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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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auf, ich biete dir eine Art Geschäft an. Wenn du meinem Leben jetzt ein Ende setzt, werde ich im Gegenzug dafür Tengo Kawanas Leben retten. So viel Macht bleibt mir noch.«
    »Tengo«, sagte Aomame. Alle Kraft wich aus ihrem Körper. » Von ihm wissen Sie auch!«
    »Ich weiß alles über dich. Habe ich doch gesagt. Oder sagen wir fast alles.«
    »Aber Sie können nicht meine Gedanken lesen. Nie habe ich Tengos Namen auch nur einmal nach außen dringen lassen. Ich habe ihn immer für mich behalten.«
    »Aomame«, sagte der Mann und stieß einen kurzen Seufzer aus. »Nichts auf dieser Welt kann man immer für sich behalten. Außerdem spielt Herr Tengo Kawana – zufällig , könnte ich wohl sagen – im Augenblick eine nicht geringe Rolle für uns.«
    Aomame fehlten die Worte.
    »Doch offen gestanden«, sagte der Mann, »ist es nicht bloß Zufall. Euer beider Schicksal hat sich nicht einfach nur so ergeben. Es war euch bestimmt, diese Welt zu betreten. Und seit ihr hier seid, hat jeder von euch, ob es ihm gefällt oder nicht, eine Aufgabe erhalten.«
    »Wir haben diese Welt betreten?«
    »Ja. Das Jahr 1Q84.«
    »1Q84?«, sagte Aomame. Wieder verzerrte sich ihr Gesicht. Das war doch der Begriff, den sie selbst geschaffen hatte!
    »Genau. Das Wort, das du erfunden hast«, sagte der Mann, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Ich habe mir erlaubt, es zu verwenden.«
    1Q84 – Aomame formte das Wort in ihren Mund.
    »Es gibt nichts auf dieser Welt, das man auf ewig für sich behalten kann«, wiederholte der Leader mit ruhiger Stimme.

KAPITEL 12
    Tengo
    An den Fingern abzählen kann man sie nicht
    Tengo beeilte sich, vom Bahnhof nach Hause zu kommen, bevor es zu regnen anfing. Am Abendhimmel war noch immer keine Wolke zu sehen. Es sah weder nach Regen noch nach einem Gewitter aus. Er schaute sich um, aber es war auch niemand mit einem Regenschirm unterwegs. Es war ein milder Sommerabend, wie geschaffen für ein Baseballspiel und ein Bier vom Fass. Dennoch war er vorläufig geneigt, Fukaeris Worten Glauben zu schenken. Das war besser, als ihr nicht zu glauben, fand Tengo. Sich auf Erfahrung statt auf Logik zu verlassen.
    Als Tengo den Briefkasten aufschloss, fand er einen offiziell wirkenden Umschlag ohne Absender darin, den er auf der Stelle öffnete. Man benachrichtigte ihn, dass 1 627 534 Yen auf seinem Bankkonto eingegangen seien. Überwiesen hatte das Geld ein »Office ERI«, vielleicht diese Scheinfirma, die Komatsu gegründet hatte. Oder es stammte von Professor Ebisuno. Komatsu hatte irgendwann zu Tengo gesagt: »Er will dir zum Dank einen Anteil von den Erlösen aus der Puppe aus Luft zahlen.« Vielleicht war das dieser als Honorar für »Mitarbeit« oder »Recherche« getarnte »Anteil«. Nachdem Tengo sich noch einmal von der Höhe des Betrags überzeugt hatte, schob er die Benachrichtigung wieder in den Umschlag und steckte ihn in die Tasche.
    Eine Million und sechshunderttausend Yen waren für Tengo ziemlich viel Geld (eigentlich sogar die größte Summe, die er in seinem Leben jemals besessen hatte), aber er war weder überrascht, noch freute er sich besonders. Geld war im Augenblick für Tengo kein besonderes Problem. Er hatte ein relativ festes Einkommen und musste sich nicht sonderlich einschränken. Zukunftsangst hatte er zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht. Dennoch schienen ihm alle irgendwelches Geld aufdrängen zu wollen. Verkehrte Welt.
    Was die Überarbeitung des Textes anging, fand er, dass es sich für eine Million sechshunderttausend Yen kaum lohnte, sich in eine derart schwierige Lage zu begeben. Hätte man ihn jedoch gefragt, was denn ein angemessenes Honorar gewesen wäre, hätte er auch keine Antwort gewusst. Er wusste nicht einmal, ob es für solche Scherereien überhaupt einen angemessenen Preis gab. Sicher gab es vieles auf der Welt, dessen Wert sich nicht ermessen oder mit Geld bezahlen ließ. Da sich Die Puppe aus Luft weiter gut zu verkaufen schien, würden künftig vielleicht noch mehr Überweisungen erfolgen und dadurch immer mehr Probleme entstehen. Weitere Honorare würden das bestehende Ausmaß seiner Verstrickung nur noch weiter verstärken.
    Tengo nahm sich vor, die eine Million sechshunderttausend Yen sofort am nächsten Morgen an Komatsu zurückzuschicken. Damit konnte er eine gewisse Art von Verantwortung vermeiden. Zumindest hatte er dann schon einmal formal ein Honorar abgelehnt. Vielleicht würde ihn das erleichtern. Seiner moralischen Verantwortung hatte er

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