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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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morgen Abend um sechs Uhr im Restaurant Nakamura in Shinjuku. Ich reserviere einen ruhigen Tisch ziemlich weit hinten auf meinen Namen. Das geht auf Spesen, ihr könnt also essen und trinken, was ihr wollt. Und dabei unterhaltet ihr beide euch mal ausführlich.«
    »Das heißt, Sie sind gar nicht dabei, Herr Komatsu?«
    »Fukaeri hat es zur Bedingung gemacht, mit dir allein zu sprechen. Im Augenblick ist es doch unnötig, dass sie sich mit mir trifft.«
    Tengo schwieg.
    »Also dann«, sagte Komatsu in aufgeräumtem Ton, »mach deine Sache gut, mein Freund. Du bist groß gewachsen und sympathisch. Vor allem bist du als Yobiko-Lehrer den Umgang mit frühreifen Oberschülerinnen gewohnt. Du bist also viel geeigneter für so was als ich. Es wäre toll, wenn du sie überreden könntest, dir Vertrauen zu schenken. Ich warte auf gute Nachricht.«
    »Halt, warten Sie. War das nicht alles von Anfang an Ihre Idee? Ich habe Ihnen meine Entscheidung ja noch gar nicht mitgeteilt. Schon neulich habe ich gesagt, dass ich den Plan für zu riskant halte und nicht glaube, dass er sich so leicht durchführen lässt. Das wird doch garantiert ein Problem. Ich kann ein Mädchen, das ich noch nie gesehen habe, ja nicht überreden, wo ich mich selbst noch nicht entschieden habe, ob ich die Sache übernehme oder nicht.«
    Komatsu schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ach, Tengo, die Sache ist doch längst ins Rollen gekommen. Wir können den Zug jetzt nicht mehr anhalten und aussteigen. Ich bin fest entschlossen. Und du bist doch auch schon mehr als zur Hälfte entschlossen. Du und ich, wir sind eine Schicksalsgemeinschaft.«
    Tengo schüttelte den Kopf. Schicksalsgemeinschaft? Du meine Güte, wann hatte die Sache solche bombastischen Dimensionen angenommen?
    »Aber neulich haben Sie doch gesagt, ich könne mir Zeit lassen und in Ruhe nachdenken.«
    »Das war vor fünf Tagen. Was hast du dir in Ruhe überlegt?«
    Tengo fehlten die Worte. »Ich bin noch zu keinem Schluss gekommen«, sagte er ehrlich.
    »Aber du kannst dich doch trotzdem mit diesem Mädchen, mit Fukaeri, treffen und mit ihr reden, oder? Und anschließend dein Urteil fällen.«
    Tengo presste die Fingerkuppen gegen die Schläfe. Sein Verstand arbeitete noch immer schwerfällig. »Einverstanden. Ich treffe mich für alle Fälle mal mit Fukaeri. Morgen um sechs im Nakamura in Shinjuku. Ich werde ihr alles mit meinen Worten erklären. Mehr kann ich nicht versprechen. Erklären ja, aber überreden kommt nicht in Frage.«
    »Das genügt. Selbstverständlich.«
    »Was weiß sie über mich?«
    »Das Wichtigste habe ich ihr erzählt. Dass du neunundzwanzig oder dreißig Jahre alt bist, ledig und an einer Yobiko in Yoyogi als Mathematiklehrer arbeitest. Dass du kräftig gebaut bist und kein übler Kerl. Dass du nicht mit jungen Mädchen essen gehst. Bescheiden bist und einen gutmütigen Blick hast. Und dass mir deine Arbeiten ziemlich gut gefallen. Das war’s eigentlich so ungefähr.«
    Tengo seufzte. Er versuchte zu denken, bekam aber die Realität nicht zu fassen.
    »Also, Herr Komatsu, darf ich dann wieder zurück ins Bett? Es ist schon fast halb zwei. Ich würde gern noch etwas schlafen, bevor es hell wird. Ich habe morgen früh drei Stunden.«
    »Na, klar, gute Nacht«, sagte Komatsu. »Träum was Schönes.« Dann legte er auf.
    Tengo starrte einen Moment auf den Hörer in seiner Hand und legte ihn dann auf die Gabel. Liebend gern wäre er sofort wieder eingeschlafen und hätte etwas Schönes geträumt. Aber er wusste, dass das nicht so leicht sein würde, nachdem man ihn um diese Uhrzeit aus dem Schlaf gerissen hatte. Außerdem hatte ihn das Gespräch aufgewühlt. Alkohol war ein gutes Schlafmittel. Aber er hatte keine Lust auf Alkohol. Am Ende trank er ein Glas Wasser, setzte sich ins Bett, knipste das Licht an und begann zu lesen. Kurz vor Sonnenaufgang schlief er ein.
    Nach seinem Unterricht an der Yobiko fuhr Tengo mit der Bahn nach Shinjuku. Dort kaufte er in der Buchhandlung Kinokuniya ein paar Bücher und machte sich anschließend auf den Weg ins Nakamura. Als er am Eingang Komatsus Namen nannte, führte man ihn an einen ruhigen Tisch im hinteren Teil des Lokals. Fukaeri war noch nicht da. Er erwarte noch jemanden, erklärte Tengo dem Kellner. Möchten Sie schon etwas trinken?, fragte der Kellner. Nein, danke, erwiderte Tengo. Der Kellner brachte ihm Wasser und die Speisekarte und entfernte sich. Tengo schlug eines der Bücher auf, die er gerade gekauft hatte, und begann

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