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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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bescheuerten Raum ohne Fenster. Das würde doch jeder bizarr finden, oder nicht? Und dann noch diese Langeweile, die einen fast wahnsinnig macht.«
    Aufgewühlt starrte Komatsu einen Moment auf die brennende Zigarette zwischen seinen Fingern. Dann schnippte er die Asche in den Aschenbecher. »Bestimmt wollten sie mich zermürben, indem sie mich drei Tage lang allein und ohne etwas zu tun in dem Zimmer schmoren ließen. Das ist ihnen auch prima gelungen. Die kennen sich damit aus, wie man jemanden nervlich fertigmacht. Am vierten Tag – das heißt, nach dem vierten Frühstück – kamen zwei Männer. Ich glaube, es waren die, die mich entführt hatten. Weil alles so plötzlich kam, hatte ich ihre Gesichter gar nicht registriert. Aber als ich sie dann sah, dämmerte es mir allmählich. Die beiden hatten mich in einen Wagen gezerrt, mir fast die Arme ausgekugelt und mir einen mit irgendeiner Chemie getränkten Lappen ins Gesicht gedrückt. All das spielte sich in wenigen Augenblicken ab. Gesprochen haben sie kein Wort.«
    Bei der Erinnerung verzog Komatsu das Gesicht.
    »Der eine war nicht besonders groß und ziemlich kräftig gebaut. Sein Kopf war rasiert, er war sonnengebräunt und hatte vorstehende Wangenknochen. Der andere war ein Langer mit einem schmalen Gesicht. Die Haare hatte er hinten zusammengebunden. Irgendwie erinnerten sie mich an Dick und Doof. Aber ich erkannte auf den ersten Blick, dass sie ziemlich gefährlich waren. Typen, die vor nichts zurückschrecken, wenn es drauf ankommt. An sich war ihr Verhalten sehr ruhig, wirkte aber deshalb umso bedrohlicher. Ihre Augen waren beängstigend kalt. Beide trugen schwarze Baumwollhosen und kurzärmlige weiße Hemden. Altersmäßig würde ich sie auf Mitte oder Ende zwanzig schätzen. Der Kahle schien der Ältere zu sein. Keiner von beiden trug eine Uhr.«
    Wortlos wartete Tengo, dass Komatsu weitererzählte.
    »Der Kahlkopf hatte offenbar das Sagen. Der Lange mit dem Pferdeschwanz stand nur an der Tür, als habe er einen Stock verschluckt, und sagte keinen Ton. Er schien das Gespräch zwischen mir und dem Glatzkopf zu verfolgen, aber vielleicht hörte er auch gar nicht zu. Der Glatzkopf setzte sich also auf einen Metallstuhl, den er mitgebracht hatte. Ich saß, weil es keinen weiteren Stuhl gab, auf dem Bett. Das Gesicht des Mannes war völlig ausdruckslos. Natürlich bewegte er beim Sprechen den Mund, aber der Rest blieb absolut reglos. Wie die Puppe eines Bauchredners.«
     
    Als Erstes stellte der Kahle Komatsu folgende Frage: »Haben Sie eine Vermutung, warum Sie hierhergebracht wurden, wer wir sind und wo Sie sich hier befinden?«
    Komatsu antwortete, er habe keine Ahnung.
    Der Kahlkopf musterte ihn eine Weile mit Augen, denen jede Tiefe fehlte. »Wenn Sie nun aber unbedingt eine Vermutung äußern müssten, welche wäre das?«, fragte er. Seine Ausdrucksweise war höflich, doch sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. Seine Stimme klang unendlich hart und kalt, wie ein Lineal aus Metall, das lange in einem Kühlschrank gelegen hatte.
    Nach einigem Zögern antwortete Komatsu, er könne sich – wenn er denn also unbedingt eine Vermutung äußern müsse – vorstellen, dass es etwas mit Die Puppe aus Luft zu tun habe. Demnach wären die beiden wahrscheinlich Mitglieder der Vorreiter, und sie befänden sich hier auf dem Gelände dieser Gemeinschaft. Natürlich seien dies rein hypothetische Annahmen.
    Weder bestätigte noch verneinte der Kahlkopf, was Komatsu gesagt hatte. Stattdessen blickte er ihm nur wortlos ins Gesicht. Auch Komatsu schwieg.
    »Dann wollen wir uns mal auf der Grundlage Ihrer Hypothese unterhalten«, setzte der Kahle ruhig an. »Das, worüber wir jetzt sprechen, sind letztlich Folgerungen, die sich aus Ihrer Hypothese ergeben. Also einmal angenommen, Sie hätten recht, ja?«
    »Einverstanden«, sagte Komatsu. Offenbar bemühten sie sich, alles weitmöglichst zu verschleiern. Kein schlechtes Zeichen. Hätten sie nicht die Absicht gehabt, ihn lebend davonkommen zu lassen, hätten sie auch nicht solche Umstände zu machen brauchen.
    »Sie waren als Redakteur für die Veröffentlichung des Romans Die Puppe aus Luft von Eriko Fukada zuständig. Das ist doch richtig?«
    Das sei es, gab Komatsu zu. Eine allgemein bekannte Tatsache.
    »Nach allem, was wir wissen, ist es bei der Vergabe des Debütpreises der Zeitschrift für Literatur und Kunst an Die Puppe aus Luft zu gewissen Unregelmäßigkeiten gekommen. Auf Ihre Anweisung gelangte das

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