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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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die Gardinen vor und ging ins Bett. Aber an Schlaf war nicht zu denken.
Schließlich ließ er ab von den Erwägungen, wie es gewesen sein könnte, und flüchtete sich ins Konkrete, wandte sich dem zu, was greifbar war. Morgen geh’ ich zur Polizei, und anschließend fahr’ ich nach Blankenese. Frau Dillinger muß mir sagen, wo ich ihren Vater finde, diesen Fehrkamp, und über den muß ich an eine Spur kommen, die zu Kopjella führt!

13
    Gern hätte Kopjella, als er am frühen Morgen wieder in Ribe war, mit Lothar Schmidtbauer gefrühstückt und dabei vom HADEX-Treffen und von den dramatischen Ereignissen in Fehrkamps Wohnung berichtet, aber er wußte, sein junger Freund hielt sich turnusgemäß in Esbjerg auf.
    Es geschah einmal im Monat, daß entweder er selbst oder einer seiner beiden Gefährten in die rund dreißig Kilometer entfernte Hafenstadt fuhr, um dort mit dem offiziellen Eigentümer des Hofes die Buchführung durchzugehen. Die vor Ort anfallenden Arbeiten konnten sie allein erledigen, aber die administrativen Aufgaben zu bewältigen, waren sie weder befugt noch befähigt. Dafür war Morten Pedersen zuständig, ein vierundsechzigjähriger dänischer Vieh- und Viehfutterhändler, dem der Hof bei Ribe einst gehört hatte. Schon vor zwanzig Jahren hatte er ihn an die HADEX verkauft, doch weil Ausländer zu jener Zeit in Dänemark keine landwirtschaftlichen Betriebe erwerben durften, war der Besitzwechsel nur intern vollzogen worden. Auf dem Papier war Morten Pedersen der Eigentümer geblieben, der mit Schlachthöfen und Molkereien verhandelte und sich mit dem Finanzamt ebenso herumschlug wie mit dem Landbrugsraad in Kopenhagen, der Landwirtschaftskammer, über deren viel zu weit entfernten Kopenhagener Standort er sich, gleich vielen anderen in Jutland ansässigen Viehhändlern und Landwirten, ständig beschwerte, ohne daß je etwas daran geändert wurde. Auch für die Lohnbuchhaltung war er zuständig.
    Mit dem freundlichen Mann, der außer Dänisch fließend Deutsch und Englisch sprach, war gut auszukommen, und so fuhren sie gern zu ihm, zumal der Besuch meistens mit einem ausgiebigen Kneipenbummel verbunden war und eine erfreuliche Unterbrechung des eintönigen Landlebens bedeutete.
    Ein solcher Aufenthalt in Esbjerg ging über zwei Tage, von denen erst einer verstrichen war. Kopjella mußte sich also damit begnügen, Hartmut Künzel Bericht zu erstatten, dem dritten HADEX-Mann, der ihm bei weitem nicht so nahestand wie Schmidtbauer.
    Doch dessen Rückkehr am nächsten Tag bot noch immer keine Möglichkeit zum Gespräch, denn als er um neun Uhr abends ankam, war Kopjella, zusammen mit den beiden dänischen Gehilfen, auf der Jagd nach einigen aus ihrer Koppel ausgebrochenen Shorthorn-Rindern, deren Auftauchen am Ortsrand von Ribe ihnen telefonisch mitgeteilt worden war. Gegen Mitternacht war er mit den Männern wieder auf dem Hof und stand wenige Minuten später vor Schmidtbauers Tür. Doch es drangen eindeutige Geräusche aus dem Zimmer. Sein Freund hatte Mären, das dänische Hausmädchen, bei sich, und so zog er wieder ab.
    Am nächsten Morgen aber berichtete er ihm dann von der Sitzung, vor allem von Fehrkamps Beiträgen, in denen es um Reue und die Bereitschaft zum Geständnis gegangen war, schließlich auch von der Entscheidung, ein solches Geständnis zu verhindern.
    »Und das Los traf mich«, sagte er. »Es war furchtbar, mußte aber sein, wenn wir das Risiko der Enttarnung vermeiden wollten.«
    Er nahm das Dossier aus dem Schreibtisch, reichte es Schmidtbauer hinüber. Der öffnete es, überflog ein paar Seiten und gab es zurück mit den Worten:
    »Später werde ich alles lesen, aber schon die Kostproben beweisen, wie gefährlich der Mann für uns war.« »Sobald du es durchhast, werden wir es verbrennen.« Der schlanke und nur mittelgroße ehemalige Oberleutnant, dessen Gestalt bei hinreichend verschwommenem Licht auch jetzt noch als die eines Sechzehnjährigen hätte durchgehen können, war, wie immer, voller Bewunderung für seinen väterlichen Freund und wertete selbst den Mord, von dem er soeben erfahren hatte, als einen Akt der Umsicht, der Entschlossenheit und des Mutes.
    »Ich hab’ dir das alles«, fuhr Kopjella fort, »schon gestern abend erzählen wollen, aber …«, er lächelte anzüglich, »es war nicht zu überhören, was da in deinem Zimmer vorging.«
    Schmidtbauer lachte frei heraus und antwortete dann: »Diese Mären ist unersättlich, kann einfach nicht genug kriegen! Aber sie

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