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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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die Serie schon finden, und dann soll das Pack mir dafür büßen. Los, die Pfoten her!«
Sie streckte die Arme vor. Er holte eine Nylonschnur aus der Hosentasche, schlang sie um ihre Handgelenke, machte mehrere Knoten und zog sein Opfer dann hinter den Ladentisch, band es an einem der in den Fußboden eingelassenen stählernen Streben fest. Danach riß er das Telefonkabel aus der Wand.
»Nicht schreien! Schreien darfst du erst in einer Viertelstunde. Ich werd’ eine Weile in der Nähe bleiben. Solltest du vorzeitig um Hilfe rufen, komm’ ich zurück und …«, er hielt ihr noch einmal die Pistole vors Gesicht, steckte sie aber gleich wieder ein. Dann griff er sich den Korb, öffnete die Tür und ging. Den Schlüssel hatte er mitgenommen. Sie hörte, wie er von draußen abschloß.

17
    Hauptkommissar Granzow war ein erfahrener Polizist. Sein Rang bedeutete ihm nicht viel, denn er hatte miterlebt, daß manchmal selbst ausgemachte Trottel zu Hauptkommissaren befördert wurden, sofern nur genügend Zeit verstrichen war. Seine eigenen Dienstjahre aber, das wußte er, konnten sich sehen lassen. Elf davon hatte er im Rotlichtbezirk zugebracht, kannte dort Zuhälter und Huren zuhauf und war schon so manchem schweren Jungen auf die Spur gekommen.
    Anschließend hatte er fast zehn Jahre lang im Rauschgiftdezernat gearbeitet, bis ihn die Kugel eines nervös gewordenen Kokainhändlers traf. Ins Gesicht. Nicht frontal, sondern eine schräg verlaufende tiefe Kerbe ziehend. Sein linkes Auge ging dabei drauf. Er wurde vorzeitig in Pension geschickt, ließ sich jedoch nach drei Jahren reaktivieren, bekam allerdings die Auflage, ins zweite Glied zurückzutreten. Das hatte Kämpfe zur Folge gehabt und so manche alte Freundschaft auf die Probe gestellt. »Ihr wollt mir einreden«, hatte er den Kollegen erklärt, »eine halbierte Visage reiche als Tribut aus und ich dürfe mich nun getrost in die weniger bleihaltigen Gefilde zurückziehen, aber ich scheiß’ auf solche Gefilde!« Daraufhin hatte Manne Thießen, sein Vorgesetzter und bester Freund, ein drastisches Mittel angewandt, hatte ihm erwidert: »Du denkst, wir wollen dich verhätscheln. Irrtum, mein Lieber, uns geht es um die Effizienz!« Und hatte dann hinzugefügt: »Wie oft müssen wir verdeckt operieren! Du aber, mit deinem zerfurchten Schädel und deinem Glasauge, bist so auffällig wie ein Zebra in einem Rudel Rappen.«
    Das hatte den Ausschlag gegeben. Seitdem machte Bert Granzow Dienst im zweiten Glied, und mit der Zeit war er es auch zufrieden. Nur noch hin und wieder meldete sich der alte Jagdinstinkt, und dann träumte er davon, als Undercover Man in die finsterste Szene einzudringen. Natürlich wurde daraus nichts. Er blieb der Mann fürs Leichte.
    So kam es, daß er sich an diesem Abend mit dem Fall einer gefesselten und geohrfeigten jungen Frau und eines Diebstahls von irgendwelchen Fotos abgeben mußte. Eine halbe Stunde lang hatten er und sein Kollege Herbert Nolte die Frau, Barbara Köster hieß sie, befragt und auch mit dem aufgeregten Herrn Laue, dem Eigentümer des Fotoladens, und mit dessen Ehefrau, die nicht minder aufgeregt war, gesprochen. Nolte hatte sich Notizen gemacht. Bis auf Frau Laue standen alle, denn es gab nur einen Stuhl.
    Barbara Köster hatte berichtet, zunächst stockend, dann etwas flüssiger. Laut ihrer Aussage hatte sie die ihr zudiktierte Viertelstunde brav abgewartet und dann mit den Füßen die Rückwand der Schaufensterauslage zertrümmert. Kurz darauf hatte ein Passant ihre mißliche Lage bemerkt und die Polizei verständigt.
    »Der Ganove hat also sämtliche Tüten mitgenommen?« fragte Granzow jetzt nach.
Sie nickte.
»Wie viele waren es ungefähr?«
»Zwischen vierzig und fünfzig.«
»Zählen Sie doch bitte mal, soweit Sie sich erinnern können, die Kunden auf, die im Laufe des Tages hier gewesen sind.«
»Oh …«
»Einfach mal versuchen.«
Sie fing an, korrigierte sich mehrmals, legte Pausen ein, in denen sie überlegte, fragte dann:
»Doch sicher nur die, die irgendwelche Arbeiten in Auftrag gegeben haben, nicht?«
»Ja, fürs erste nur die.«
Sie begann von vorn, und jetzt kamen ein paar neue Namen hinzu. Bei einigen konnte sie sich sogar daran erinnern, um was für Aufträge es sich gehandelt hatte.
Es war eine stattliche Reihe, die Nolte schließlich notiert hatte.
»Haben Sie eine Vorstellung«, fragte Granzow, »wer von den genannten Personen pornographische Bilder bestellt haben könnte?«
Da mischte Frau Laue sich

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