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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Schmidtbauer.
»Lieber nicht, auch wenn du offenbar sehr an ihm hängst.«
»Na ja, soweit man an einem Zuhälter hängen kann. Seit er seinen Posten als Wirtschafter in der Herbertstraße hat, und das sind nun vier Jahre, hab’ ich ihn nur zwei-, dreimal gesehen. Hast recht, vergessen wir’s! Und du weißt, Kornmesser gegenüber darf er nicht erwähnt werden. Max ist mein ganz privater Kontakt, von dem die HADEX nichts ahnt. Er hat mir schon mehrfach geholfen, sogar mit Geld, einmal auch mit einer Waffe. Aber der Alte ist nun mal allergisch gegen Typen aus dem Milieu, was mich nicht hindern wird, die Verbindung weiterhin zu pflegen.«
Sie kamen an der dicken Wilhelmine vorbei, einer nackten Springbrunnenfigur von Rubensscher Fülle, erreichten den Bahnhofsvorplatz, überquerten ihn. Wenige Minuten später saßen sie im Zug, hatten ein Abteil für sich allein. Sie lasen die Unterlagen durch, die Kornmesser ihnen mitgegeben hatte, und gewannen einen ersten Eindruck von dem, was sie erwartete. Es war ein landeinwärts gelegenes Hochplateau mit einer Hacienda und Tausenden von Olivenbäumen.

14
    »Bitte, entschuldigen Sie die Störung! Sind Sie Frau Dillinger?«
    Die Frau, die ihm die Tür geöffnet hatte, irritierte ihn. Sie trug ein schwarzes Kleid, schwarze Strümpfe, schwarze Schuhe und war … braungebrannt. Zur Trauerkleidung, so empfand er, gehörte doch eigentlich ein bleicher Teint. Die Irritation sollte noch etwas andauern, wenngleich aus einem anderen Grund. 
    Die Frau war außerordentlich abweisend, ja, schroff. »Stimmt, ich heiße Dillinger. Was wollen Sie?«
    Er stellte sich mit dem Namen Wagner vor und sagte dann: »Ich werde Sie nicht lange aufhalten, hätte nur gern die Adresse Ihres Vaters, den ich in einer dringenden Angelegenheit sprechen muß.«
    Sie musterte ihn mit kritischem Blick und fragte: »Was für eine Angelegenheit soll das sein?«
    »Es handelt sich um eine alte Geschichte, und eigentlich suche ich einen anderen, aber Ihr Vater kann mir wahrscheinlich sagen, wo ich den finde.«
So reserviert sie anfangs gewesen war, so bereitwillig hatte sie ihm jetzt zugehört. Er wunderte sich darüber. Noch mehr jedoch wunderte er sich über ihre nächste Frage:
»Ist es eine Stasi-Geschichte?«
»Ja.«
»Dann kommen Sie herein.«
Sie führte Paul Kämmerer in ein großes, helles Zimmer, durch dessen mindestens drei Meter breites Panoramafenster man auf die Elbe sehen konnte. Dort fuhr gerade ein gigantischer Bulkcarrier seewärts. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm, in einem der schweren Ledersessel Platz zu nehmen. Sie selbst blieb stehen.
»Ich muß mal eben nach meinen Kindern sehen, bin gleich zurück.«
Sie verschwand, und er hörte aus einem der Nebenräume Stimmen, ihre und auch die von Kindern. Doch danach hörte er nur noch die Frau. Diesmal sprach sie anders, schnell und gedämpft. Zu verstehen waren ihre Worte nicht. Da er keine Antwort vernahm, glaubte er, daß sie ein Telefongespräch führte.
Sie kehrte dann zurück, setzte sich ihm gegenüber, kam gleich zur Sache:
»Warum meinen Sie, daß mein Vater denjenigen, nach dem Sie suchen, kennt?«
»Ich komme jetzt aus der ehemaligen DDR«, antwortete er, »und da hat man mir erzählt, daß Ihr Vater und Frank Kopjella – das ist der Mann, den ich suche –, Kollegen waren.«
»Und was wollen sie von Major Kopjella?«
Den Dienstrang hatte er noch gar nicht erwähnt, und also war der Mann ihr bekannt, zumindest dem Namen nach. Er antwortete mit einer Gegenfrage:
»Sie kennen ihn?« Er wollte sie nicht zu einer Lüge verleiten, fügte daher hinzu: »Sie sprachen eben vom Major, und ich hatte bis dahin nur den Namen genannt.«
»Es stimmt, mein Vater und Kopjella haben dienstlich miteinander zu tun gehabt, kamen manchmal, allerdings sehr selten, auch privat zusammen. Worum geht es denn eigentlich?«
Die Frau machte einen aufrichtigen Eindruck. Dennoch übte er Vorsicht, dachte nach, rückte nur mit der halben Wahrheit heraus:
»Es handelt sich um meinen Sohn. Er wurde, als es die DDR noch gab, bei einem Fluchtversuch angeschossen, schaffte es also nicht, rüberzukommen, und landete im Gefängnis, wo Kopjella ihn mehrfach verhört hat.«
»Und was wollen Sie jetzt von dem?«
»Ich wüßte gern, wer damals vom Turm aus auf meinen Jungen geschossen hat.«
»Meinen Sie wirklich, darüber würde er Ihnen so ohne weiteres Auskunft geben?«
»Warum denn nicht? Ich will ja keinen neuen Mauerschützenprozeß, sondern nur mal mit dem

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