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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Tochter stundenlang in die Mangel nimmt? Hält sie das durch?« 
    »Auf jeden Fall.«
    »Ihr Verschwinden macht Sie natürlich doppelt verdächtig«, sagte Ernesto.
»Ja, aber das kann sogar von Nutzen sein, denn wer meint, ich wäre geflohen, um meiner Verurteilung zu entgehen, wird mich nicht in Chile vermuten.«
Federico wiegte den Kopf. »Da dürfen wir nicht so sicher sein.«
»Was sollte ich in Chile, wenn ich schuldig wäre?« »Den Versuch unternehmen, Schuldbeweise verschwinden zu lassen, Zeugen zu bestechen oder sie vielleicht sogar zu beseitigen. Ich finde ohnehin, Sie müßten drüben für Ihr Aussehen was tun oder vielmehr gegen Ihr Aussehen. Andere Frisur, Bart, Sonnenbrille, all die kleinen Tricks, die leicht zu bewerkstelligen sind.« »Da denk’ ich genauso«, sagte Jacob, und schließlich fand auch Olaf, daß Federicos Vorschlag nicht von der Hand zu weisen war. 
    »Okay«, sagte er, »ihr mögt recht haben. Also werde ich die kleine Maskerade wohl auf mich nehmen. Noch etwas! Der Kontakt zu dir.« Er sah seinen Sohn an. »Wir werden dir eine Telefonnummer durchgeben, unter der du uns erreichen kannst, aber die darfst du niemals von zu Haus oder von der Firma aus benutzen, denn es kann sein, daß man da die Leitungen anzapft. Und wenn ich dich sprechen will, ruf ich Georgine im Haubarg an und nenne ihr die Zeit, zu der du mich anrufen kannst. Sie gibt sie dann verschlüsselt an dich weiter.«
»Wer ist Georgine?« fragte Ernesto.
Olaf klärte ihn auf und fügte hinzu: »Sie würde sich eher die Zunge abbeißen als mich verraten. Jacob, du fährst am
besten zu ihr, sobald ich mich abgesetzt hab’.«
»Und du meinst, John gegenüber hält sie dicht?« »Wenn du ihr sagst, daß möglicherweise er hinter der ganzen Sache steckt, wird sie uns helfen, wo es nur geht.«
Olaf schenkte Kaffee nach. Es war spät geworden, aber ein paar Punkte wollte er noch klären, vor allem die finanziellen Bedingungen. Da handelte es sich zum einen um den Sold, wie er sich ausdrückte, und zum anderen um die Manövriermasse, jene Beträge also, die für Reisekosten, Hotels, Bestechungen und derlei mehr weggehen würden. »Dafür müßt ihr mir aber keine Belege vorweisen«, sagte er. »Unser Unternehmen ist schließlich keine Geschäftsreise, sondern eine heikle Mission.«

17
    Er reiste zum erstenmal mit den Russen und empfand ihren Service als ebensogut wie den der Fluglinien, die er sonst benutzte. Nur knapp hundert Passagiere saßen in der TUPOLEW TU 154 B2, und so schuf der Umstand, daß er eine ganze Sitzreihe für sich allein hatte, ein hohes Maß an Bequemlichkeit, ja, er hatte während der Atlantik-Überquerung sogar fünf Stunden ohne Unterbrechung schlafen können. Es war jetzt 13.30 Uhr. Die Maschine flog von Osten her auf die gewaltige Kordilleren-Kette zu und würde in etwa anderthalb Stunden in Santiago landen. Zum Mittagessen hatte es ein ausgezeichnetes Steak gegeben und als Vorspeise Kaviar. Nun war er durstig, trank schon sein drittes Glas Bier. Der bisher zurückgelegte Teil der Reise war reibungslos verlaufen. Da er sich einmal wöchentlich bei der Polizei zu melden hatte, war es sinnvoll gewesen, unmittelbar nach einem solchen Termin loszufahren, denn dadurch würde sein Verschwinden wahrscheinlich erst eine ganze Woche später bekannt werden. Am Morgen des achten Dezember hatte der Beamte der für ihn zuständigen Dienststelle sein Erscheinen protokolliert, ihn dabei, wie jedesmal, freundlich behandelt und ihm sogar, als er den Raum verließ, »Alles Gute!« nachgerufen. Das kann ich brauchen! hatte er gedacht und dem Mann von der Tür aus noch einmal zugewinkt.
    Noch am selben Vormittag war er mit Jacob an die dänische Grenze gefahren. Wie er es den beiden Spaniern gesagt hatte, war er in der Nähe des Dorfes Jardelund durch das aus Viehweiden und Moorgebieten bestehende deutsch-dänische Niemandsland gestreift, hatte dafür zwei Stunden gebraucht, zum Glück ohne jegliches Gepäck, und war unbehelligt auf die dänische Seite gelangt. In dem winzigen Flecken Engtofte hatte Jacob ihn in Empfang genommen. Sie waren zunächst ostwärts und später auf der E 3 nach Norden gefahren. In Apenrade hatten sie sich getrennt. Er war dann in den Zug gestiegen. In Kopenhagen hätte er gern im PLAZA-HOTEL übernachtet, dem alten, ehrwürdigen Haus, in dem er oft gewohnt hatte, aber vielleicht wäre er dort erkannt worden, und so hatte er sich für das allein schon wegen seiner Größe

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