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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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hinweg. Komatsu war selbstsüchtig, unkooperativ und arrogant, aber sehr tüchtig in seinem Beruf. Und so leicht konnte man einen Mann, der dem Verlag zu einem Bestseller wie Die Puppe aus Luft verholfen hatte, nicht feuern.
    Wie Tengo es erwartet hatte, war Komatsu eines Tages mir nichts, dir nichts wieder im Verlag aufgetaucht und hatte, ohne eine Erklärung abzugeben oder sich bei jemandem zu entschuldigen, die Arbeit wieder aufgenommen. Ein Lektor, mit dem Tengo bekannt war, hatte ihn bei einem dienstlichen Telefonat davon unterrichtet.
    »Geht es Herrn Komatsu gesundheitlich wieder besser?«, hatte Tengo gefragt.
    »Ja, er wirkt recht munter«, sagte der Lektor. »Aber er scheint nicht mehr so gesprächig zu sein wie früher.«
    »Wirklich?«, fragte Tengo einigermaßen überrascht.
    »Man könnte ihn beinahe wortkarg nennen.«
    »War er tatsächlich krank?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Lektor desinteressiert. »Zumindest hat er es gesagt. Also muss man ihm wohl glauben. Na ja, jedenfalls ist er wieder da und hat alles, was sich angesammelt hatte, prompt erledigt. Als er nicht da war, hatte ich wegen Die Puppe aus Luft alles Mögliche um die Ohren. War ganz schön anstrengend.«
    »Wo wir gerade davon sprechen, was ist eigentlich aus Fukaeri geworden? Gibt es da Neuigkeiten?«
    »Nein, alles beim Alten. Sie ist noch immer verschwunden. Alle sind ratlos.«
    »Ich habe in letzter Zeit auch gar nichts darüber gelesen.«
    »Anscheinend haben die Medien sich von dem Fall zurückgezogen oder sind absichtlich auf Distanz gegangen. Die Polizei unternimmt auch nichts Augenfälliges. Nach Einzelheiten müsstest du Komatsu fragen. Allerdings hat seine Mitteilsamkeit, wie schon gesagt, neuerdings erheblich nachgelassen. Sein Selbstbewusstsein ist nur noch ein Schatten dessen, was es einmal war. Er wirkt in sich gekehrt und geistesabwesend. Mitunter ist es, als würde er die Leute um sich herum einfach vergessen. Dann benimmt er sich, als würde er allein in einer Höhle sitzen.«
    »In sich gekehrt«, sagte Tengo.
    »Du wirst es selbst merken, wenn du mit ihm sprichst.«
    Tengo bedankte sich und legte auf.
     
    Einige Tage später gegen Abend rief Tengo wieder im Verlag an. Diesmal erreichte er Komatsu. Er wirkte tatsächlich verändert. Normalerweise hätte er einen ununterbrochenen Redeschwall über Tengo ergossen, doch nun bekam er die Zähne kaum auseinander und schien mit seinen Gedanken ständig woanders zu sein. Vielleicht bedrückt ihn etwas, dachte Tengo. Offenbar war er nicht mehr der alte, abgebrühte Komatsu. Wenn er ein Problem hatte, wäre es eigentlich eher sein Stil gewesen, sich nichts anmerken zu lassen und weiterzumachen wie zuvor.
    »Geht es Ihnen wieder besser?«, fragte Tengo.
    »Wie, besser?«
    »Sie waren doch krank und hatten sich ziemlich lange freigenommen?«
    »Ach so, das«, sagte Komatsu, als würde er sich jetzt erst erinnern. Kurzes Schweigen. »Ja, danke der Nachfrage. Wir werden irgendwann in Bälde darüber sprechen.«
    Irgendwann in Bälde, dachte Tengo. Seltsam, wie Komatsu auf einmal redete. Es fehlte so etwas wie ein Sinn für Perspektive. Was er sagte, klang irgendwie flach und ungreifbar.
    Diesmal beendete Tengo in einem passenden Moment von sich aus das Gespräch. Er hatte gar nicht gewagt, von Fukaeri und der Puppe aus Luft anzufangen. In Komatsus Tonfall schwang etwas mit, das es ihm ratsam erscheinen ließ, diese Themen zu meiden. Was war nur los? War es jemals vorgekommen, dass Komatsu nichts zu sagen hatte?
     
    Bei diesem Telefonat Ende September hatte Tengo das letzte Mal mit Komatsu gesprochen. Seither waren über zwei Monate vergangen. Komatsu war ein Mann, der gern und ausgiebig telefonierte. Nicht wahllos natürlich, aber er hatte die Neigung, seine Gedanken zu ordnen, indem er sich ausführlich zu dem äußerte, was ihm durch den Kopf ging. Und Tengo erfüllte dabei für ihn eine ähnliche Aufgabe wie eine Schlagwand beim Tennis. Wenn ihm gerade danach war, rief er Tengo an, auch wenn es nichts zu besprechen gab. Zu den unmöglichsten Uhrzeiten. Dann wieder meldete er sich lange gar nicht. Aber dass er zwei Monate lang nichts von sich hören ließ, war ungewöhnlich.
    Vielleicht hatte er zurzeit keine Lust zu reden. Irgendwann ging das jedem einmal so. Wahrscheinlich sogar Komatsu. Außerdem gab es nichts, worüber er dringend mit Komatsu hätte sprechen müssen. Die Verkäufe von Die Puppe aus Luft waren rückläufig, das Buch war kaum noch im Gespräch, und

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