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1997 - Das Ende des Sonnentresors

Titel: 1997 - Das Ende des Sonnentresors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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blieb aus. Drei Armlängen von ihm entfernt verschwand der Strahl im Nichts. Boningarey schrie auf, erst vor Zorn, dann vor Schmerz. Die Waffe entfiel seinen Händen. Er stürzte auf die Schnauze und schlug sie sich blutig. Stöhnend wälzte er sich am Boden. Krämpfe durchliefen seinen Körper und peinigten ihn. Er erbrach sich und spuckte Blut. „Komm!" hörte Veldenhovv die Stimme des Hüters. „Wir haben hier nichts mehr verloren."
    Vredentaich setzte sich in Bewegung. Die Vlatschis wichen ehrfürchtig zur Seite. Die Soldaten hielten die Wylkas in Schach und achteten darauf, dass keiner einen Ausbruchsversuch wagte. Boningarey lag zwischen den beiden Gruppen und wand sich noch immer unter Schmerzen. „Warum tust du das, Vredentaich?" ächzte der Empath und spuckte erneut Blut. Etwas schnürte seinen Hals zu und ließ die Augen aus dem Kopf treten. Die Nüstern trockneten rasend schnell aus und zeigten erste Risse. „Damit sich erfüllt, was die Legenden sagen", antwortete der Kristallhüter. „Und damit in Chearth und Algion Frieden wird!" Boningarey blubberte eine Antwort, aber sie war nicht verständlich. Unter seinem Fell bildeten sich wogende Beulen. Augenblicke später drängten fingerdicke Würmer unter der Kleidung des Wylkas hervor. Der Protektor stieß ein Wimmern aus, ehe er mit einem Seufzer sein Leben aushauchte. Die Würmer zerfielen zu feinem Kristallstaub. Veldenhovv wandte sich angeekelt ab. Hastig folgte er Vredentaich durch das Gebäude hinaus auf die Straße am oberen Ende des Kranzwinder-Viertels. „Ich danke dir", stieß der Meisterdieb hervor. „Du hast mir das Leben gerettet." Der Hüter fuhr herum, ebenso schnell wie im Innenhof. Sein Blick traf Veldenhovv und drang bis in sein Innerstes. „Das Schicksal ist unerbittlich", klang es aus dem weisen Gesicht des uralten Vlatschis. „Es hat uns unwiderruflich zusammengeschweißt." Etwas im Innern des Meisterdiebs versteifte sich. Er versuchte sich gegen die Konsequenzen zu wehren, mit denen seine Gedanken ihn konfrontierten. „Ich bin allein meinem Kodex verantwortlich, Vredentaich. Dessen oberstes Gebot ist, dass ich meine Identität schütze." Der Alte lächelte ihn über das Tote Tuch hinweg an, unter dem er noch immer den unbekannten Gegenstand trug. „Versuch es!" Veldenhovv trat zurück und stellte seine Augen parallel. Er aktivierte den Blinden Fleck auf der Netzhaut des Artgenossen und machte fünf Schritte zur Seite.
    Vredentaich folgte ihm und vertrat ihm den Weg. „Ich sehe dich so gut wie zuvor. Gib dir keine Mühe!" Der Meisterdieb ergriff die Flucht. Besser gesagt, er wollte es tun. Seine Beine wurden übergangslos schwer wie Blei. Veldenhovv keuchte und wand sich. Aber er kam nicht von der Stelle.
    Ein Donnern hoch am Himmel kündete von der Ankunft eines Raumschiffes. Vredentaich erstarrte und lauschte in sich hinein. „Unsere Brüder sind gekommen", sagte er dann. „Es ist ein untrügliches Zeichen, dass die Ereignisse ihrem Höhepunkt zustreben." Veldenhovv ruderte mit den Armen und kam keinen Millimeter von der Stelle. „Lass mich endlich los, Alter, ehe ich mich an dir vergreife!"
    „Hat sich jemals ein Meisterdieb an einem Lebewesen vergriffen?"
    „Nein, nur an dessen Eigentum. Umgekehrt sieht es jedoch anders aus. Überall, wo wir erscheinen, gelten wir als vogelfrei."
    Die Augen des jahrhundertealten Mannes leuchteten. „Wir beide können einander nichts nehmen, aber viel geben. Vertraue mir. Wir müssen diesen Weg zusammen gehen."
    „Du bist ein Mutant!" keuchte der Meisterdieb. „Ich habe es von Anfang an geahnt." Von solchen Wesen hielt sich ein Dieb am besten fern. Und wenn sich durch Zufall sein Weg mit einem dieser Überbegabten kreuzte, flüchtete er so schnell wie möglich.
    Ein Kribbeln in seinen Beinen zeigte an, dass er sie wieder bewegen konnte. Veldenhovv nutzte die Chance und rannte los. Wenn er sich beeilte, konnte er den Raumhafen kurz nach der Landung des Schiffes erreichen. Der Hüter folgte ihm. Mit den ausgestreckten Armen und dem Gegenstand unter dem Tuch erweckte er den Eindruck eines Koches, der eine randvolle Schüssel auf der Flucht vor hungrigen Vlatschi-Kindern balancierte.
    Vredentaich holte auf und hielt sich neben ihm. „Hör mir zu!" forderte er. „Meine Botschaft wird dich froh machen. Nach vielen Jahrtausenden und Hunderten von Generationen hat vor wenigen Tagen Nisaaru wieder zu uns gesprochen. Besser gesagt, ein Teil von ihr namens Sirku. Deshalb verlässt der

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