Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
Vom Netzwerk:
Ushikawa wollten, waren Antworten auf zwei Fragen:
    1. Wer hatte die Ermordung des Leaders geplant?
    2. Wo war Aomame?
    Die anfänglichen Nachforschungen über Aomame hatte ebenfalls Ushikawa angestellt. Er verfügte über Routine, denn er hatte schon früher ähnliche Erkundigungen eingezogen. Damals war er zu dem Schluss gelangt, dass Aomame sauber war. Er hatte nirgendwo etwas Verdächtiges entdeckt und dies der Sekte berichtet. Daraufhin war Aomame in die Suite im Hotel Okura bestellt worden und hatte ihr Muskelstretching durchgeführt. Als sie wieder ging, war der Leader tot. Sie selbst verschwand spurlos. Wie Rauch, vom Winde verweht. Aufgrund dessen hegte die Sekte nun, gelinde ausgedrückt, starke Vorbehalte gegen Ushikawa. Man vermutete, er sei nicht gründlich genug vorgegangen.
    Doch in Wahrheit waren seine Recherchen wie immer lückenlos gewesen. Er hatte es dem Kahlen bereits gesagt: Er, Ushikawa, schlampte nicht bei seiner Arbeit. Dass er die Aufzeichnungen der Telefonate nicht vorher überprüft hatte, war sicherlich ein Versäumnis, aber unter derart eindeutigen Umständen ging er im Allgemeinen nie so weit. Zumal sich im Laufe seiner Nachforschungen nicht ein einziger Verdachtsmoment ergeben hatte.
    Jedenfalls durfte Ushikawa nicht zulassen, dass dieser schlechte Eindruck an ihm hängenblieb. An der Bezahlung war nichts auszusetzen, vor allem aber war mit den Vorreitern nicht zu spaßen. Allein durch sein Wissen, dass sie den Leichnam des Leaders heimlich beseitigt hatten, war er bereits zu einer Gefahr für sie geworden. Er musste beweisen, dass er ein fähiger, nützlicher Mensch war, indem er die Sache in den Griff bekam. Er hatte keinen konkreten Beweis, dass die alte Dame in Azabu an der Ermordung des Leaders beteiligt war. Im Augenblick gehörte all das noch ins Reich der Spekulation, aber sein Instinkt sagte ihm, dass sich in der von prächtigen Weiden umgebenen Villa ein tiefes Geheimnis verbarg. Er musste die Wahrheit herausfinden, doch das war keine leichte Aufgabe. Seine Gegner waren wachsam und hatten zweifellos die Hilfe von Profis. Ob es Yakuza waren?
    Vielleicht. Im Geschäftsleben, ganz besonders in der Immobilienbranche, hatten häufig Yakuza ihre Finger im Spiel. Man überließ ihnen gern die Drecksarbeit. Es war nicht völlig ausgeschlossen, dass die alte Dame ihre Dienste in Anspruch nahm. Allerdings bezweifelte Ushikawa das. Sie kam aus zu gutem Hause, um sich mit solchem Gesindel abzugeben. Und ausgerechnet, um Opfer häuslicher Gewalt zu schützen. Nein, wahrscheinlich hatte sie sich einen eigenen Sicherheitsapparat aufgebaut. Ein raffiniertes, privates System. Und dieses System konnte, wenn nötig, auch gewaltsame Züge annehmen. Das kostete sicher einiges, aber Geld hatte sie ja genug.
    Wenn Ushikawa richtig vermutete, hatte Aomame die Unterstützung der alten Dame und hielt sich jetzt in einem fernen Versteck auf. Bestimmt hatte man ihre Spuren sorgfältig getilgt, und sie hatte eine neue Identität erhalten. Eventuell hatte sie sogar ihr Äußeres verändert. In diesem Fall wäre es für Ushikawa nahezu unmöglich, ihr durch detaillierte Nachforschungen zu ihrer Person auf die Spur zu kommen. Vorläufig blieb ihm also nichts anderes übrig, als an der alten Dame in Azabu dranzubleiben. Vielleicht würde er irgendeinen Riss in dem Gefüge entdecken, und es würde ihm gelingen, Aomames Witterung aufzunehmen. Vielleicht auch nicht. Aber sein unfehlbarer Instinkt und seine Zähigkeit, wenn er sich einmal in etwas verbissen hatte, waren Ushikawas Stärken. Tatsächlich fragte er sich, ob er sonst noch irgendwelche nennenswerten Eigenschaften besaß. Welcher anderen Fähigkeit konnte er sich wohl rühmen? Keiner einzigen, gab er sich selbst überzeugt zur Antwort.

Kapitel 5
    Aomame
    Wir kriegen Sie
    Eingesperrt zu sein und ein eintöniges, einsames Leben zu führen bedeutete keine besondere Härte für Aomame. Gegen halb sieben Uhr morgens stand sie auf und nahm ein kleines Frühstück zu sich. Etwa eine Stunde lang wusch und bügelte sie und putzte die Böden. Am späteren Vormittag trainierte sie anderthalb Stunden lang intensiv an den Geräten, die Tamaru ihr hatte bringen lassen. Als professionelle Trainerin wusste sie genau, welche Muskeln jeden Tag wie stark beansprucht werden sollten, welche Gewichte sinnvoll waren und wann es zu viel wurde.
    Mittags nahm sie hauptsächlich Salat und Obst zu sich. Am Nachmittag setzte sie sich aufs Sofa, um zu lesen. Anschließend machte

Weitere Kostenlose Bücher