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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Woche freinimmt und sich nur einmal meldet.«
    »Andererseits ist er auch kein Mensch, bei dem man normale Maßstäbe anlegen kann, oder?«
    Den Hörer in der Hand, überlegte Tengo. »Ja, bei ihm weiß man wirklich oft nicht, woran man ist. Er pfeift auf gesellschaftliche Konventionen und ist auch etwas egozentrisch. Aber soweit ich weiß, war er, was seine Arbeit angeht, nie unzuverlässig. Es ist völlig ausgeschlossen, dass er jetzt, wo Die Puppe aus Luft sich so gut verkauft, alles im Stich lässt und sich einfach nicht mehr im Verlag meldet. Egal, wie schlecht er sich fühlt. So ist er nicht.«
    »Stimmt auch wieder«, pflichtete ihm der andere bei. »Am besten, es geht mal jemand bei ihm vorbei und sieht nach. Es gab ja auch dieses Durcheinander wegen Fukaeris Verschwinden und den Vorreitern, und wir wissen noch immer nicht, wo sie ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es da einen Zusammenhang gibt. Was, wenn Komatsu seine Krankheit nur vorschützt und Fukaeri irgendwo versteckt hält? Könnte das nicht sein?«
    Tengo schwieg. Er konnte ja schlecht sagen, dass Fukaeri vor ihm saß und sich mit einem Wattestäbchen die Ohren reinigte.
    »Abgesehen davon ist das mit dem Buch auch ziemlich undurchsichtig. Dass es sich verkauft, ist gut, aber so richtig leuchtet mir die ganze Sache nicht ein. Und da bin ich nicht der Einzige. Viele im Verlag empfinden so … Was wolltest du übrigens von Komatsu?«
    »Ach, nichts Besonderes. Ich habe schon länger nichts von ihm gehört und mich gefragt, was los ist.«
    »Er hatte jetzt immer sehr viel zu tun und stand sicher ziemlich unter Stress. Jedenfalls ist Die Puppe aus Luft der größte Bestseller, den der Verlag je hatte. Ich freue mich schon auf den diesjährigen Bonus. Hast du es gelesen?«
    »Natürlich, ich lese doch die Manuskripte.«
    »Stimmt, du liest ja Probe.«
    »Die Geschichte ist ganz gut geschrieben und spannend.«
    »Ja, sie ist inhaltlich wirklich gut. Allein deshalb lohnt es sich, sie zu lesen.«
    Tengo hörte einen Vorbehalt aus seinem Tonfall heraus. »Aber etwas missfällt dir?«
    »Es hat etwas mit meiner Intuition als Lektor zu tun. Das Buch ist wirklich sehr gut. Sogar ein wenig zu gut . Für eine siebzehnjährige Debütantin. Und jetzt ist sie auch noch verschwunden. Und der zuständige Redakteur ist auch nicht zu erreichen. Aber das Buch nimmt quasi wie ein Geisterschiff ohne Besatzung mit günstigem Wind direkten Kurs auf die Bestsellerlisten.«
    Tengo murmelte etwas Unverbindliches.
    »Die Geschichte ist unheimlich, mysteriös und außerdem zu gut«, fuhr der andere fort. »Unter uns gesagt, im Verlag wird schon gemunkelt, dass Komatsu sie vielleicht bearbeitet hat. Über das zulässige Maß hinaus, versteht sich. Schwer zu glauben, aber wenn das stimmt, sitzen wir auf einer Zeitbombe.«
    »Oder es ist doch alles nur ein Zusammentreffen glücklicher Umstände.«
    »Selbst wenn, auch so was hält nicht ewig an.«
    Tengo bedankte sich und beendete das Gespräch.
    »Herr Komatsu war seit einer Woche weder im Verlag, noch hat er sich dort gemeldet«, sagte Tengo zu Fukaeri, nachdem er aufgelegt hatte.
    Fukaeri schwieg.
    »Anscheinend verschwinden allmählich alle Leute aus meinem Umfeld«, sagte Tengo.
    Fukaeri sagte noch immer nichts.
    Plötzlich fiel Tengo ein, dass jeden Tag vierzig Millionen Hautzellen abstarben. Sie fielen ab, verwandelten sich in unsichtbaren Staub und verschwanden im Raum. Vielleicht sind wir Menschen für die Welt auch nichts anderes als Hautzellen, dachte er. So gesehen war es nicht verwunderlich, dass jemand eines Tages plötzlich verschwand.
    »Vielleicht bin ich als Nächster an der Reihe«, sagte er.
    Fukaeri schüttelte entschieden den Kopf. »Sie gehen nicht verloren.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Sie die Reinigung gemacht haben.«
    Tengo überlegte einige Sekunden, kam aber natürlich zu keinem Schluss. Er wusste von vorneherein, dass alles Grübeln sinnlos war. Dennoch konnte er nicht anders, als zumindest einen Versuch zu machen.
    »Jedenfalls können wir uns jetzt nicht mit Komatsu treffen«, sagte Tengo. »Das Geld kann ich ihm auch nicht zurückgeben.«
    »Das Geld ist nicht das Problem«, sagte Fukaeri.
    »Was ist dann das Problem?«, fragte Tengo.
    Natürlich erhielt er keine Antwort.
    Tengo beschloss, nach Aomame zu suchen, wie er es sich in der vergangenen Nacht vorgenommen hatte. Wenn er einen Tag lang konzentriert daran arbeitete, müsste es ihm möglich sein, eine Spur zu finden. Doch als er sich

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