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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Helden sehr eingehend. Wo das Buch keine Erklärung bereithielt – was meistens der Fall war –, dachte er sich etwas Passendes aus. Genauso, wie er es bei seiner Überarbeitung ihres Manuskripts getan hatte. Fukaeri schien völlig gefesselt von der Geschichte. Alle Schläfrigkeit war aus ihrem Blick verschwunden. Mitunter schloss sie die Augen, um sich Szenen aus der Stadt der Katzen vorzustellen. Doch sie schlug sie gleich wieder auf und drängte Tengo, weiterzuerzählen.
    Als er fertig war, starrte sie ihn eine Weile aus weit geöffneten Augen an. Ihre Pupillen waren erweitert wie die einer Katze im Dunkeln.
    »Sie waren in der Stadt der Katzen«, sagte sie fast herausfordernd.
    »Ich?«
    »Sie waren in Ihrer Stadt der Katzen. Und sind in den Zug gestiegen und zurückgekommen.«
    »Meinst du?«
    Fukaeri nickte, die Sommerdecke bis unter das Kinn gezogen.
    »Da magst du recht haben«, sagte Tengo. »Ich bin in die Stadt der Katzen gefahren und mit dem Zug zurückgekommen.«
    »Gab es eine Reinigung«, fragte sie.
    »Eine Reinigung?« Ach so, ob er eine innere Reinigung erfahren hatte. »Nein, noch nicht.«
    »Das muss aber sein.«
    »Wovon sollte ich mich denn reinigen?«
    Fukaeri antwortete nicht. »Es ist nicht gut, in die Stadt der Katzen zu fahren und sich nicht zu verändern.«
    Ein gewaltiger Donnerschlag zerriss die Luft. Das Krachen war immer heftiger geworden. Fukaeri duckte sich unter die Bettdecke.
    »Kommen Sie, und nehmen Sie mich in den Arm«, sagte Fukaeri. »Wir müssen zusammen in die Stadt der Katzen fahren.«
    »Warum?«
    »Vielleicht entdecken die Little People den Eingang.«
    »Weil ich nicht gereinigt bin?«
    »Weil wir beide eins sind.«

KAPITEL 13
    Aomame
    Ohne deine Liebe
    »1Q84«, sagte Aomame. »Das Jahr, in dem ich jetzt lebe und das wir 1Q84 nennen, ist also nicht das wirkliche Jahr 1984?«
    »Die Frage nach der Wirklichkeit ist eine sehr schwierige«, sagte der Mann, den seine Anhänger »Leader« nannten. Er lag noch immer auf dem Bauch. »Im Grunde ist sie metaphysischer Natur. Trotz allem besteht kein Zweifel daran, dass wir uns hier in der wirklichen Welt befinden. Der Schmerz, den wir hier fühlen, ist echter Schmerz. Der Tod, der uns ereilt, ein echter Tod. Das Blut, das fließt, echtes Blut. Diese Welt ist weder eine Imitation, noch ist sie fiktiv oder metaphysisch. Das kann ich dir garantieren. Aber das Jahr 1984, wie du es kennst, ist sie nicht.«
    »Ist sie so etwas wie eine Parallelwelt?«
    Der Mann lachte, und seine Schultern bebten leicht. »Du hast offenbar zu viele Science-Fiction-Romane gelesen. Nein, es handelt sich hier keineswegs um eine Parallelwelt oder etwas Ähnliches. Dort ist das Jahr 1984, und hier haben wir die Abzweigung, das Jahr 1Q84. Eine parallele Entwicklung findet nicht statt. 1984 existiert für uns einfach nicht mehr. Für dich und auch für mich gibt es keine andere Zeit als das Jahr 1Q84.«
    »Wir sind also völlig in diese Zeit eingedrungen .«
    »Genau. Beziehungsweise sie in uns. Wir befinden uns ganz und gar in ihr. Und soweit ich es verstehe, öffnet sich die Tür nur in eine Richtung. Einen Weg zurück gibt es nicht.«
    »Es ist passiert, als ich diese Fluchttreppe an der Stadtautobahn hinuntergestiegen bin, oder?«
    »Was für eine Stadtautobahn?«
    »In der Gegend von Sangenjaya«, sagte Aomame.
    »Der Ort spielt keine Rolle«, sagte der Mann. »Bei dir war es eben Sangenjaya. Aber auf den konkreten Ort kommt es nicht an. Hier geht es letzten Endes um die Zeit. An einem gewissen Punkt einer zeitlichen Schiene wurde eine Weiche umgestellt, so könnte man sagen, und die Welt wurde auf das Gleis des Jahres 1Q84 verschoben.«
    Aomame sah vor sich, wie ein paar Little People mit vereinten Kräften an einer Stellvorrichtung zogen. Mitten in der Nacht im bleichen Mondlicht.
    »Und im Jahr 1Q84 stehen zwei Monde am Himmel, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Genau. Zwei Monde. Sie sind das Zeichen , dass die Weiche umgestellt wurde. Daran kann man die beiden Welten unterscheiden. Doch nicht alle Menschen können die beiden Monde sehen. Eigentlich bemerkt sie kaum jemand. Mit anderen Worten, die Zahl der Menschen, die wissen, dass wir uns im Jahr 1Q84 befinden, ist begrenzt.«
    »Die meisten Menschen auf der Welt haben gar nicht gemerkt, dass die Zeit umgestellt wurde?«
    »So ist es. Für die Mehrheit ist die Welt unverändert, sie ist wie immer . Wenn ich sage, ›dies ist die wirkliche Welt‹, meine ich es vor allem in diesem Sinn.«
    »Es wurde

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