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1994 - Der letzte General

Titel: 1994 - Der letzte General Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Derartiges hatte sie nie aus der Nähe gesehen, und sie war so angetan von dem Anblick, dass sie das eigentliche Ziel ihres Besuches im submarinen Formenergiehaus beinahe vergaß.
    Das Haus schwamm in der Nähe der Azoren im Atlantik, der an dieser Stelle etwa 2500 Meter tief war und auf dessen Grund die großen Wale genügend Nahrung fanden. Indiak Montana liebte es, sich hierher zurückzuziehen, um sich von den Anstrengungen seines Dienstes zu erholen. Über lange Zeit hinweg hatte er als der aussichtsreichste Kandidat für den Posten des Stellvertretenden LFT-Kommissars gegolten. Doch dann hatte sich Cistolo Khan überraschend und ohne Angabe von Gründen für Zorn Jynthasso entschieden. Für Indiak Montana war es sicherlich eine herbe Enttäuschung gewesen, dass er den Sprung in dieses Amt nicht geschafft hatte. „Ich weiß nicht, was da oben geschieht", sagte der Weißhaarige. Er hatte ein hohlwangiges, schmales Gesicht. Obwohl er erst 112 Jahre alt war, hatten sich tiefe Falten in seine Haut gegraben. Sie fielen vor allem im Halsbereich auf und ließen ihn älter erscheinen, als er war. Doch seine türkisfarbenen Augen waren jung und lebhaft geblieben. „Auch ich habe keine Nachrichten. Mir ist lediglich bekannt, dass die Kosmische Fabrik Schüsse abgegeben hat. Meine Informanten haben mir einiges berichtet, aber nicht alles." Katie Joanne glaubte ihm nicht. „Einer der höchsten und wichtigsten Militärs ist nicht informiert über das, was im Solsystem geschieht?" fragte sie, „Erstens bin ich vor einer Stunde von allen meinen Ämtern zurückgetreten. Ich habe meinen Abschied genommen. Und zweitens bin ich in meinem Haus und nicht im HQ-Hanse. Dorthin fliege ich erst in einer Stunde, und dann erfahre ich mehr. Allerdings hätte das Büro der Terranischen Rätin für Verteidigung mir wohl eine Nachricht zukommen lassen, wenn sich etwas Dramatisches ereignet hätte."
    Sein Gesicht blieb undurchdringlich, und auf seinen blassen Lippen schien ein ständiges Lächeln zu liegen. Die Journalistin ignorierte das Geschehen jenseits der Formenergie..: wand, obwohl dort nun ein zweiter Pottwal erschienen war, der sich geradezu zärtlich an dem anderen rieb, wobei sich von beiden Körpern weitere Hautfetzen lösten und langsam davon trieben.
    Das Gefühl in ihr verstärkte sich, dass Indiak Montana log. Er betonte allzu auffallend, dass er nicht informiert worden war. „Obwohl du nun nicht mehr in Amt und Würden bist?"
    „Obwohl ich aus dem Militärdienst ausgeschieden bin", bestätigte er. „Meine Dienstzeit läuft allerdings erst in exakt acht Stunden ab. Bis dahin werde ich behandelt, als gehörte ich noch dazu."
    „Kommen wir zu Zorn Jynthasso", schlug sie vor. „Ich möchte mir ein Bild von ihm machen. Als Stellvertreter des LFT-Kommissars führt er das Oberkommando über die Wachflotte und über alle militärischen Einrichtungen des Solsystems."
    „Eine Tatsache, die mich erschreckt", versetzte Indiak Montana, ohne sich von der Wand zu lösen oder seine Haltung zu verändern. „Ein Mann wie Zorn Jynthasso sollte nicht ein solches Machtinstrument in Händen haben."
    „Warum nicht?" Der Militärexperte ließ die Arme sinken, löste sich von der Wand und ging zu der Skulptur eines Tintenfisches hinüber, die sich mitten im Raum erhob. Er blieb einige Sekunden lang davor stehen, als sei er tief in Gedanken versunken, dann wandte er sich ruckartig der Journalistin zu. „Zorn Jynthasso ist ein sturer und verbohrter Militär, der seit beinahe dreißig Jahren nicht mehr selbst in einen echten Kampf verwickelt gewesen ist", führte er aus. „Seine letzten Einsätze gegen die Galactic Guardians, gegen irgendwelche Weltraumpiraten oder auf geheimer Mission in Fornax waren eigentlich alles Kleinkram. Er zehrt noch immer von dem Ruhm, den er sich vor über dreißig Jahren bei einigen größeren Gefechten erworben hat. Du erinnerst dich an die Ertrus Affäre?"
    „Vage." Sie blickte ihn an. „Resümiere bitte kurz."
    Er winkte ab. „Es war auch nicht so wichtig. In Ertrus bildete sich eine politische Gruppierung aus, die die totale Unabhängigkeit von der Liga und die Wiedererrichtung alter Stärke forderte. Die Radikalen erhielten über unbekannte Geldgeber genügend Mittel, um eine mittelstarke Flotte aus bemannten und robotischen Schiffen auszurüsten. Und als es in einigen Sonnensystemen in der Nähe .von Kreit zu Gefechten zwischen den Regierungstruppen und den Radikalen kam, kam eine terranische Flotte

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