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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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entscheidenden Frage ansetzte:
»Du meinst … , auch Paul Kämmerer muß … , so wie Fehrkamp …« Den Rest des Satzes sprach er nicht aus.
Der Oberst nickte. »Wie haben es auf jedem Treffen bekräftigt. Halbe Sachen helfen uns nicht, im Gegenteil, sie bringen uns in Gefahr. Also muß der Mann beseitigt werden. Er ist schon verdammt weit gekommen. Hätte Horst Fehrkamp keinen Sühnekoller gekriegt, wäre der Kerl vermutlich steckengeblieben, denn ich bin sicher, wenn Fehrkamp noch leben und, wie wir, im Untergrund ausharren würde, hätten Tochter und Schwiegersohn diesem Hamburger Chemiefritzen ihre Hilfe verweigert. Man kennt das doch. Kinder liefern ihren Vater nicht ans Messer, auch nicht, wenn sie manchmal uneins gewesen sind. Aber in diesem Fall wollte der Vater sich stellen, und deshalb wurde er von uns ausgeschaltet. Das weiß die Tochter, oder zumindest ahnt sie es. Folglich gibt es für sie keinen Grund, der Polizei und anderen zu verschweigen, was sie sonst noch weiß.«
»Und was weiß sie sonst noch?« fragte Schmidtbauer.
Kornmesser wiegte den Kopf. »Da sind wir auf Vermutungen angewiesen.«
»Sind dann nicht«, fragte Kopjella, »die Dillingers für uns genauso gefährlich wie Kämmerer?«
»Auf jeden Fall!« Die Worte hörten sich an wie ein Todesurteil, und Schmidtbauer erwiderte denn auch spontan: »Also sind es drei, die zum Schweigen gebracht werden müssen.«
»So ist es«, erwiderte der Oberst, fuhr dann aber fort: »Die Aktion Blankenese übernehme ich. Da genügt eine drastische Warnung, denn eine Familie, noch dazu eine mit kleinen Kindern, ist viel verwundbarer als ein einsamer Wolf wie Kämmerer.«
»Und wie gehen wir, was den einsamen Wolf betrifft, vor?« fragte Kopjella.
»Es versteht sich von selbst«, sagte der Oberst, »daß nicht du es sein wirst, der ihn aufs Korn nimmt. Das wäre zu riskant.«
Er wandte sich Schmidtbauer zu: »Du wirst das machen.«
»Wann?«
»Du startest morgen, nistest dich in einem Hamburger Hotel ein. Mittelklasse. Angaben über Kämmerer, Anschrift, Arbeitsplatz, Umfeld, Gewohnheiten und so weiter bekommst du noch. Und du«, der Oberst sah Kopjella an, »wirst die Hacienda fürs erste nicht verlassen. Badefreuden im Mittelmeer mußt du dir, jedenfalls vorläufig, versagen, denn an der ganzen Costa del Sol schwirren unsere Landsleute herum, und zwar nicht nur die aus dem Westen. Jeder Rentner, der ein paar Hundert Mark zusammenhat, macht erst mal das, was er ein Leben lang nicht konnte, sich in den Flieger setzen und in die Sonne düsen. Absolut denkbar, daß du in Torremolinos oder Marbella oder an irgendeinem der vielen Strande Leuten begegnen würdest, die meinen, sie hätten mit dir noch eine Rechnung offen, sei es, daß sie eigene Leiden ins Feld führen oder daß es um irgendwelche Familienmitglieder geht. Es ist nun mal so. Die Hatz auf uns hat begonnen, und jeder kleine Scheißer glaubt mitjagen zu müssen.«
»Du hast vorhin erwähnt«, warf Kopjella ein, »daß du die Akte Tilmann Kämmerer noch einmal durchgegangen bist. Damit komme ich zurück auf den Punkt, den ich während unserer Versammlungen schon mehrfach angeschnitten habe. Wie sicher lagert dieses explosive Material bei der HADEX? Und wäre es nicht wirklich besser, alles zu vernichten?«
»Und ich muß dir darauf immer wieder dieselbe Antwort geben: Das Kellergewölbe der HADEX ist sicherer als Fort Knox, denn von Fort Knox weiß jedermann, aber unsere Lübecker Katakomben kennen nur wir, die unmittelbar Beteiligten. Sie sind auf keiner Bauzeichnung, auf keinem Katasterauszug zu finden. Schon vor fünfzehn Jahren haben unsere Leute dafür gesorgt, daß die administrative Existenz dieses Stockwerks, das noch unter den eigentlichen Kellerräumen liegt, verschwand. Soviel zur Sicherheit. Und jetzt der Grund, weshalb wir das Archiv nicht vernichten werden. Auch das, meine ich, hab’ ich dir schon oft erklärt, aber es soll mir auf einmal mehr nicht ankommen. Über die Prozeßlawine, die unsere lieben Landsleute nach der Wende losgetreten haben und die Tausende unserer besten Männer in Schwierigkeiten bringt, sofern sie nicht untergetaucht sind, brauche ich wohl nichts zu sagen. Darüber weißt du Bescheid. Ja, und eine solche Generalabrechnung ist eben so recht dazu angetan, daß Leute, denen wir absolut nichts getan haben, sich mit hineinhängen oder daß andere ihren jeweiligen Fall gewaltig aufbauschen. Klar, da winkt Entschädigung, da winkt Geld. Manch einer wird dem Gericht einen

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