1994 - Der letzte General
Sie wollte mehr über Zorn Jynthasso wissen. „Nun, ich bin sicher, dass er sehr genau verfolgt hat, was am Dengejaa Uveso geschehen ist, und dass er schon zu diesem Zeitpunkt damit begonnen hat, sich Gedanken darüber zu machen, was zu tun ist, falls eine Kosmische Fabrik vom Format MATERIAS auch bei uns im Solsystem auftauchen sollte."
„ZU diesem Zeitpunkt hat noch niemand gewusst, dass es nicht nur eine Kosmische Fabrik, sondern möglicherweise viele gibt", gab Katie Joanne zu bedenken. „Gewusst nicht, aber ein Mann wie mein Vater kalkuliert so etwas ein, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und sich nicht überraschen zu lassen", fuhr Sani fort;. „Ich wäre sehr verändert, wenn er nicht schon längst eine Strategie für den nun vorliegenden Ernstfall entwickelt hätte."
Ihr Gesicht verdunkelte sich. .„Um so schlimmer ist, dass Paola Daschmagan sich eingemischt hat und die Überlegungen meines Vaters nicht ausreichend würdigt. Sie ist der Meinung, dass keine Bedrohung besteht und dass die Erde auch in naher Zukunft nichts zu befürchten hat."
„Ich habe mit ihr gesprochen. Nicht nur einmal. Sie ist alles andere als leichtfertig. Als Erste Terranerin trägt sie die Verantwortung für die Verwendung der finanziellen Mittel, die keineswegs unbeschränkt zur Verfügung stehen!"
„Na und? Wozu gibt es Militärexperten wie meinen Vater, die in der Lage sind, auch bei schwieriger Haushaltslage für eine optimale Verteidigung zu sorgen?" Die Chirurgin kam nun aus sich heraus. Sie machte aus ihrer Abneigung gegen Paola Daschmagan keinen Hehl. „Wenn sie einem Mann wie meinem Vater nicht die nötige Freiheit gibt und ihn bei seinem Vorgehen auch noch behindert, macht sie einen unverzeihlichen Fehler und setzt womöglich das Leben aller Menschen der Erde aufs Spiel" Katie Joanne zeichnete das Gespräch mit allen seinen Details auf. Sie ließ die Tochter des letzten Generals reden und stellte nur hin und wieder mal Fragen, wenn das Gespräch in die falsche Richtung zu laufen drohte. „Wäre Zorn Jynthasso zu Zeiten des Dscherro-Angriffs auf der Erde gewesen, wäre es nicht zu den entsetzlichen Verlusten unter der Bevölkerung gekommen, und Terrania wäre nicht verwüstet worden", behauptete Sara Jynthasso. „Er hätte mit Härte reagiert und die Situation gerettet. Schade ist auch, dass er während der Tolkander-Krise mit einer kleinen Flotte in Fornax auf streng geheimem Einsatz war. Dann wäre vieles anders gekommen. .Ich hoffe und bete nun, dass die Regierung unter Paola Daschmagan meinem Vater in der augenblicklichen Situation freie Hand lässt."
„Du glaubst also, dass Zorn Jynthasso das Solsystem und vor allem die Erde erfolgreich verteidigen und die Kosmische Fabrik WAVE abwehren kann?"
„Ganz eindeutig", antwortete die Medizinerin. „Davon bin ich felsenfest überzeugt."
Während Kommandantin Arma Llieken, ihr Erster Pilot Yhin Jahang und die anderen in der Zentrale vor Entsetzen noch wie erstarrt waren, setzte Zorn Jynthasso sich mit betont langsamen Bewegungen vor einen Monitor. Kein Muskel zuckte in seinem bleichen Gesicht. Er schien unberührt zu sein. Lediglich ein paar Schweißtropfen auf seiner Unterlippe verrieten, wie es tatsächlich in ihm aussah. Auf den Monitoren erschien das Abbild der Kosmischen Fabrik, und die Stimme Ramihyns ertönte. Der Zentralsyntron übersetzte, was sie in der Sprache der Mächtigen mitteilte. „Ich erwarte, dass Terra die Übergabe erklärt. Sofort. Bedingungslos. Und sonst gar nichts!" Und nach einer kleinen Pause fügte der Diener der Materie hinzu: „Ich gebe der Erde einen Tag lang Zeit. Danach ist WAVE im Orbit der Erde!" Ein gequältes Stöhnen kam über die Lippen Yhin Jahangs. Der Erste Pilot der MARTINUS' sprang auf und entfernte sich einige Schritte von seinem Platz. „Beherrsch dich!" ermahnte Arma Llieken ihn. „Das kann ich nicht", erwiderte er. „Ich verlange Disziplin", forderte sie darauf, konnte aber ein gewisses Beben in ihrer Stimme selbst nicht verbergen. Der Verlust von 24 Raumschiffen in der vordersten Front gegen WAVE hatte sie schwer getroffen. „Gib mir eine Verbindung zur Ersten Terranerin!" befahl Zorn Jynthasso dem Syntron. Er schien die kleine Auseinandersetzung zwischen der Kommandantin und ihrem Ersten Piloten nicht bemerkt zu haben und sich ganz auf die Monitore zu konzentrieren. Er brauchte nur Sekunden zu warten, bis das runde Gesicht Paola Daschmagans mit den hellen blauen Augen im Holo erschien. Sie war
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