Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
ein: »Aber wie sollte sie davon eine Vorstellung haben! Höchstens raten könnte sie, und das würde Ihnen nicht weiterhelfen.«
»Hab’ auch nur deshalb danach gefragt, weil ich nichts auslassen will. Ich bezweifle, daß der Täter nach solchen Fotos gesucht hat. Um einen unentwickelten Film kann es sich schon mal nicht gehandelt haben, denn da gibt’s nichts zu erkennen. Und an Aufträge für Vergrößerungen oder Abzüge würde Frau Köster sich erinnern. Ich glaub’, die ganze Pornogeschichte diente nur der Ablenkung.«
Granzow wandte sich wieder an die junge Frau: »Haben Sie noch die Motive der Ausschnitte und Negative im Kopf?«
»Oh, bestimmt nicht alle«, antwortete sie. »Natürlich hab’ ich noch ein paar Fotos vor Augen und auch Negative, aber ich weiß nicht mehr in jedem Fall, welche Aufnahme zu welchem Kunden gehörte.«
»Macht nichts. So gut, wie Sie es schaffen.«
Es vergingen mindestens zehn Minuten, bis sie bei ihrem letzten Besucher, genaugenommen war es der vorletzte, angelangt war.
»Der wollte«, sagte sie, »eine Vergrößerung. Das war übrigens, fällt mir grad ein, die Auftragstasche, die ich aus dem Stapel rausfischen sollte. Der Gangster hatte mir den Kunden ganz genau beschrieben.«
»Aber warum haben Sie uns das nicht gleich gesagt?« fragte Granzow.
»Weil sich herausstellte, daß es die Tüte gar nicht war. Er hatte sich das Foto, auf dem ein Mann abgebildet war, ja lange genug angesehen und es dann wieder in den Haufen geschoben, weit nach unten.«
Weder die Laues noch Nolte hatten bei diesen Worten auch nur die geringste Besonderheit herausgehört, aber für einen alten Fuchs wie Bert Granzow waren sie so recht dazu angetan, Witterung aufzunehmen.
»Stopp, stopp«, sagte er und bat dann, sie möge ihren letzten Satz wiederholen.
»Den letzten? Wieso?«
»Haben Sie ihn noch im Ohr? ›Er hatte sich das Foto, auf dem ein Mann abgebildet war …‹, so fing er an, Ihr Satz. Und wie ging er dann weiter?«
»… ja lange genug angesehen und dann wieder … , ja, dann wieder in den Haufen geschoben, weit nach unten.«
»Wie lange, schätzen Sie, hat er es sich angeguckt?«
»Sehr lange.«
»Fünf Sekunden? Sechs?«
»Mehr. Ich würde sagen, eher zehn.«
»Ich halte es für möglich, daß er einzig und allein auf dieses Foto aus war, zumal er den Mann, der es abgeliefert hat, genau beschreiben konnte. Dem ist er wahrscheinlich gefolgt. Bitte, Frau Köster, denken Sie noch einmal gut nach! Wie heißt der Mann, der die Vergrößerung in Auftrag gegeben hat?«
»Der heißt Kam … , Kammer … , Kämmerer. Ja. Kämmerer! Den Vornamen weiß ich nicht mehr. Die Adresse hab ich nicht mit aufgeschrieben; auf die verzichten wir meistens. Aber den Nachnamen Kämmerer weiß ich definitiv. Er war schließlich mein letzter Kunde, übrigens ein sehr netter Mann.«
Granzows Spurenlese wurde unterbrochen, denn Frau Laue fragte ihre Angestellte etwas spitz:
»Wieso lag die Auftragstasche weit unten, wenn es Ihr letzter Kunde war?«
»Er brauchte die Vergrößerung ganz dringend, und so bat er mich, ja, er flehte mich regelrecht an, die Sache um einen Tag zu beschleunigen. Da hab’ ich seine Bestellung nach unten gemogelt.« Für Granzow und Nolte brachte sie dann noch die Zusatzerklärung, daß im Labor die unteren Aufträge zuerst drankämen.
»Zehn Sekunden also«, nahm Granzow seinen Faden wieder auf. »Sind Sie da ganz sicher?«
»Absolut.«
»Dann wird es um dieses Foto gegangen sein, denn wer so unter Druck steht – und das tut jemand, der einen Laden überfällt –, nimmt sich nicht die Zeit, ein Bild, das ihn nicht interessiert, zehn Sekunden lang anzustarren. Bitte, überlegen Sie jetzt gründlich! Wie sah der Mann darauf aus?«
»Das weiß ich noch genau. Er stand an einem Rednerpult und sprach wohl zu irgendwelchen Leuten. Das Pult war geschmückt. Der Kunde erklärte mir, was vom Drumherum alles verschwinden könnte, die Fahne, die Blumen. Ich will nur den Kopf, sagte er. Und dann sagte er noch, die … , na, so etwas wie, die beste Mischung aus Größe und Schärfe.«
»Wie sah der Mann auf dem Foto aus?«
»Er trug Uniform. Ich nehme an, er ist ein Offizier.«
»Ein deutscher?«
»Beschwören kann ich’s nicht, aber ich glaube, ja. Er trug auch Ordensbänder und hatte Schnüre über der Brust.«
»Die Fahne, war das unsere?«
Sie dachte nach. »Kann ich nicht mehr sagen.«
»Das Gesicht? Jung, alt, irgendwelche Auffälligkeiten?«
»Normal, würde ich sagen. Dunkles Haar und dichte

Weitere Kostenlose Bücher