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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Argument.«
Um Punkt zwölf Uhr trat Kopjella an den Schreibtisch, wählte eine lange Nummer, wartete, und dann sagte er:
»Ich bin es. Kennwort HERBSTZEITLOSE. Die Angelegenheit verzögert sich etwas, läuft aber. Um halb zwei melde ich mich wieder. Die Aktion AMRUN ist weiterhin akut. Sollte mein Anruf ausbleiben, muß sofort gehandelt werden.«
Er lauschte eine Weile und antwortete dann:
»Nicht unbedingt, aber es hätte gefährlich werden können.«
Wieder eine kurze Pause, dann:
»Geht in Ordnung. Wir sprechen uns um halb zwei.«
Er kehrte zu seinem Sessel zurück, und während er sich neu einschenkte, sagte er:
»Angelika wohnt also in Blankenese, hast du nicht auch eine Zeitlang da gewohnt?«
»Ja, in ihrem Haus. Aber dann ging es los mit der Jagd auf die Stasi-Offiziere, und so bezog ich erst mal das mir zugewiesene Nest oder vielmehr eins der drei, die für mich zur Auswahl standen.«
»Ich weiß, du bist nach Vlissingen gegangen.«
»Richtig. Da hielt ich’s allerdings nicht lange aus. Ich kam zurück und nahm mir diese Wohnung, weil ich Angelika und ihre Familie aus allem heraushalten wollte. Aber ich besuche sie oft. Ich hänge sehr an ihr und auch an den Kindern.«
»Und wie ist heute dein Verhältnis zu Angelikas Mann? Es war ja, wie ich mich erinnere, damals nicht gerade das beste. Da lebte deine Frau noch, und du hast mir mal erzählt, wie sehr sie darunter litt, daß der Kontakt zu Tochter und Schwiegersohn abgerissen war.«
»Ja, das stimmt, und meine Frau gab mir die Schuld daran. Sie sagte oft, ich stellte den Dienst über die Familie. Und so war es ja auch.«
    Um halb eins klingelte es. Kopjella half Fehrkamp beim Aufstehen, stützte ihn sogar auf dem Weg zur Sprechanlage.
    »Ja? – Gut, daß Sie da sind, Dr. Niklas! Kommen Sie bitte herauf!«
Kopjella ging zur Wohnungstür, lehnte sie an.
»Ich bin im Nebenzimmer«, sagte er, als er zurück war, »lasse auch da die Tür angelehnt. Es wird schnell gehen. Begrüßen, Small talk über seine Reise oder das Wetter oder dein Befinden, Aushändigen des Schanddokuments, Quittieren, Verabschieden. Fünf, sechs Minuten, dann ist alles überstanden. Fordere ihn nicht erst auf, sich zu setzen!«
»Na hör mal! Ich werd’ ja wohl noch die Form wahren dürfen.«
»Gut. Aber biete ihm nichts an!«
»Er würde ohnehin ablehnen, nach einem so langen Tag.«
Kopjella nahm sein Glas und den Aschenbecher, den er benutzt hatte, vom Tisch und verschwand damit in Fehrkamps Schlafzimmer. Er machte Licht, stellte sich hinter die nur einen Spalt weit geöffnete Tür, zog aus dem an der rechten Wade sitzenden Holster die BERETTA, entsicherte sie, steckte sie in die Jackentasche, wartete.

10
    Wie wird der Besucher den Lichtstreifen deuten? überlegte er, während er auf seinem Posten stand. Wird er einen Lauscher hinter der Tür vermuten, einen, der Fehrkamp unter Druck hält? Ach nein, er wird, da der Alte ja krank ist, annehmen, er sei aus dem Schlafzimmer gekommen und habe das Licht brennen lassen.
    Aber gleich darauf drückte er den Schalter dann doch, denn ihm war eingefallen, daß man im Dunkeln besser hörte.
    Mit angespannter Aufmerksamkeit verfolgte er die Begrüßung und den sich anschließenden Austausch von Höflichkeiten. Fehrkamp erklärte, wie sehr er es bedaure, einem so vielbeschäftigten Mann die Mühe dieses nächtlichen Botengangs aufgebürdet zu haben, und der andere erwiderte, für seine Mandanten stehe er immer zur Verfügung, notfalls auch nachts, und dies sei ja wohl ein Notfall.
    Fehrkamp bestätigte das, und dann kam noch einmal, was schon am Telefon gesagt worden war, daß er mit einem Kollegen die ganze Akte durcharbeiten müsse.
    Ob der bereits gekommen sei, fragte Dr. Niklas. »Nein, aber er wird bald eintreffen, hat vorhin von einer Autobahnraststätte aus angerufen.«
    »Also deshalb war gegen zwölf bei Ihnen besetzt. Ich wollte Sie nämlich fragen, ob Ihre Papiere in meinen Safe zurückkommen. Wir könnten es dann mit einer einfachen Quittung machen.«
    Kopjella biß sich auf die Lippen. Auf diese Frage hatte er Fehrkamp nicht vorbereitet. Er lauschte und vernahm: 
    Nein, vorläufig bleiben sie bei mir.«
    »Dann müssen Sie jetzt zweimal unterschreiben und mir auch den Hinterlegungsschein aushändigen.«
    »Ja, gut. Aber nehmen Sie doch Platz! Möchten Sie einen Kognak?«
    »Nein, vielen Dank. Wenn Sie hier unterschreiben und da auch! Und dann brauche ich den Hinterlegungsschein.« Nach einigen Sekunden Stille wieder Geräusche,

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