderen Luken untersucht und in denen das Edelholz gefunden, konnten aber im Schiffsrumpf nicht weiter runtergehen, weil die Ladung ihnen den Zugang versperrte. Normalerweise liegen untergegangene Schiffe ja auf der Seite. Die OLGA, so Hagemann, ist wegen der Bodenverhältnisse nur halb gekippt, ist

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