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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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haben, den dreizehnjährigen Norbert und die elfjährige Regine. Der Oberst weiß ebenfalls, daß die Familie in Blankenese wohnt, aber zur Zeit auf der Insel Amrum Ferien macht. In Wittdün. Jeden Morgen gehen die vier zum KNIEPSAND, sonnen sich dort und schwimmen in der Nordsee, die ja sehr gefährlich sein kann für Leute, die sich mit den Strömungsverhältnissen nicht auskennen. Vor ein paar Tagen hat dein Enkel übrigens einen toten Seehund gefunden. Ich nehme an, du hast inzwischen mit deiner Tochter telefoniert und weißt das schon.« Kopjella machte eine Pause, aber Fehrkamp antwortete nicht.
»Also, wie ist es, kennst du die Geschichte mit dem Seehund?«
Fehrkamp nickte.
»Du wirst deinen Notar jetzt bitten, den Umschlag noch heute abend hierherzubringen. Er wird ablehnen, wird sagen, er sei doch kein Laufbursche. Du erwiderst ihm, es sei eine absolute Ausnahmesituation, du lägest mit Fieber im Bett, brauchtest die hinterlegten Papier aber äußerst dringend, er dürfe dir gern ein saftiges Honorar berechnen, Wegegebühr, Nachtzuschlag, Aufpreis für außergewöhnlichen Service oder wofür auch immer.« Kopjella zog seine Brieftasche hervor, entnahm ihr einen Tausendmarkschein, legte ihn hinter sich aufs Bücherbord.
»Das wird dem Mann ja wohl genügen, zumal er es nicht zu verbuchen braucht. Du willst weder eine Rechnung noch eine Quittung. Er hingegen wird eine Quittung von dir verlangen, nämlich über die Aushändigung des Dossiers, und die gibst du ihm. Ich werde derweil im Nebenzimmer sitzen. Du hast dann zwar die Chance, ihm eine Nachricht zuzuflüstern, und fünf Minuten später können die Bullen hier sein, mich festnehmen, auch das Couvert konfiszieren und wenig später die HADEX auffliegen lassen, aber unsere Leute in den Nestern kommen noch rechtzeitig weg, denn …«, er sah auf die Uhr, »wenn ich mich bis Mitternacht nicht gemeldet habe, beginnt die Aktion RÄUMUNG, und das heißt, unsere Männer werden angewiesen, ihre Nester zu verlassen und sich morgen auf einer neugeschaffenen Kontaktstelle zu melden. Wir haben ein umfangreiches Sofortprogramm entwickelt und werden jeden mit neuer Legende anderweitig unterbringen. Deine abtrünnige Haltung ist uns ja seit längerem bekannt, wir konnten also vorsorgliche Maßnahmen treffen. Sollte der Notar heute nicht mehr erreichbar sein, geht das Ganze morgen vormittag über die Bühne. Ich werde dann hier übernachten. Aber wie es nun auch kommt, du mußt wissen, daß eine Gruppe von uns zur Zeit auf Amrum ist, drei Männer und eine Frau, die die Hand am Hebel haben.«
»Das ist teuflisch!«
»Versetz dich in unsere Lage! Angenommen, du hättest dich nicht gewendet, sondern dachtest noch wie wir, dann würdest du keine Sekunde lang zögern, mit einem Abtrünnigen so zu verfahren, wie wir es mit dir tun. Gibst du das zu?«
Fehrkamp gab keine Antwort. Erst als Kopjella ihn anfuhr:
»Sag was dazu!«, schüttelte er den Kopf und sagte leise:
»Es ist sinnlos, mit Hypothesen zu argumentieren. Wenn ich nein sage, behauptest du, ich lüge. Versteh mich doch bitte! Ich habe eingesehen, daß wir den Menschen in unserem Staat Unrecht zugefügt haben. Vierzig Jahre lang. Ich habe dabei mitgemacht und bin heute bereit, mich dafür zu verantworten.«
»Darum geht es jetzt nicht. Es geht darum, daß man uns, die wir unschuldig sind, jagen wird, wenn du uns verrätst. Wie heißt der Notar?«
»Dr. Niklas.«
»Ruf ihn an!«
»Was, genau, soll ich ihm sagen?«
»Ich hab’ es dir doch schon erklärt.«
»Selbst wenn er bereit ist zu kommen, wird er Fragen stellen. Immerhin hab’ ich den Umschlag mit einer Auflage bei ihm deponiert. Er wollte damals wissen, ob ich denn in Gefahr sei, und ich hab’ ihm geantwortet, ich sei bei der Stasi gewesen.«
»Wenn er Fragen stellt, sagst du ihm, du müßtest den Text korrigieren und ergänzen.«
»Warum hat das nicht bis morgen Zeit, wird er fragen.«
»Weil du heute nacht Besuch bekommst von einem ehemaligen Kollegen, mit dem du die Unterlagen noch einmal überprüfen willst. Dieser Kollege ist auf der Durchreise und fährt morgen früh weiter. Los, setz dich an deinen Schreibtisch und wähl’ die Nummer! Und bedenke. Die Amrumer Zeitbombe tickt.«

9
    Doch vorerst bekam Fehrkamp keinen Kontakt mit seinem Notar, nur mit dessen Frau, und die sagte ihm, ihr Mann sei nicht zu Hause, im Moment auch nicht zu erreichen, denn er sitze im Zug. Sie erwarte ihn aber zwischen elf und halb zwölf zurück.
    Es sah fast nach einer

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