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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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verbrannte man ihn darin. Als Tengo seinen Vater jetzt so sah, konnte auch er sich kein anderes Totenhemd für ihn vorstellen. Auch die gefallenen Krieger in Wagners Opern wurden schließlich in vollem Harnisch dem Feuer überantwortet.
    Der Sarg wurde am Dienstagmorgen in Anwesenheit von Tengo und Kumi Adachi geschlossen und zugenagelt. Anschließend lud man ihn in den Leichenwagen. »Leichenwagen« war eigentlich übertrieben, es handelte sich um den gleichen, nüchternen Toyota Kombi, der den Toten bereits vom Krankenhaus zum Bestattungsunternehmen transportiert hatte. Wahrscheinlich war das die billigste Möglichkeit. Er hatte nichts Feierliches an sich, und Musik aus der Götterdämmerung ertönte auch nicht. Aber Tengo sah keinen Grund, Einwände gegen den Wagen zu erheben, und auch Kumi Adachi schien sich nicht daran zu stören. Es ging ja mehr oder weniger nur darum, den Sarg zu transportieren. Das Entscheidende war, dass ein Mensch die irdische Welt hinter sich ließ und die Hinterbliebenen sich damit abfinden mussten. Die beiden nahmen ein Taxi und folgten dem Kombi.
    Das Krematorium lag etwas von der Küstenstraße entfernt in den Bergen. Das Gebäude war vergleichsweise neu und absolut unpersönlich. Es hatte eher Ähnlichkeit mit einer Fabrik oder einer Behörde als mit einem Krematorium. Dass es sich um eine Einrichtung zu diesem besonderen Zweck handelte, erkannte man allein an dem besonders schön und sorgfältig angelegten Garten und dem hohen, imposant in den Himmel ragenden Schornstein. An diesem Tag schien kein großer Betrieb zu herrschen, und der Sarg wurde ohne jede Wartezeit zum Verbrennungsofen gebracht. Er glitt langsam hinein, und eine schwere Klappe schloss sich wie die Luke eines U-Boots. Nachdem der weißbehandschuhte Angestellte sich vor Tengo verbeugt hatte, schaltete er den Ofen ein. Kumi Adachi wandte sich mit gefalteten Händen der geschlossenen Klappe zu, und Tengo tat es ihr gleich.
    Die eine Stunde, die die Verbrennung in Anspruch nahm, verbrachten sie im Warteraum des Gebäudes. Kumi Adachi zog zwei Dosen heißen Kaffee aus dem Automaten. Die beiden setzten sich nebeneinander auf eine Bank vor eines der großen Fenster und tranken schweigend. Im Freien erstreckte sich ein winterlich welker Rasen. Zwei schwarze Vögel saßen in den Ästen eines kahlen Baums. Tengo wusste nicht, welcher Art sie angehörten. Sie hatten lange Schwänze, die sie bei jedem Ruf aufstellten, und für ihre Größe sehr laute, schrille Stimmen. Über dem Baum breitete sich wolkenlos blau der Winterhimmel aus. Kumi Adachi trug ein kurzes schwarzes Kleid unter ihrem cremefarbenen Dufflecoat. Tengo hatte sich für einen schwarzen Pullover mit rundem Ausschnitt, ein dickes graues Jackett mit Fischgratmuster und dunkelbraune Loafer entschieden. Etwas Förmlicheres besaß er nicht.
    »Mein Vater wurde auch hier verbrannt«, sagte Kumi Adachi. »Sämtliche Trauergäste haben gequalmt wie die Schlote, und eine dicke Rauchwolke hing unter der Decke. Na ja, alle seine Freunde waren schließlich Fischer.«
    Tengo stellte sich die Szene vor. Eine Schar wettergegerbter Männer gaben, in ungewohnte dunkle Anzüge gezwängt, ihrem an Lungenkrebs verstorbenen Kollegen das letzte Geleit, während sie unentwegt rauchten. Doch heute saßen nur Kumi Adachi und er in dem Warteraum. Es herrschte Stille, die nur durch vereinzelte schrille Vogelrufe aus dem Baum durchbrochen wurde. Weder Musik noch menschliche Stimmen ertönten. Heiteres Sonnenlicht ergoss sich auf die Erde, drang durch die Scheibe in den Raum und bildete einen stummen Sonnenfleck zu Füßen der beiden Wartenden. Träge wie ein Strom, der sich seiner Mündung nähert, floss die Zeit dahin.
    »Danke, dass du mitgekommen bist«, sagte Tengo, nachdem sie lange geschwiegen hatten.
    Kumi Adachi legte ihre Hand auf Tengos. »Allein ist so was schwer. Es ist besser, wenn jemand mitkommt.«
    »Wahrscheinlich«, gab Tengo zu.
    »Es ist immer schlimm, wenn ein Mensch stirbt, ganz gleich unter welchen Umständen. Denn dann tut sich in der Welt ein großes Loch auf, und wir müssen dem Toten Respekt erweisen. Sonst geht das Loch nicht wieder zu.«
    Tengo nickte.
    »Man darf das Loch nicht offen lassen«, sagte Kumi Adachi. »Jemand könnte hineinfallen.«
    »Aber in manchen Fällen haben die Verstorbenen ein Geheimnis«, sagte Tengo. »Und wenn das Loch einmal geschlossen ist, bleibt es für immer ungelüftet.«
    »Ich glaube, das muss so sein.«
    »Warum?«
    »Wenn ein

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