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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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braucht ja nicht gleich ein ganzer Motor zu sein. Die Haube genügt oder der Kühlergrill. Jedenfalls haben wir auf diese Weise reichlich Zeit, um da ein bißchen rumzuschnüffeln.«
    »Vielleicht«, sagte Federico, »hätten wir auch über den Betreiber des Schrottplatzes was erfahren können, aber die Frage nach ihm haben wir uns verkniffen, denn natürlich ist der inzwischen eine vieldiskutierte Person.«
    »Und von sich aus hat der Tankwart nichts über den Mann gesagt?« fragte Olaf. »Immerhin wird jeder Zeitungsleser in Valparaiso wissen, daß die neuntausend Tonnen Schrott«, er zeigte auf die Straßenkarte, »wahrscheinlich von diesem Platz stammen.«
    Ernesto schüttelte den Kopf. »Und weil er nichts gesagt hat, ist anzunehmen, daß man längst wieder zur Tagesordnung übergegangen ist.«
    »Wir haben noch eine andere Hausaufgabe gemacht.« Federico bückte sich zu seinem Bordcase hinunter und zog einen Stapel Zeitungen daraus hervor, legte ihn auf den Tisch. »Damit haben wir uns die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Die beiden englischen Blätter wollen Sie nachher vielleicht mitnehmen.« Er legte sie beiseite. »Am interessantesten berichtet der MERCURIO.« Er suchte eine bestimmte Ausgabe dieser Zeitung heraus und brauchte dann gar nicht erst zu blättern, weil der groß aufgemachte Artikel auf der ersten Seite stand. Olaf sah nicht nur den vier Spalten langen Bericht, sondern auch zwei Fotos. Auf dem einen war Kapitän Hollmann abgebildet, wie er sich mit zwei Männern, ihrem Aussehen nach Chilenen, unterhielt.
    Er las den Begleittext: » Elcapitán de la nave OLGA THEUNISSEN durante el interrogatorio por los comisarios Luciano Rúiz y Jaime Fuentes. «
    » Interrogatorio? « fragte er. »Heißt das soviel wie Vernehmung?«
    »Ja«, antwortete Ernesto, »oder auch Verhör. In fast allen Zeitungen werden der Kapitän und seine Offiziere zwar nicht als die Hauptverdächtigen behandelt, aber doch als Leute, die in der ersten Reihe stehen. In einem anderen Blatt ist übrigens auch Ihr Justus Hagemann zu sehen, zusammen mit einem gewissen Valdez, der aber kein Polizeibeamter, sondern ein Versicherungsvertreter ist.«
    »Und ich?« fragte Olaf. »Tauche ich auch irgendwo auf? Womöglich zusammen mit dem Schrotthändler?« Federico antwortete: »Nein, Fotos von Ihnen gibt es nicht, aber in den Artikeln, vor allem in den späteren, ist viel von Ihnen die Rede. Eine Boulevardzeitung macht Sie sogar zum Drahtzieher, der das Verbrechen von Deutschland aus dirigiert hat. El maquinador heißt es da, also der Ränkeschmied, na, der Drahtzieher eben.«
    »Und nennt man auch ein Motiv?«
    Ernesto nickte. »Das kann man wohl sagen! Versicherungsbetrug. Und das benutzte Attribut lautet gigantisch. «
    »Was schreibt man über den Schrotthändler? Der muß doch tagelang verhört worden sein.«
    »Ist er auch.« Federico wühlte in dem Stapel, fand, wonach er gesucht hatte, nämlich wiederum eine MERCURIO-Ausgabe, und las daraus vor, indem er sofort übersetzte: »… ist Carlos Gutiérrez von dem mit der Untersuchung betrauten Kommissar Luciano Rúiz mehrfach gefragt worden, ob ihn der exorbitante Auftrag nicht stutzig gemacht habe. Doch Gutiérrez erklärte ein ums andere Mal, die beiden Männer, die da eines Tages vorgefahren seien, hätten ihm ordnungsgemäße Papiere gezeigt. Normalerweise liefere er seinen Schrott an einen …«, er sah Ernesto an, »verflixt, wie heißt alto horno auf deutsch?«
    »Hochofen.«
»… also an einen Hochofen-Betreiber im argentinischen Mendoza. Der Transport dorthin erfolge per Bahn und der Gewinn sei gering. Die beiden fremden Aufkäufer, die eigene Lastwagen zur Verfügung stellen wollten, was sie später auch getan hatten, boten ihm doppelt soviel wie die Argentinier. Es habe für ihn keinen Grund gegeben, das
    Geschäft auszuschlagen. Und was jetzt kommt, ist für uns hochinteressant: ›Gutiérrez beschrieb die Männer, die einen olivfarbenen CHEVROLET fuhren, als europäisch aussehend. Der eine sei etwa einsachtzig groß gewesen, dunkelblond, etwas füllig, fünfundvierzig bis fünfzig Jahre alt, bekleidet mit einer grauen Hose und einem blauen Blazer. Der andere sei wesentlich jünger gewesen, Ende Zwanzig vielleicht, von gleicher Größe, nur schlanker, habe rötlich-blondes Haar gehabt und Jeans, Lederjacke und Baseball-Mütze getragen. Der jüngere habe fließend, der ältere kaum Spanisch gesprochen.‹« Federico legte die Zeitung auf den Tisch. »Damit haben wir, von

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