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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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ihr was geredet?«
    Fukaeri schüttelte nur leicht den Kopf. Nein, sie hatten kaum miteinander gesprochen.
    Tengo konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Komatsu redete in seinem üblichen schwindelerregenden Tempo, was ihm gerade einfiel – oder auch nicht einfiel –, und Fukaeri machte den Mund kaum auf. Und hörte gar nicht richtig hin, was Komatsu jedoch nicht im Mindesten störte. Hätte man Tengo aufgefordert, ein konkretes Beispiel für zwei hoffnungslos unvereinbare Charaktere zu nennen, er hätte die beiden genannt.
    »Ich habe Komatsu lange nicht gesehen«, sagte er. »Er hat sich auch nicht gemeldet. Wahrscheinlich hatte er in letzter Zeit durch diese Bestsellergeschichte viel um die Ohren. Aber allmählich wird es Zeit, ernsthaft über ein paar Probleme zu sprechen. Besonders, wo du jetzt auch hier bist. Eine gute Gelegenheit. Wollen wir uns nicht mal zusammensetzen?«
    »Zu dritt.«
    »Ja, das könnte die Sache ungemein abkürzen.«
    Fukaeri überlegte einen Moment. Oder malte sich etwas aus. »In Ordnung«, sagte sie dann. »Wenn es geht.«
    Wenn es geht, wiederholte Tengo bei sich. Die Worte hatten einen prophetischen Klang.
    »Du denkst, es klappt vielleicht nicht?«, fragte er unsicher.
    Fukaeri antwortete nicht.
    »Wenn es geht, treffen wir uns mit ihm. Wenn nicht, können wir auch nichts machen.«
    »Und wenn?«
    »Was wir machen, wenn wir uns mit ihm treffen?«, wiederholte Tengo ihre Frage. »Zuerst gebe ich ihm das Geld zurück. Vor kurzem wurde mir als Honorar für die Überarbeitung deines Manuskripts eine ziemlich große Summe überwiesen. Aber ich will das Geld nicht. Nicht, dass ich die Arbeit bereue. Sie hat mich inspiriert und auf einen guten Weg geführt. Es mag vielleicht überheblich klingen, aber ich finde das Buch sehr gelungen. Es hat einen Wert und verkauft sich gut. An sich finde ich nicht, dass es ein Fehler war, diese Aufgabe zu übernehmen. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass eine solche Sensation daraus wird. Natürlich übernehme ich für das, was ich gemacht habe, die Verantwortung. Aber Geld will ich keins dafür.«
    Fukaeri machte eine kleine Bewegung, wahrscheinlich war es ein leichtes Schulterzucken.
    »Da hast du auch wieder recht«, sagte Tengo. »Ob ich es annehme oder nicht, ändert vermutlich rein gar nichts an der Sachlage. Dennoch möchte ich meinen Standpunkt verdeutlichen.«
    »Gegenüber wem.«
    »Hauptsächlich gegenüber mir selbst«, sagte Tengo und senkte ein wenig die Stimme.
    Fukaeri nahm den Deckel des Marmeladenglases in die Hand und musterte ihn wie eine große Rarität.
    »Vielleicht ist es dazu auch schon zu spät.«
    Fukaeri äußerte sich nicht.
    Wenig später rief Tengo in Komatsus Büro an (da er dort vormittags am besten zu erreichen war). Eine Sekretärin teilte ihm mit, Herr Komatsu habe sich einige Tage freigenommen. Mehr wusste sie nicht. Oder hatte nicht die Absicht, Tengo einzuweihen. Er bat sie, ihn mit einem jüngeren Redakteur zu verbinden, den er vom Sehen kannte. Tengo hatte für die Monatszeitschrift, für die der Mann zuständig war, ein paar kurze Kolumnen geschrieben. Unter Pseudonym. Außerdem hatte er einige Semester über Tengo an der gleichen Universität studiert und war ihm deshalb wohlgesinnt.
    »Herr Komatsu hat schon seit einer Woche Urlaub«, sagte er. »Er hat am dritten Tag angerufen und gesagt, er fühle sich nicht wohl und würde sich eine Weile freinehmen. Seither war er nicht im Büro. Die Leute in der Verlagsabteilung sind ziemlich ratlos, weil er die Zuständigkeit für Die Puppe aus Luft ganz für sich beansprucht hat und deshalb als Einziger Bescheid weiß. Eigentlich ist ja die Zeitschrift sein Ressort, aber darum kümmert er sich überhaupt nicht mehr. Er schottet sich ab und lässt keinen anderen an seinen Bestseller ran. Und jetzt, wo er nicht da ist, stehen alle auf dem Schlauch. Aber wenn es ihm nicht gutgeht, ist eben nichts zu machen.«
    »Was hat er denn?«
    »Ich weiß nicht. Er hat nur gesagt, es gehe ihm nicht gut, und dann aufgelegt. Seither hat er sich nicht mehr gemeldet. Einmal habe ich noch angerufen, um etwas zu fragen, aber er hat nicht abgehoben. Nur der Anrufbeantworter ist angesprungen. Er fühlt sich wohl ziemlich schwach.«
    »Hat er keine Familie?«
    »Er lebt allein. Er war verheiratet und hat ein Kind, ist aber wohl schon lange geschieden. Zumindest geht so das Gerücht, er erzählt ja nie was. Genaueres weiß ich nicht.«
    »Auf alle Fälle ist es seltsam, dass er sich eine

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