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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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von mehreren tausend Metern vorgesehen.«
»Auf die Tiefe«, sagte nun wieder Federico, »wollte ich mit meiner Mathematik hinaus, oder sagen wir lieber, mit meiner Logik. These eins. John Theunissen ist der Mann mit dem Motiv. These zwei. Er hat Sie, Herr Offermann –
gewöhnen wir uns besser schon jetzt an den Namen! –, er hat also Sie, als er Sie besuchte, dazu bringen wollen, eine
Tauch-Aktion zu starten. Er konnte ja aus der Sache nur dann einen Nutzen ziehen, wenn der Austausch der Ware bekannt wurde. Jetzt aber These drei. Die Untersuchung der Zünduhr hat ergeben, daß sie einen Fehler hatte und die OLGA eigentlich ein paar tausend Meter tief hätte absinken sollen. Wenn das stimmt, kann …, These vier. John Theunissen nicht der Täter sein.« Darauf herrschte einige Sekunden Schweigen, bis Olaf sagte: »Verdammt, Sie haben recht! Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. John scheidet tatsächlich aus.«
»Es sei denn …«, Federico dachte wieder lange nach, so daß Jacob ungeduldig wurde und fragte: »Es sei denn was?«
»Es sei denn, der Fehler in der Zünduhr war gar keiner. Vielleicht war’s ein ganz raffinierter Trick. Ein Defekt läßt sich schließlich auch einbauen. Man sorgt dafür, daß die Einstellung auf der Zeitscheibe zwar die Zwölf markiert, den Tag also, an dem das Schiff Tausende von Metern gesunken wäre, die Uhr aber schon am elften die Sprengung auslöst.«
»Kann man es dem Defekt ansehen«, fragte Olaf, »ob er aus Versehen entstanden ist oder absichtlich herbeigeführt
wurde?«
»Das hängt vom Fabrikat ab«, erklärte Federico. »Es gibt viele verschiedene Zünder auf dem Markt, und hinzu kommen die selbstgebastelten. Mir scheint, den Schrotthändler aufzusuchen, ist wichtig, aber ebenso wichtig ist
es, den Zünder in die Hände zu kriegen. Der könnte uns wahrscheinlich so einiges verraten.«
»Wo mag der jetzt sein?« fragte Jacob.
»Ich vermute«, meinte Olaf, »in der Asservatenkammer der chilenischen Polizei.«
Federico holte tief Luft und blies sie deutlich hörbar wieder aus. »Wenn der Fehler eingebaut wurde und man das auch erkennen kann, dürfte es jemanden geben, der an dem Ding genauso interessiert ist wie wir, der Täter.« »Aber«, entgegnete Olaf, »der Staatsanwalt hat den Defekt schon als mich belastendes Indiz angeführt. Warum auch sollte er es für möglich halten, daß ich die Unglücksstelle mit Absicht an einen Ort vorverlegt hab’, an dem das Wasser hundertsechzig Meter tief ist statt drei- oder viertausend?«
»Herr Offermann …«, schon Ernestos Handbewegungen, eine kurze, energische Geste, wies diesen Einwand zurück, »wer weiß, ob der Zünder in Chile gründlich untersucht worden ist! Vielleicht haben die nur gesehen, daß der Wecker auf den 12. Oktober eingestellt war. Da die Explosionen aber am 11. Oktober erfolgten, sind sie automatisch von einem Defekt ausgegangen und haben das dann auch nach hier durchgegeben. So muß es nicht gewesen sein, aber so kann es gewesen sein.«
»Wir haben also«, resümierte Federico, »zwei Ansatzpunkte, den Schrottplatz und den Zeitzünder.«
»Ich hab’ noch einen weiteren Vorschlag«, sagte Ernesto. »Wir sollten alle chilenischen Zeitungsberichte lesen, die den Fall behandeln, und dann, natürlich getarnt, mit dem Reporter reden, der am besten recherchiert hat. Vielleicht müßte das sogar der allererste Schritt sein. Womöglich erfahren wir schon dann, daß der Schrottplatz, was weiß ich, in Argentinien liegt und der Händler inzwischen nach Australien ausgewandert ist. Oder wir hören von Dingen, auf die wir jetzt noch gar nicht kommen können, die aber wichtig sind.«
»Hast recht«, stimmte Federico ihm zu. »Und bei den Anfangskontakten sollten Sie, Herr Offermann, im Hintergrund bleiben, denn vermutlich ist Ihr Foto auch in Chile längst veröffentlicht worden.«
»Ja«, sagte Olaf, »damit muß man rechnen.« Er wandte sich an Jacob: »Und deine Bahama-Reise ist für übermorgen geplant?«
»Stimmt, und ich bin auf jeden Fall zurück, bevor ihr abfliegt.«
»Wer wird eigentlich eingeweiht?« fragte Federico.
»Meine Frau und unsere Tochter muß ich einweihen. Das geht nicht anders. Aber gegenüber der Polizei und der Staatsanwaltschaft werden alle drei, also auch Jacob, nur wissen, daß ich mit unbekanntem Ziel abgereist bin.« Federico machte ein Gesicht, als hätte er eine aufgeschnittene Zitrone im Mund. »Und wenn man Ihre

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