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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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einfach nicht viel Lust auf Fleisch. Doch als die Schwester davon sprach, bekam er seit längerem einmal wieder Appetit darauf. Vielleicht brauchte sein Körper es ja wirklich.
    »Wir gehen heute Abend alle in ein Grillrestaurant. Kommen Sie doch mit.«
    »Alle?«
    »Ja, wir gehen zu dritt. Wir treffen uns um halb sieben. Na, wie wär’s?«
    Schwester Omura, die sich immer den Kuli ins Haar steckte und Kinder hatte, und die zierliche junge Schwester Adachi waren auch mit von der Partie. Die drei Kolleginnen schienen sich recht gut zu verstehen. Tengo überlegte. Einerseits wollte er seinen Rhythmus ungern durcheinanderbringen, andererseits fiel ihm aber auch keine geeignete Ausrede ein. Dass Tengo hier über genügend Zeit verfügte, war allgemein bekannt.
    »Wenn ich nicht störe«, sagte er.
    »Natürlich stören Sie nicht«, sagte Schwester Tamura. »Außerdem würde ich nie nur aus Höflichkeit jemanden hinzubitten, der stört. Also zieren Sie sich nicht und kommen Sie mit. Mitunter ist es gar nicht schlecht, einen gesunden, jungen Mann dabeizuhaben.«
    »Gesund bin ich ja zumindest«, sagte Tengo etwas unsicher.
    »Ja, das ist das Wichtigste«, erklärte die Schwester aus beruflicher Sicht.
     
    Da die drei Schwestern im gleichen Sanatorium arbeiteten, war es nie ganz leicht, einen Termin zu finden, an dem sie alle freihatten. Dennoch gingen sie mindestens einmal im Monat aus, um etwas »Nahrhaftes« zu essen, Alkohol zu trinken, Karaoke zu singen, ein bisschen über die Stränge zu schlagen und sich abzureagieren. Hin und wieder brauchten sie einfach eine Abwechslung. Das Kleinstadtleben war eintönig, und außer den Ärzten und den anderen Schwestern gab es für sie nur die alten Menschen, die ihre Energie und ihr Gedächtnis verloren hatten.
    Jedenfalls zechten und schmausten die drei Krankenschwestern ausgiebig. Tengo konnte kaum mithalten. Deshalb saß er dabei, während sie sich fröhlich feierten, machte brav mit, aß die angemessene Menge Fleisch und trank Fassbier, passte aber auf, nicht allzu betrunken zu werden. Als sie das Grillrestaurant verließen, gingen sie noch um die Ecke in eine Imbissbar, kauften eine Flasche Whiskey und sangen Karaoke. Die drei Krankenschwestern gaben der Reihe nach ihr Repertoire und dann gemeinsam eine Nummer der Candies mit der entsprechenden Choreographie zum Besten. Ob sie geübt hatten? Ihr Tanz wirkte ziemlich professionell. Tengo war nicht gerade ein begnadeter Karaoke-Sänger, aber auch er sang aus einer vagen Erinnerung heraus eine Strophe aus einem Lied von Yosui Inoue.
    Selbst die junge, für gewöhnlich nicht sehr gesprächige Schwester Adachi machte der Alkohol lustig und ein bisschen verwegen. Ihre ohnehin roten Wangen glühten, als habe sie einen Sonnenbrand. Sie kicherte über jeden Witz und schmiegte sich wie selbstverständlich an Tengos Schulter. Die hochgewachsene Schwester Omura, heute ohne Kugelschreiber im Haar, trug ein blassblaues Kleid. Mit offenem Haar wirkte sie drei oder vier Jahre jünger. Auch ihre Stimme klang fast eine Oktave tiefer. Sie hatte eine weniger forsche, dienstliche Ausstrahlung, und ihre Bewegungen waren weicher, sodass sie fast wie ein anderer Mensch erschien. Nur Schwester Tamura mit der Brille wirkte völlig unverändert.
    »Eine Nachbarin passt auf die Kinder auf«, sagte Schwester Omura zu Tengo. »Mein Mann hat Nachtschicht und ist nicht zu Hause. Also kann ich mich nach Herzenslust amüsieren. Etwas Abwechslung ist sehr wichtig. Finden Sie doch auch, nicht wahr, Tengo?«
    Keine der Schwestern redete ihn mit »Herr Kawana« an, alle sagten einfach Tengo. Aus irgendeinem Grund schien es den meisten Menschen ganz natürlich, ihn beim Vornamen zu nennen. Selbst die Schüler an der Yobiko taten dies hinter seinem Rücken.
    »Unbedingt«, pflichtete er ihr bei.
    »Wissen Sie, wir brauchen das«, sagte Schwester Tamura, während sie an ihrem Suntory Old mit Wasser nippte. »Schließlich sind wir auch nur Menschen aus Fleisch und Blut.«
    »Ohne Uniform sind wir ganz gewöhnliche Frauen.« Schwester Adachi kicherte vor sich hin, als habe sie etwas sehr Witziges gesagt.
    »Also, lieber Tengo«, sagte Schwester Omura. »Dürfte ich Sie einmal etwas fragen?«
    »Was denn?«
    »Haben Sie eine Freundin?«
    »Ja, das würde ich auch gern wissen«, sagte Schwester Adachi, während sie mit ihren großen weißen Zähnen an einem Maiskolben knabberte.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Das macht nichts«, sagte die welterfahrene

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