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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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war, soviel ich weiß, bei der Postüberwachung, und Kragemann gehörte zum Ressort Kader und Schulung. Aber beide haben das, was sie heute belastet, gemacht, als sie noch NVA-Offiziere waren. So, jetzt geht’s an die Arbeit! Als erstes werde ich Künzel informieren. Der kriegt Zustände, denn er versucht seit einem halben Jahr, von hier wegzukommen, und nun sind wir es, die abhauen.«
    Zehn Stunden später gingen Kopjella, Schmidtbauer und Oberst Kornmesser am Wattenmeer entlang. In einem Taxi waren sie von List nach Kampen gefahren. Ein Lokal wäre für ihr Gespräch nicht der rechte Ort gewesen. Hier aber, zwischen dem Flutsaum und den mit Heide besetzten Erhebungen, waren sie allein. Das Strandleben spielte sich auf der anderen Inselseite ab, am offenen Meer. Daß ein paar Kinder im seichten Wasser badeten, dann und wann ein Spaziergänger auftauchte oder auch eine Reitergruppe sie überholte, störte sie nicht.
    »Versteh mich richtig«, sagte der Oberst zu Kopjella, »du hast keinen Fehler gemacht. Im Gegenteil. Immerhin sind wir durch das, was den Verdacht auf Fremdbeteiligung hat aufkommen lassen, zugleich vor der Katastrophe bewahrt worden.«
    »Du meinst das Dossier.«
    »Ja. Es war absolut notwendig, daß es in unsere Hände kam. Du hättest deinen Auftrag sonst nicht ausführen dürfen.«
    Kopjella nickte, und Schmidtbauer meinte: »Da können wir von Glück sagen, daß es überhaupt erwähnt wurde. Hatte er nicht selbst davon angefangen, wär’ bei uns jetzt was los.«
    Wieder nickte Kopjella. »Ich hab’ ihm zwar erzählt, wir alle hockten wegen seines Reueanfalls und der damit verbundenen Gefahr in den Startlöchern und seien in der Lage, im Handumdrehen unsere Nester zu räumen, aber uns dreien ist ja wohl klar, daß wir das niemals geschafft hätten. Wäre er abgetreten, ohne das Dossier zu erwähnen, hätte der Notar Einsicht genommen, und dann wäre vom BKA und von INTERPOL eine Riesenaktion vorbereitet worden mit dem Ziel, unsere sämtlichen Nester auszuheben. Und natürlich hätten sie die synchron durchgezogen, um gegenseitige Warnmeldungen auszuschließen.«
    »Und das Dossier beweist auch«, ergänzte der Oberst, »daß Fehrkamp keinerlei Rücksicht verdient hat. Er hätte, zumal bei seiner Behinderung, doch leicht unter einen Zug oder Bus geraten oder durch einen anderen echten Unglücksfall zu Tode kommen können. In Verbindung mit den Aufzeichnungen wäre man sofort von Mord ausgegangen und hätte den Umschlag geöffnet.«
    »Dabei glaubte er«, sagte Kopjella, »das Machwerk würde ihn vor dem Schlimmsten bewahren. Er hielt es für seinen Rettungsanker.«
    »Es mußte unbedingt in die Wohnung lanciert werden und dann verschwinden«, nahm der Oberst ihn erneut in Schutz, »und das hatte zwangsläufig zur Folge, daß die Kripo von den Begleitumständen dieses Todes erfuhr, vom Besuch des Notars zu einer so verrückten Zeit, von dem Kollegen, den das Opfer noch in der Nacht erwartete, na, und schließlich auch davon, daß, als man den Toten fand, die Papiere nicht mehr vorhanden waren. Kurz gesagt. Das Dossier war nur unter Inkaufnahme dieser Folgen zu bekommen.«
    »Aber so ganz«, antwortete Kopjella ihm, »begreif ich nicht, warum wir Hals über Kopf versetzt werden. Wer um alles in der Welt sollte mich denn wohl verdächtigen?«
    »Man könnte dich beim Betreten des Hochhauses am Grindelberg gesehen haben, auch beim Verlassen. Außerdem. Im Lübecker Hotel hast du vor unserer Sitzung noch mit Fehrkamp gesprochen, unten in der Halle, und wenn die Kripo rauskriegt, daß er in diesem Hotel gewesen ist, genügt eine Befragung der Angestellten, und man hat deine Beschreibung.«
    »Und wie kommt die Kripo auf Lübeck?«
    »Herrgott, du weißt doch, wie schnell einer leichtsinnig wird, wenn er ohnehin aufgegeben hat! Er muß seiner Angelika ja nicht grad gesagt haben, daß er zu einem Geheimtreffen fährt, aber Lübeck kann er ihr genannt haben, was weiß ich, vielleicht, um angeblich einen Freund zu besuchen.«
    »Und du meinst nicht, ich stände dann schon auf der Fahndungsliste? Angelika wird man doch nach Strich und Faden vernommen haben! Wann haben Sie Ihren Vater zum letztenmal gesehen? In welcher Verfassung befand er sich? Wissen Sie von Personen, die kurz vor seinem Tod mit ihm zusammen waren? Hat er Reisen unternommen? Wann? Wohin? Da hätte sie dann doch Lübeck erwähnt, wenn sie davon wüßte.«
    Der Oberst nickte. »Natürlich sind die Tochter und ihr Mann ausgehorcht worden,

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